ten zerstörte und ihn zu seiner noch jetzigen Eingezogenheit in Königsberg bewog.
Auch mischte ich mich nie in die Spiele der Schulcameraden, trieb aber mit allen Bücherhandel, wobey ich nur immer mehr Bücher zu gewinnen suchte, und dessen Fort- setzung auf der Universität, wo ich alle mir vorkommende Catalogos las, mir zu einer nicht unbedeutenden Bücherkenntniß verhalf. Außer der Schule sah' ich oft den jüngsten Sohn des Consistorialrath Lindner, der ein halbes Jahr vor mir aus dem Collegio Fri- dericiano dimittirt und ein feiner Kopf war. Ganz der classischen Litteratur gewidmet, trieb dieser in der Folge das Erziehungswe- sen auf dem Brauuschweiger Carolino und hernach in Curland, wurde darauf Doktor der Arzeneygelahrtheit, begab sich dann auf vieljährige Reisen, die er auch noch nicht vollendet hat, vermuthlich aber wohl nach seinem letzten Briefe vom Merz 1815 in Straßburg beschließen wird, welche Stadt ihm vor allen durchzogenen Oertern am be- sten zugesprochen zu haben scheint.
Jn meiner letzten Schulzeit war mein größtes Vergnügen, wenn ich ganz allein in einem auf dem Roßgarten gelegenen, damals
ten zerſtoͤrte und ihn zu ſeiner noch jetzigen Eingezogenheit in Koͤnigsberg bewog.
Auch miſchte ich mich nie in die Spiele der Schulcameraden, trieb aber mit allen Buͤcherhandel, wobey ich nur immer mehr Buͤcher zu gewinnen ſuchte, und deſſen Fort- ſetzung auf der Univerſitaͤt, wo ich alle mir vorkommende Catalogos las, mir zu einer nicht unbedeutenden Buͤcherkenntniß verhalf. Außer der Schule ſah’ ich oft den juͤngſten Sohn des Conſiſtorialrath Lindner, der ein halbes Jahr vor mir aus dem Collegio Fri- dericiano dimittirt und ein feiner Kopf war. Ganz der claſſiſchen Litteratur gewidmet, trieb dieſer in der Folge das Erziehungswe- ſen auf dem Brauuſchweiger Carolino und hernach in Curland, wurde darauf Doktor der Arzeneygelahrtheit, begab ſich dann auf vieljaͤhrige Reiſen, die er auch noch nicht vollendet hat, vermuthlich aber wohl nach ſeinem letzten Briefe vom Merz 1815 in Straßburg beſchließen wird, welche Stadt ihm vor allen durchzogenen Oertern am be- ſten zugeſprochen zu haben ſcheint.
Jn meiner letzten Schulzeit war mein groͤßtes Vergnuͤgen, wenn ich ganz allein in einem auf dem Roßgarten gelegenen, damals
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0051"n="34"/>
ten zerſtoͤrte und ihn zu ſeiner noch jetzigen<lb/>
Eingezogenheit in Koͤnigsberg bewog.</p><lb/><p>Auch miſchte ich mich nie in die Spiele<lb/>
der Schulcameraden, trieb aber mit allen<lb/>
Buͤcherhandel, wobey ich nur immer mehr<lb/>
Buͤcher zu gewinnen ſuchte, und deſſen Fort-<lb/>ſetzung auf der Univerſitaͤt, wo ich alle mir<lb/>
vorkommende Catalogos las, mir zu einer<lb/>
nicht unbedeutenden Buͤcherkenntniß verhalf.<lb/>
Außer der Schule ſah’ ich oft den juͤngſten<lb/>
Sohn des Conſiſtorialrath Lindner, der ein<lb/>
halbes Jahr vor mir aus dem Collegio Fri-<lb/>
dericiano dimittirt und ein feiner Kopf war.<lb/>
Ganz der claſſiſchen Litteratur gewidmet,<lb/>
trieb dieſer in der Folge das Erziehungswe-<lb/>ſen auf dem Brauuſchweiger Carolino und<lb/>
hernach in Curland, wurde darauf Doktor<lb/>
der Arzeneygelahrtheit, begab ſich dann auf<lb/>
vieljaͤhrige Reiſen, die er auch noch nicht<lb/>
vollendet hat, vermuthlich aber wohl nach<lb/>ſeinem letzten Briefe vom Merz 1815 in<lb/>
Straßburg beſchließen wird, welche Stadt<lb/>
ihm vor allen durchzogenen Oertern am be-<lb/>ſten zugeſprochen zu haben ſcheint.</p><lb/><p>Jn meiner letzten Schulzeit war mein<lb/>
groͤßtes Vergnuͤgen, wenn ich ganz allein in<lb/>
einem auf dem Roßgarten gelegenen, damals<lb/></p></div></body></text></TEI>
[34/0051]
ten zerſtoͤrte und ihn zu ſeiner noch jetzigen
Eingezogenheit in Koͤnigsberg bewog.
Auch miſchte ich mich nie in die Spiele
der Schulcameraden, trieb aber mit allen
Buͤcherhandel, wobey ich nur immer mehr
Buͤcher zu gewinnen ſuchte, und deſſen Fort-
ſetzung auf der Univerſitaͤt, wo ich alle mir
vorkommende Catalogos las, mir zu einer
nicht unbedeutenden Buͤcherkenntniß verhalf.
Außer der Schule ſah’ ich oft den juͤngſten
Sohn des Conſiſtorialrath Lindner, der ein
halbes Jahr vor mir aus dem Collegio Fri-
dericiano dimittirt und ein feiner Kopf war.
Ganz der claſſiſchen Litteratur gewidmet,
trieb dieſer in der Folge das Erziehungswe-
ſen auf dem Brauuſchweiger Carolino und
hernach in Curland, wurde darauf Doktor
der Arzeneygelahrtheit, begab ſich dann auf
vieljaͤhrige Reiſen, die er auch noch nicht
vollendet hat, vermuthlich aber wohl nach
ſeinem letzten Briefe vom Merz 1815 in
Straßburg beſchließen wird, welche Stadt
ihm vor allen durchzogenen Oertern am be-
ſten zugeſprochen zu haben ſcheint.
Jn meiner letzten Schulzeit war mein
groͤßtes Vergnuͤgen, wenn ich ganz allein in
einem auf dem Roßgarten gelegenen, damals
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/51>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.