Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

Es ist leicht, die Anwendung von dem Al¬
len auf die Analysis zu machen.

Die Stelle der Mathematik im allgemei¬
nen System des Wissens ist zur Genüge be¬
stimmt, ihre Beziehung auf das academische
Studium ergiebt sich daraus von selbst. Eine
Erkenntnißart, welche das Wissen über das
Gesetz der Causalverbindung, das im gemeinen
Wissen, wie in einem großen Theil der soge¬
nannten Wissenschaften herrschend ist, in
das Gebiet einer reinen Vernunftidentität er¬
hebt, bedarf keines äußern Zwecks. So sehr
man auch übrigens die großen Wirkungen der
Mathematik in ihrer Anwendung auf die allge¬
meinen Bewegungsgesetze, in der Astronomie und
Physik überhaupt, anerkennte, so wäre derje¬
nige doch nicht zur Erkenntniß der Absolutheit
dieser Wissenschaft gelangt, der sie nur um die¬
ser Folgen willen hochschätzte, und dieß über¬
haupt sowohl, als insbesondere weil diese zum
Theil nur einem Misbrauch der reinen Ver¬
nunftevidenz ihren Ursprung verdanken. Die
neuere Astronomie geht als Theorie auf nichts

Es iſt leicht, die Anwendung von dem Al¬
len auf die Analyſis zu machen.

Die Stelle der Mathematik im allgemei¬
nen Syſtem des Wiſſens iſt zur Genuͤge be¬
ſtimmt, ihre Beziehung auf das academiſche
Studium ergiebt ſich daraus von ſelbſt. Eine
Erkenntnißart, welche das Wiſſen uͤber das
Geſetz der Cauſalverbindung, das im gemeinen
Wiſſen, wie in einem großen Theil der ſoge¬
nannten Wiſſenſchaften herrſchend iſt, in
das Gebiet einer reinen Vernunftidentitaͤt er¬
hebt, bedarf keines aͤußern Zwecks. So ſehr
man auch uͤbrigens die großen Wirkungen der
Mathematik in ihrer Anwendung auf die allge¬
meinen Bewegungsgeſetze, in der Aſtronomie und
Phyſik uͤberhaupt, anerkennte, ſo waͤre derje¬
nige doch nicht zur Erkenntniß der Abſolutheit
dieſer Wiſſenſchaft gelangt, der ſie nur um die¬
ſer Folgen willen hochſchaͤtzte, und dieß uͤber¬
haupt ſowohl, als insbeſondere weil dieſe zum
Theil nur einem Misbrauch der reinen Ver¬
nunftevidenz ihren Urſprung verdanken. Die
neuere Aſtronomie geht als Theorie auf nichts

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0102" n="93"/>
        <p>Es i&#x017F;t leicht, die Anwendung von dem Al¬<lb/>
len auf die Analy&#x017F;is zu machen.</p><lb/>
        <p>Die Stelle der Mathematik im allgemei¬<lb/>
nen Sy&#x017F;tem des Wi&#x017F;&#x017F;ens i&#x017F;t zur Genu&#x0364;ge be¬<lb/>
&#x017F;timmt, ihre Beziehung auf das academi&#x017F;che<lb/>
Studium ergiebt &#x017F;ich daraus von &#x017F;elb&#x017F;t. Eine<lb/>
Erkenntnißart, welche das Wi&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;ber das<lb/>
Ge&#x017F;etz der Cau&#x017F;alverbindung, das im gemeinen<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en, wie in einem großen Theil der &#x017F;oge¬<lb/>
nannten Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften herr&#x017F;chend i&#x017F;t, in<lb/>
das Gebiet einer reinen Vernunftidentita&#x0364;t er¬<lb/>
hebt, bedarf keines a&#x0364;ußern Zwecks. So &#x017F;ehr<lb/>
man auch u&#x0364;brigens die großen Wirkungen der<lb/>
Mathematik in ihrer Anwendung auf die allge¬<lb/>
meinen Bewegungsge&#x017F;etze, in der A&#x017F;tronomie und<lb/>
Phy&#x017F;ik u&#x0364;berhaupt, anerkennte, &#x017F;o wa&#x0364;re derje¬<lb/>
nige doch nicht zur Erkenntniß der Ab&#x017F;olutheit<lb/>
die&#x017F;er Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft gelangt, der &#x017F;ie nur um die¬<lb/>
&#x017F;er Folgen willen hoch&#x017F;cha&#x0364;tzte, und dieß u&#x0364;ber¬<lb/>
haupt &#x017F;owohl, als insbe&#x017F;ondere weil die&#x017F;e zum<lb/>
Theil nur einem Misbrauch der reinen Ver¬<lb/>
nunftevidenz ihren Ur&#x017F;prung verdanken. Die<lb/>
neuere A&#x017F;tronomie geht als Theorie auf nichts<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0102] Es iſt leicht, die Anwendung von dem Al¬ len auf die Analyſis zu machen. Die Stelle der Mathematik im allgemei¬ nen Syſtem des Wiſſens iſt zur Genuͤge be¬ ſtimmt, ihre Beziehung auf das academiſche Studium ergiebt ſich daraus von ſelbſt. Eine Erkenntnißart, welche das Wiſſen uͤber das Geſetz der Cauſalverbindung, das im gemeinen Wiſſen, wie in einem großen Theil der ſoge¬ nannten Wiſſenſchaften herrſchend iſt, in das Gebiet einer reinen Vernunftidentitaͤt er¬ hebt, bedarf keines aͤußern Zwecks. So ſehr man auch uͤbrigens die großen Wirkungen der Mathematik in ihrer Anwendung auf die allge¬ meinen Bewegungsgeſetze, in der Aſtronomie und Phyſik uͤberhaupt, anerkennte, ſo waͤre derje¬ nige doch nicht zur Erkenntniß der Abſolutheit dieſer Wiſſenſchaft gelangt, der ſie nur um die¬ ſer Folgen willen hochſchaͤtzte, und dieß uͤber¬ haupt ſowohl, als insbeſondere weil dieſe zum Theil nur einem Misbrauch der reinen Ver¬ nunftevidenz ihren Urſprung verdanken. Die neuere Aſtronomie geht als Theorie auf nichts

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/102
Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/102>, abgerufen am 21.11.2024.