Lebt wohl, bald ist der letzte Vers Des Lebensliedes aus, Doch seiner vielen Strophen klang Nicht jede blos für's Haus.
Und klingen sie im Alter gleich Nicht kräftig mehr und klar, So denk ich doch sehr gern der Zeit, Wo alles anders war.
Mein gutes Weib gieng schon voran, Alleinseyn ist nicht gut: Jch folg ihr drum gern bald dahin, Wo man nur Gutes thut.
Vom Leben und für's Leben ist Erinnrung Hauptgewinn; Dank für das Frohgenoßne giebt Auch für den Rest noch Sinn.
Jst gleich schon abgebraucht der Stahl, Mit dem die Schneid' geprunkt, Trift auch das Aug, jetzt schwach, nicht mehr Beym Schuß den Scheibenpunkt.
Benimmt der Taufscheintag dem Schlaf, Dem Wein und Brod die Kraft,
Den 17ten Auguſt 1813.
Lebt wohl, bald iſt der letzte Vers Des Lebensliedes aus, Doch ſeiner vielen Strophen klang Nicht jede blos fuͤr’s Haus.
Und klingen ſie im Alter gleich Nicht kraͤftig mehr und klar, So denk ich doch ſehr gern der Zeit, Wo alles anders war.
Mein gutes Weib gieng ſchon voran, Alleinſeyn iſt nicht gut: Jch folg ihr drum gern bald dahin, Wo man nur Gutes thut.
Vom Leben und fuͤr’s Leben iſt Erinnrung Hauptgewinn; Dank fuͤr das Frohgenoßne giebt Auch fuͤr den Reſt noch Sinn.
Jſt gleich ſchon abgebraucht der Stahl, Mit dem die Schneid’ geprunkt, Trift auch das Aug, jetzt ſchwach, nicht mehr Beym Schuß den Scheibenpunkt.
Benimmt der Taufſcheintag dem Schlaf, Dem Wein und Brod die Kraft,
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Den 17ten Auguſt 1813.
Lebt wohl, bald iſt der letzte Vers
Des Lebensliedes aus,
Doch ſeiner vielen Strophen klang
Nicht jede blos fuͤr’s Haus.
Und klingen ſie im Alter gleich
Nicht kraͤftig mehr und klar,
So denk ich doch ſehr gern der Zeit,
Wo alles anders war.
Mein gutes Weib gieng ſchon voran,
Alleinſeyn iſt nicht gut:
Jch folg ihr drum gern bald dahin,
Wo man nur Gutes thut.
Vom Leben und fuͤr’s Leben iſt
Erinnrung Hauptgewinn;
Dank fuͤr das Frohgenoßne giebt
Auch fuͤr den Reſt noch Sinn.
Jſt gleich ſchon abgebraucht der Stahl,
Mit dem die Schneid’ geprunkt,
Trift auch das Aug, jetzt ſchwach, nicht
mehr
Beym Schuß den Scheibenpunkt.
Benimmt der Taufſcheintag dem Schlaf,
Dem Wein und Brod die Kraft,
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/479>, abgerufen am 22.11.2024.
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