Verbunden hiemit ist die beliebte Ver¬ wässerungs-Methode, kraft welcher, unter dem Vorwand, dieses oder jenes seyen nur Redensarten orientalischen Schwulstes, die flachen Begriffe des behaglichsten gemeinen Verstandes, der modernen Moral und Reli¬ gion in die Urkunden hinein erklärt werden.
Zuletzt hat sich diese Entfernung der Wis¬ senschaft von der Speculation auch auf den Volksunterricht verbreitet, welcher rein mo¬ ralisch, ohne alle Ideen seyn sollte. Die Moral ist ohne Zweifel nichts auszeichnendes des Christenthums; um einiger Sittensprüche willen, wie die von der Liebe des Nächsten u. s. w. würde es nicht in der Welt und der Geschichte existirt haben. Es ist nicht die Schuld dieser gemeinen Menschenverständigkeit, wenn jenes moralische Predigen sich nicht noch tiefer herabgelassen und zu einem ökonomischen geworden ist. Die Prediger sollten wirklich zu verschiedenen Zeiten Landwirthe, Aerzte und was nicht alles seyn, und nicht allein die Kuhpocken von der Kanzel empfehlen, sondern
Verbunden hiemit iſt die beliebte Ver¬ waͤſſerungs-Methode, kraft welcher, unter dem Vorwand, dieſes oder jenes ſeyen nur Redensarten orientaliſchen Schwulſtes, die flachen Begriffe des behaglichſten gemeinen Verſtandes, der modernen Moral und Reli¬ gion in die Urkunden hinein erklaͤrt werden.
Zuletzt hat ſich dieſe Entfernung der Wiſ¬ ſenſchaft von der Speculation auch auf den Volksunterricht verbreitet, welcher rein mo¬ raliſch, ohne alle Ideen ſeyn ſollte. Die Moral iſt ohne Zweifel nichts auszeichnendes des Chriſtenthums; um einiger Sittenſpruͤche willen, wie die von der Liebe des Naͤchſten u. ſ. w. wuͤrde es nicht in der Welt und der Geſchichte exiſtirt haben. Es iſt nicht die Schuld dieſer gemeinen Menſchenverſtaͤndigkeit, wenn jenes moraliſche Predigen ſich nicht noch tiefer herabgelaſſen und zu einem oͤkonomiſchen geworden iſt. Die Prediger ſollten wirklich zu verſchiedenen Zeiten Landwirthe, Aerzte und was nicht alles ſeyn, und nicht allein die Kuhpocken von der Kanzel empfehlen, ſondern
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[204/0213]
Verbunden hiemit iſt die beliebte Ver¬
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dem Vorwand, dieſes oder jenes ſeyen nur
Redensarten orientaliſchen Schwulſtes, die
flachen Begriffe des behaglichſten gemeinen
Verſtandes, der modernen Moral und Reli¬
gion in die Urkunden hinein erklaͤrt werden.
Zuletzt hat ſich dieſe Entfernung der Wiſ¬
ſenſchaft von der Speculation auch auf den
Volksunterricht verbreitet, welcher rein mo¬
raliſch, ohne alle Ideen ſeyn ſollte. Die
Moral iſt ohne Zweifel nichts auszeichnendes
des Chriſtenthums; um einiger Sittenſpruͤche
willen, wie die von der Liebe des Naͤchſten
u. ſ. w. wuͤrde es nicht in der Welt und der
Geſchichte exiſtirt haben. Es iſt nicht die
Schuld dieſer gemeinen Menſchenverſtaͤndigkeit,
wenn jenes moraliſche Predigen ſich nicht noch
tiefer herabgelaſſen und zu einem oͤkonomiſchen
geworden iſt. Die Prediger ſollten wirklich
zu verſchiedenen Zeiten Landwirthe, Aerzte
und was nicht alles ſeyn, und nicht allein die
Kuhpocken von der Kanzel empfehlen, ſondern
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/213>, abgerufen am 24.11.2024.
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