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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859.

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Unmittelbar aus der Idee des Lichts folgt, daß es als die be-
sondere
Einheit nur unter der Bedingung eines Gegensatzes erscheinen
könne. Es ist die im Realen durchbrechende ideale Einheit. Soll es
als diese erscheinen, so muß es als Zurückbildung der Differenz in
die Identität erscheinen, aber nicht als absolute (denn in der Abso-
lutheit wird die Einheit nicht als die besondere unterschieden), demnach
bloß in relativer Identität. -- Nun ist aber das Besondere oder die
Differenz für sich nichts als die Negation des Allgemeinen oder der
Identität. Nur inwiefern sich das Allgemeine, die Identität selbst in
das Besondere verwandelt, ist es reell (deßwegen die Einformung der
Einheit in die Vielheit die reale Einheit ist). Wenn also in der
idealen Einheit oder in der Zurückbildung des Besonderen ins Absolute
das Besondere noch als solches unterschieden werden soll, kann es nur
als Negation unterschieden werden. Demnach wird sich das Allge-
meine und Besondere in der Erscheinung der idealen Einheit nur als
Realität und Privation, also, weil das Allgemeine Licht ist, nur als
Licht und Nicht-Licht verhalten können, oder die Besonderheit wird in
dem Allgemeinen nur als Privation oder Begrenzung der Realität dar-
gestellt werden können.

§. 85. Die Kunstform, welche die ideale Einheit in
ihrer Unterscheidbarkeit zum Symbol nimmt, ist die Ma-
lerei
. -- Folgt unmittelbar aus den vorhergehenden Sätzen. Denn
die ideale Einheit in ihrer Relativität erscheint innerhalb der Natur
durch den Gegensatz des Lichts und Nicht-Lichts. Aber eben desselben
bedient sich die Malerei zum Mittel ihrer Darstellung.

Anmerkung. Die ferneren Bestimmungen der Malerei folgen
von selbst aus dem ersten Begriff.

§. 86. Die nothwendige Form der Malerei ist die auf-
gehobene Succession
. -- Dieser Satz fließt unmittelbar aus dem
schon in §. 77 bewiesenen Begriff der Zeit. Die Einbildung der Ein-
heit in die Vielheit ist Zeit. Da nun Malerei vielmehr auf der ent-
gegengesetzten Einheit, der Einbildung der Vielheit in die Einheit beruht,
so ist die nothwendige Form derselben die aufgehobene Succession.

Unmittelbar aus der Idee des Lichts folgt, daß es als die be-
ſondere
Einheit nur unter der Bedingung eines Gegenſatzes erſcheinen
könne. Es iſt die im Realen durchbrechende ideale Einheit. Soll es
als dieſe erſcheinen, ſo muß es als Zurückbildung der Differenz in
die Identität erſcheinen, aber nicht als abſolute (denn in der Abſo-
lutheit wird die Einheit nicht als die beſondere unterſchieden), demnach
bloß in relativer Identität. — Nun iſt aber das Beſondere oder die
Differenz für ſich nichts als die Negation des Allgemeinen oder der
Identität. Nur inwiefern ſich das Allgemeine, die Identität ſelbſt in
das Beſondere verwandelt, iſt es reell (deßwegen die Einformung der
Einheit in die Vielheit die reale Einheit iſt). Wenn alſo in der
idealen Einheit oder in der Zurückbildung des Beſonderen ins Abſolute
das Beſondere noch als ſolches unterſchieden werden ſoll, kann es nur
als Negation unterſchieden werden. Demnach wird ſich das Allge-
meine und Beſondere in der Erſcheinung der idealen Einheit nur als
Realität und Privation, alſo, weil das Allgemeine Licht iſt, nur als
Licht und Nicht-Licht verhalten können, oder die Beſonderheit wird in
dem Allgemeinen nur als Privation oder Begrenzung der Realität dar-
geſtellt werden können.

§. 85. Die Kunſtform, welche die ideale Einheit in
ihrer Unterſcheidbarkeit zum Symbol nimmt, iſt die Ma-
lerei
. — Folgt unmittelbar aus den vorhergehenden Sätzen. Denn
die ideale Einheit in ihrer Relativität erſcheint innerhalb der Natur
durch den Gegenſatz des Lichts und Nicht-Lichts. Aber eben deſſelben
bedient ſich die Malerei zum Mittel ihrer Darſtellung.

Anmerkung. Die ferneren Beſtimmungen der Malerei folgen
von ſelbſt aus dem erſten Begriff.

§. 86. Die nothwendige Form der Malerei iſt die auf-
gehobene Succeſſion
. — Dieſer Satz fließt unmittelbar aus dem
ſchon in §. 77 bewieſenen Begriff der Zeit. Die Einbildung der Ein-
heit in die Vielheit iſt Zeit. Da nun Malerei vielmehr auf der ent-
gegengeſetzten Einheit, der Einbildung der Vielheit in die Einheit beruht,
ſo iſt die nothwendige Form derſelben die aufgehobene Succeſſion.

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[517/0193] Unmittelbar aus der Idee des Lichts folgt, daß es als die be- ſondere Einheit nur unter der Bedingung eines Gegenſatzes erſcheinen könne. Es iſt die im Realen durchbrechende ideale Einheit. Soll es als dieſe erſcheinen, ſo muß es als Zurückbildung der Differenz in die Identität erſcheinen, aber nicht als abſolute (denn in der Abſo- lutheit wird die Einheit nicht als die beſondere unterſchieden), demnach bloß in relativer Identität. — Nun iſt aber das Beſondere oder die Differenz für ſich nichts als die Negation des Allgemeinen oder der Identität. Nur inwiefern ſich das Allgemeine, die Identität ſelbſt in das Beſondere verwandelt, iſt es reell (deßwegen die Einformung der Einheit in die Vielheit die reale Einheit iſt). Wenn alſo in der idealen Einheit oder in der Zurückbildung des Beſonderen ins Abſolute das Beſondere noch als ſolches unterſchieden werden ſoll, kann es nur als Negation unterſchieden werden. Demnach wird ſich das Allge- meine und Beſondere in der Erſcheinung der idealen Einheit nur als Realität und Privation, alſo, weil das Allgemeine Licht iſt, nur als Licht und Nicht-Licht verhalten können, oder die Beſonderheit wird in dem Allgemeinen nur als Privation oder Begrenzung der Realität dar- geſtellt werden können. §. 85. Die Kunſtform, welche die ideale Einheit in ihrer Unterſcheidbarkeit zum Symbol nimmt, iſt die Ma- lerei. — Folgt unmittelbar aus den vorhergehenden Sätzen. Denn die ideale Einheit in ihrer Relativität erſcheint innerhalb der Natur durch den Gegenſatz des Lichts und Nicht-Lichts. Aber eben deſſelben bedient ſich die Malerei zum Mittel ihrer Darſtellung. Anmerkung. Die ferneren Beſtimmungen der Malerei folgen von ſelbſt aus dem erſten Begriff. §. 86. Die nothwendige Form der Malerei iſt die auf- gehobene Succeſſion. — Dieſer Satz fließt unmittelbar aus dem ſchon in §. 77 bewieſenen Begriff der Zeit. Die Einbildung der Ein- heit in die Vielheit iſt Zeit. Da nun Malerei vielmehr auf der ent- gegengeſetzten Einheit, der Einbildung der Vielheit in die Einheit beruht, ſo iſt die nothwendige Form derſelben die aufgehobene Succeſſion.

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/193>, abgerufen am 21.11.2024.