"mit Einsicht und Scharfsinn, mit Sach- "kenntniß und Kraft, betrieb er alle Ge- "schäfte mit wahrem Diensteifer, großer "Einsicht und der musterhaftesten Ordnung; "die seiner Leitung anvertrauten Provinzen "verdanken ihm sehr viel nützliche Anstalten, "Neuostpreussen seine damaligen Schulanstal- "ten, mithin seine Bildung. Er kannte tref- "lich jenen Ausspruch des Plinius: rebus "gerendis pauca capita sufficiunt, multis "opus est manibus. Eine schöne Anwen- "dung dieser Worte und ein redendes Denk- "mal seiner glühenden Vaterlandsliebe ist "die berühmte Charte von Preussen, die, "seinen Namen führend, denselben verewigt. "Die Lücken der früher, nach dem Geist der "damaligen Zeit, vernachläßigten wissenschaft- "lichen Bildung füllte er später durch den "unermüdlichsten Fleiß und eine große Be- "lesenheit aus. Beförderungsmittel hierzu "waren eine ausgesuchte Bibliothek, seltne "Sprachkenntnisse und der fortwahrende "Umgang mit Gelehrten und Künstlern. "Hierbey verdient Kant eine besondre Er- "wähnung, der, so ungern er sich aus "Königsberg entfernte, dennoch einige Zeit "auf dem Lande (Wohnsdorf, das damals "noch des Ministers alter Vater besaß) ver- "lebte. Eine durchaus merkliche Festigkeit "seines Charakters, verbunden mit einem "gewissen Anstrich von Härte, der in seinem "Bildniß vor einem Bande der neuen Ber-
„mit Einſicht und Scharfſinn, mit Sach- „kenntniß und Kraft, betrieb er alle Ge- „ſchaͤfte mit wahrem Dienſteifer, großer „Einſicht und der muſterhafteſten Ordnung; „die ſeiner Leitung anvertrauten Provinzen „verdanken ihm ſehr viel nuͤtzliche Anſtalten, „Neuoſtpreuſſen ſeine damaligen Schulanſtal- „ten, mithin ſeine Bildung. Er kannte tref- „lich jenen Ausſpruch des Plinius: rebus „gerendis pauca capita ſufficiunt, multis „opus eſt manibus. Eine ſchoͤne Anwen- „dung dieſer Worte und ein redendes Denk- „mal ſeiner gluͤhenden Vaterlandsliebe iſt „die beruͤhmte Charte von Preuſſen, die, „ſeinen Namen fuͤhrend, denſelben verewigt. „Die Luͤcken der fruͤher, nach dem Geiſt der „damaligen Zeit, vernachlaͤßigten wiſſenſchaft- „lichen Bildung fuͤllte er ſpaͤter durch den „unermuͤdlichſten Fleiß und eine große Be- „leſenheit aus. Befoͤrderungsmittel hierzu „waren eine ausgeſuchte Bibliothek, ſeltne „Sprachkenntniſſe und der fortwahrende „Umgang mit Gelehrten und Kuͤnſtlern. „Hierbey verdient Kant eine beſondre Er- „waͤhnung, der, ſo ungern er ſich aus „Koͤnigsberg entfernte, dennoch einige Zeit „auf dem Lande (Wohnsdorf, das damals „noch des Miniſters alter Vater beſaß) ver- „lebte. Eine durchaus merkliche Feſtigkeit „ſeines Charakters, verbunden mit einem „gewiſſen Anſtrich von Haͤrte, der in ſeinem „Bildniß vor einem Bande der neuen Ber-
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„mit Einſicht und Scharfſinn, mit Sach-
„kenntniß und Kraft, betrieb er alle Ge-
„ſchaͤfte mit wahrem Dienſteifer, großer
„Einſicht und der muſterhafteſten Ordnung;
„die ſeiner Leitung anvertrauten Provinzen
„verdanken ihm ſehr viel nuͤtzliche Anſtalten,
„Neuoſtpreuſſen ſeine damaligen Schulanſtal-
„ten, mithin ſeine Bildung. Er kannte tref-
„lich jenen Ausſpruch des Plinius: rebus
„gerendis pauca capita ſufficiunt, multis
„opus eſt manibus. Eine ſchoͤne Anwen-
„dung dieſer Worte und ein redendes Denk-
„mal ſeiner gluͤhenden Vaterlandsliebe iſt
„die beruͤhmte Charte von Preuſſen, die,
„ſeinen Namen fuͤhrend, denſelben verewigt.
„Die Luͤcken der fruͤher, nach dem Geiſt der
„damaligen Zeit, vernachlaͤßigten wiſſenſchaft-
„lichen Bildung fuͤllte er ſpaͤter durch den
„unermuͤdlichſten Fleiß und eine große Be-
„leſenheit aus. Befoͤrderungsmittel hierzu
„waren eine ausgeſuchte Bibliothek, ſeltne
„Sprachkenntniſſe und der fortwahrende
„Umgang mit Gelehrten und Kuͤnſtlern.
„Hierbey verdient Kant eine beſondre Er-
„waͤhnung, der, ſo ungern er ſich aus
„Koͤnigsberg entfernte, dennoch einige Zeit
„auf dem Lande (Wohnsdorf, das damals
„noch des Miniſters alter Vater beſaß) ver-
„lebte. Eine durchaus merkliche Feſtigkeit
„ſeines Charakters, verbunden mit einem
„gewiſſen Anſtrich von Haͤrte, der in ſeinem
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/512>, abgerufen am 22.11.2024.
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