und nur um ihrer selbst willen zu seyn scheinen, diese aber immer einen bestimmten Zweck haben, und schon dadurch sind die beiden letzten Gattungen in die Sphäre der Subjektivität gewiesen. Vergleichen wir ferner Elegie und Idylle unter sich, so sind sich beide dadurch gleich, daß sie auf einen universellen und objektiven Stoff Verzicht thun, daß jene den Zustand oder die Begebenheit eines Individuums, aber objek- tiv behandelt, diese den Zustand und das Leben einer Gattung darstellt, die überhaupt isolirt ist und eine besondere Welt bildet, nicht nur in sogenannten Hirtengedichten, sondern auch in anderen Arten, z. B. in häuslichen Idyllen, ja in denen nur z. B. eine Liebe, welche die Lie- benden ganz auf sich beschränkt und die Welt außer sich vergessen macht, dargestellt wird, wie in Voßens Luise. Verschieden sind aber beide eben dadurch wieder, daß die Elegie mehr zu dem Lyrischen, die Idylle dagegen nothwendigerweise mehr zu dem Dramatischen sich hinneigt.
Man kann nun Elegie und Idylle gemeinschaftlich wieder dem Lehrgedicht und der Satyre so entgegensetzen, daß in jenen der Stoff oder Gegenstand beschränkt, und insofern, wenn man will, subjektiv, dagegen der Ort der Darstellung allgemein und objektiv ist, während in diesen der Stoff oder Gegenstand allgemein, dafür aber die Dar- stellung oder das Princip, von dem sie ausgehen, subjektiv ist.
Lehrgedicht und Satyre können sich daher auch, weil sie sich von der einen Seite in Ansehung des Stoffs gleich sind, eben deßwegen von der andern Seite als subjektiv und objektiv auch nur durch den Stoff entgegengesetzt seyn. Der des Lehrgedichts ist der subjektive, weil er im Wissen liegt, der der Satyre ist der objektive, weil sie sich auf das Handeln bezieht, welches objektiver ist als das Wissen. Das Princip der Darstellung ist aber in beiden subjektiv. Dort liegt es im Geist, hier mehr im Gemüth und der sittlichen Stimmung.
Kurze Betrachtung dieser Gattungen im Einzelnen.
Ich will keine Definitionen geben. Jede Art der Kunst ist nur durch ihre Stelle bestimmt, diese ist ihre Erklärung. Uebrigens aber mag sie dieser Stelle entsprechen, auf welche Weise sie will. Jeder
und nur um ihrer ſelbſt willen zu ſeyn ſcheinen, dieſe aber immer einen beſtimmten Zweck haben, und ſchon dadurch ſind die beiden letzten Gattungen in die Sphäre der Subjektivität gewieſen. Vergleichen wir ferner Elegie und Idylle unter ſich, ſo ſind ſich beide dadurch gleich, daß ſie auf einen univerſellen und objektiven Stoff Verzicht thun, daß jene den Zuſtand oder die Begebenheit eines Individuums, aber objek- tiv behandelt, dieſe den Zuſtand und das Leben einer Gattung darſtellt, die überhaupt iſolirt iſt und eine beſondere Welt bildet, nicht nur in ſogenannten Hirtengedichten, ſondern auch in anderen Arten, z. B. in häuslichen Idyllen, ja in denen nur z. B. eine Liebe, welche die Lie- benden ganz auf ſich beſchränkt und die Welt außer ſich vergeſſen macht, dargeſtellt wird, wie in Voßens Luiſe. Verſchieden ſind aber beide eben dadurch wieder, daß die Elegie mehr zu dem Lyriſchen, die Idylle dagegen nothwendigerweiſe mehr zu dem Dramatiſchen ſich hinneigt.
Man kann nun Elegie und Idylle gemeinſchaftlich wieder dem Lehrgedicht und der Satyre ſo entgegenſetzen, daß in jenen der Stoff oder Gegenſtand beſchränkt, und inſofern, wenn man will, ſubjektiv, dagegen der Ort der Darſtellung allgemein und objektiv iſt, während in dieſen der Stoff oder Gegenſtand allgemein, dafür aber die Dar- ſtellung oder das Princip, von dem ſie ausgehen, ſubjektiv iſt.
Lehrgedicht und Satyre können ſich daher auch, weil ſie ſich von der einen Seite in Anſehung des Stoffs gleich ſind, eben deßwegen von der andern Seite als ſubjektiv und objektiv auch nur durch den Stoff entgegengeſetzt ſeyn. Der des Lehrgedichts iſt der ſubjektive, weil er im Wiſſen liegt, der der Satyre iſt der objektive, weil ſie ſich auf das Handeln bezieht, welches objektiver iſt als das Wiſſen. Das Princip der Darſtellung iſt aber in beiden ſubjektiv. Dort liegt es im Geiſt, hier mehr im Gemüth und der ſittlichen Stimmung.
Kurze Betrachtung dieſer Gattungen im Einzelnen.
Ich will keine Definitionen geben. Jede Art der Kunſt iſt nur durch ihre Stelle beſtimmt, dieſe iſt ihre Erklärung. Uebrigens aber mag ſie dieſer Stelle entſprechen, auf welche Weiſe ſie will. Jeder
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und nur um ihrer ſelbſt willen zu ſeyn ſcheinen, dieſe aber immer
einen beſtimmten Zweck haben, und ſchon dadurch ſind die beiden letzten
Gattungen in die Sphäre der Subjektivität gewieſen. Vergleichen wir
ferner Elegie und Idylle unter ſich, ſo ſind ſich beide dadurch gleich,
daß ſie auf einen univerſellen und objektiven Stoff Verzicht thun, daß
jene den Zuſtand oder die Begebenheit eines Individuums, aber objek-
tiv behandelt, dieſe den Zuſtand und das Leben einer Gattung darſtellt,
die überhaupt iſolirt iſt und eine beſondere Welt bildet, nicht nur in
ſogenannten Hirtengedichten, ſondern auch in anderen Arten, z. B. in
häuslichen Idyllen, ja in denen nur z. B. eine Liebe, welche die Lie-
benden ganz auf ſich beſchränkt und die Welt außer ſich vergeſſen macht,
dargeſtellt wird, wie in Voßens Luiſe. Verſchieden ſind aber beide
eben dadurch wieder, daß die Elegie mehr zu dem Lyriſchen, die Idylle
dagegen nothwendigerweiſe mehr zu dem Dramatiſchen ſich hinneigt.
Man kann nun Elegie und Idylle gemeinſchaftlich wieder dem
Lehrgedicht und der Satyre ſo entgegenſetzen, daß in jenen der Stoff
oder Gegenſtand beſchränkt, und inſofern, wenn man will, ſubjektiv,
dagegen der Ort der Darſtellung allgemein und objektiv iſt, während
in dieſen der Stoff oder Gegenſtand allgemein, dafür aber die Dar-
ſtellung oder das Princip, von dem ſie ausgehen, ſubjektiv iſt.
Lehrgedicht und Satyre können ſich daher auch, weil ſie ſich von
der einen Seite in Anſehung des Stoffs gleich ſind, eben deßwegen
von der andern Seite als ſubjektiv und objektiv auch nur durch den
Stoff entgegengeſetzt ſeyn. Der des Lehrgedichts iſt der ſubjektive,
weil er im Wiſſen liegt, der der Satyre iſt der objektive, weil ſie ſich
auf das Handeln bezieht, welches objektiver iſt als das Wiſſen. Das
Princip der Darſtellung iſt aber in beiden ſubjektiv. Dort liegt es im
Geiſt, hier mehr im Gemüth und der ſittlichen Stimmung.
Kurze Betrachtung dieſer Gattungen im Einzelnen.
Ich will keine Definitionen geben. Jede Art der Kunſt iſt nur
durch ihre Stelle beſtimmt, dieſe iſt ihre Erklärung. Uebrigens aber
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. 659. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/335>, abgerufen am 22.11.2024.
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