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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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Pahl in der Herda, und Herr von Kotzebue im ersten
Bande seiner Geschichte des deutschen Reichs. *)

Wird man es nicht für das Unglück eines klugen,
aber zugleich leidenschaftlich ehrgeitzigen Mannes halten
müssen, in einer Zeit geboren zu seyn, in der seine
Wahrnehmung der Beschaffenheit der übrigen Regenten
ihn im Tumult der Kriegsglücksbegünstigung zum Miß-
brauch seiner Kraftüberlegenheit so lange aufreizt, bis
er entweder Alles niederschlägt, oder ins Schwerdt
seiner eignen Größe stürzt. **) Sollte nicht Napoleon

"garben zusammen mähte." (Siehe Heidelbergsche
Annalen von 1811. Nr. 3. und von 1812. Nr. 73.
*) Wenn der Geschichtschreiber, der alles in ein
schlechtes oder schiefes Licht stellt, eben so sehr
wider Pflicht und Kunst handelt, wie der, der
alles zum besten kehren will, so hat meines
Erachtens Herr von Kotzebue Unrecht, indem er
Kaiser Carl eben so behandelt, wie er einst die
deutschen Ritter in seiner Geschichte Preussens be-
handelt hat. Fast scheint es, er habe, um den
Kaiser Carl zu zeichnen, einen ihm so sehr ge-
häßigen Napoleon unter sein Papier geschoben,
ob er gleich S. 200, nachdem er den von ihm
mit Recht erhobnen K. Heinrich I., wegen seiner
an den Brennaburgern genommnen grausamen
Rache, getadelt, den Geschichtschreiber nichts-
würdig
nennt, der nur Einen Augenblick seines
hohen Berufs (ein Wortführer der Nemesis zu
seyn) vergißt. Wie konnte er, der dem Sohne
Carls den Beinamen des Heiligen nicht be-
streitet, dem Vater den Beinamen des Großen
verweigern?
**) Jn Nr. 52 der Allgemeinen Zeitung von 1816,
fand ich von ihm S. 206 folgendes: "von vielem
"Bösen, das durch ihn geschah, lag nicht der
"Keim im Grund seiner Seele, sondern in den
"Umständen, die sich auf der Peripherie seines

Pahl in der Herda, und Herr von Kotzebue im erſten
Bande ſeiner Geſchichte des deutſchen Reichs. *)

Wird man es nicht fuͤr das Ungluͤck eines klugen,
aber zugleich leidenſchaftlich ehrgeitzigen Mannes halten
muͤſſen, in einer Zeit geboren zu ſeyn, in der ſeine
Wahrnehmung der Beſchaffenheit der uͤbrigen Regenten
ihn im Tumult der Kriegsgluͤcksbeguͤnſtigung zum Miß-
brauch ſeiner Kraftuͤberlegenheit ſo lange aufreizt, bis
er entweder Alles niederſchlaͤgt, oder ins Schwerdt
ſeiner eignen Groͤße ſtuͤrzt. **) Sollte nicht Napoleon

„garben zuſammen maͤhte.“ (Siehe Heidelbergſche
Annalen von 1811. Nr. 3. und von 1812. Nr. 73.
*) Wenn der Geſchichtſchreiber, der alles in ein
ſchlechtes oder ſchiefes Licht ſtellt, eben ſo ſehr
wider Pflicht und Kunſt handelt, wie der, der
alles zum beſten kehren will, ſo hat meines
Erachtens Herr von Kotzebue Unrecht, indem er
Kaiſer Carl eben ſo behandelt, wie er einſt die
deutſchen Ritter in ſeiner Geſchichte Preuſſens be-
handelt hat. Faſt ſcheint es, er habe, um den
Kaiſer Carl zu zeichnen, einen ihm ſo ſehr ge-
haͤßigen Napoleon unter ſein Papier geſchoben,
ob er gleich S. 200, nachdem er den von ihm
mit Recht erhobnen K. Heinrich I., wegen ſeiner
an den Brennaburgern genommnen grauſamen
Rache, getadelt, den Geſchichtſchreiber nichts-
wuͤrdig
nennt, der nur Einen Augenblick ſeines
hohen Berufs (ein Wortfuͤhrer der Nemeſis zu
ſeyn) vergißt. Wie konnte er, der dem Sohne
Carls den Beinamen des Heiligen nicht be-
ſtreitet, dem Vater den Beinamen des Großen
verweigern?
**) Jn Nr. 52 der Allgemeinen Zeitung von 1816,
fand ich von ihm S. 206 folgendes: „von vielem
„Boͤſen, das durch ihn geſchah, lag nicht der
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[0551] Pahl in der Herda, und Herr von Kotzebue im erſten Bande ſeiner Geſchichte des deutſchen Reichs. *) Wird man es nicht fuͤr das Ungluͤck eines klugen, aber zugleich leidenſchaftlich ehrgeitzigen Mannes halten muͤſſen, in einer Zeit geboren zu ſeyn, in der ſeine Wahrnehmung der Beſchaffenheit der uͤbrigen Regenten ihn im Tumult der Kriegsgluͤcksbeguͤnſtigung zum Miß- brauch ſeiner Kraftuͤberlegenheit ſo lange aufreizt, bis er entweder Alles niederſchlaͤgt, oder ins Schwerdt ſeiner eignen Groͤße ſtuͤrzt. **) Sollte nicht Napoleon *) *) Wenn der Geſchichtſchreiber, der alles in ein ſchlechtes oder ſchiefes Licht ſtellt, eben ſo ſehr wider Pflicht und Kunſt handelt, wie der, der alles zum beſten kehren will, ſo hat meines Erachtens Herr von Kotzebue Unrecht, indem er Kaiſer Carl eben ſo behandelt, wie er einſt die deutſchen Ritter in ſeiner Geſchichte Preuſſens be- handelt hat. Faſt ſcheint es, er habe, um den Kaiſer Carl zu zeichnen, einen ihm ſo ſehr ge- haͤßigen Napoleon unter ſein Papier geſchoben, ob er gleich S. 200, nachdem er den von ihm mit Recht erhobnen K. Heinrich I., wegen ſeiner an den Brennaburgern genommnen grauſamen Rache, getadelt, den Geſchichtſchreiber nichts- wuͤrdig nennt, der nur Einen Augenblick ſeines hohen Berufs (ein Wortfuͤhrer der Nemeſis zu ſeyn) vergißt. Wie konnte er, der dem Sohne Carls den Beinamen des Heiligen nicht be- ſtreitet, dem Vater den Beinamen des Großen verweigern? **) Jn Nr. 52 der Allgemeinen Zeitung von 1816, fand ich von ihm S. 206 folgendes: „von vielem „Boͤſen, das durch ihn geſchah, lag nicht der „Keim im Grund ſeiner Seele, ſondern in den „Umſtaͤnden, die ſich auf der Peripherie ſeines *) „garben zuſammen maͤhte.“ (Siehe Heidelbergſche Annalen von 1811. Nr. 3. und von 1812. Nr. 73.

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/551>, abgerufen am 22.11.2024.