weil sie Wissenschaft ist. Es ist nicht zu ver¬ wundern, daß in einem Zeitalter, wo ein be¬ stimmter Dilettantismus sich fast über alle Ge¬ genstände verbreitet hat, auch das Heiligste ihm nicht entgehen konnte, und diese Art des Nichtkönnens oder Nichtwollens sich in die Re¬ ligion zurückzieht, um den höhern Anfoderun¬ gen zu entgehen.
Preis denen, die das Wesen der Religion neu verkündet, mit Leben und Energie darge¬ stellt und ihre Unabhängigkeit von Moral und Philosophie behauptet haben! Wenn sie wol¬ len, daß Religion nicht durch Philosophie er¬ langt werde, so müssen sie mit dem gleichen Grunde wollen, daß Religion nicht die Philo¬ sophie geben, oder an ihre Stelle treten könne. Was unabhängig von allem objectiven Vermö¬ gen erreicht werden kann, ist jene Harmonie mit sich selbst, die zur innern Schönheit wird; aber diese auch objectiv, es sey in Wissenschaft oder Kunst, darzustellen, ist eine von jener bloß subjectiven Genialität sehr verschiedene Auf¬ gabe. Die daher ihr an sich löbliches Bestre¬
weil ſie Wiſſenſchaft iſt. Es iſt nicht zu ver¬ wundern, daß in einem Zeitalter, wo ein be¬ ſtimmter Dilettantismus ſich faſt uͤber alle Ge¬ genſtaͤnde verbreitet hat, auch das Heiligſte ihm nicht entgehen konnte, und dieſe Art des Nichtkoͤnnens oder Nichtwollens ſich in die Re¬ ligion zuruͤckzieht, um den hoͤhern Anfoderun¬ gen zu entgehen.
Preis denen, die das Weſen der Religion neu verkuͤndet, mit Leben und Energie darge¬ ſtellt und ihre Unabhaͤngigkeit von Moral und Philoſophie behauptet haben! Wenn ſie wol¬ len, daß Religion nicht durch Philoſophie er¬ langt werde, ſo muͤſſen ſie mit dem gleichen Grunde wollen, daß Religion nicht die Philo¬ ſophie geben, oder an ihre Stelle treten koͤnne. Was unabhaͤngig von allem objectiven Vermoͤ¬ gen erreicht werden kann, iſt jene Harmonie mit ſich ſelbſt, die zur innern Schoͤnheit wird; aber dieſe auch objectiv, es ſey in Wiſſenſchaft oder Kunſt, darzuſtellen, iſt eine von jener bloß ſubjectiven Genialitaͤt ſehr verſchiedene Auf¬ gabe. Die daher ihr an ſich loͤbliches Beſtre¬
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weil ſie Wiſſenſchaft iſt. Es iſt nicht zu ver¬
wundern, daß in einem Zeitalter, wo ein be¬
ſtimmter Dilettantismus ſich faſt uͤber alle Ge¬
genſtaͤnde verbreitet hat, auch das Heiligſte
ihm nicht entgehen konnte, und dieſe Art des
Nichtkoͤnnens oder Nichtwollens ſich in die Re¬
ligion zuruͤckzieht, um den hoͤhern Anfoderun¬
gen zu entgehen.
Preis denen, die das Weſen der Religion
neu verkuͤndet, mit Leben und Energie darge¬
ſtellt und ihre Unabhaͤngigkeit von Moral und
Philoſophie behauptet haben! Wenn ſie wol¬
len, daß Religion nicht durch Philoſophie er¬
langt werde, ſo muͤſſen ſie mit dem gleichen
Grunde wollen, daß Religion nicht die Philo¬
ſophie geben, oder an ihre Stelle treten koͤnne.
Was unabhaͤngig von allem objectiven Vermoͤ¬
gen erreicht werden kann, iſt jene Harmonie
mit ſich ſelbſt, die zur innern Schoͤnheit wird;
aber dieſe auch objectiv, es ſey in Wiſſenſchaft
oder Kunſt, darzuſtellen, iſt eine von jener
bloß ſubjectiven Genialitaͤt ſehr verſchiedene Auf¬
gabe. Die daher ihr an ſich loͤbliches Beſtre¬
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/159>, abgerufen am 24.11.2024.
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