Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

Wenn wir von der Natur absolut reden wol¬
len, so verstehen wir darunter das Universum
ohne Gegensatz, und unterscheiden nur in die¬
sem wieder die zwey Seiten: die, in welcher
die Ideen auf reale, und die, in welcher sie
auf ideale Weise gebohren werden. Beydes
geschieht durch eine und dieselbe Wirkung des
absoluten Producirens und nach den gleichen Ge¬
setzen, so daß in dem Universum an und für
sich selbst kein Zwiespalt, sondern die vollkom¬
mene Einheit ist.

Um die Natur als die allgemeine Geburt
der Ideen zu fassen, müssen wir auf den Ur¬
sprung und die Bedeutung von diesen selbst zu¬
rückgehen.

Jener liegt in dem ewigen Gesetze der Ab¬
solutheit: sich selbst Object zu seyn: denn kraft
desselben ist das Produciren Gottes eine Ein¬
bildung der ganzen Allgemeinheit und Wesen¬
heit in besondere Formen, wodurch diese, als

Wenn wir von der Natur abſolut reden wol¬
len, ſo verſtehen wir darunter das Univerſum
ohne Gegenſatz, und unterſcheiden nur in die¬
ſem wieder die zwey Seiten: die, in welcher
die Ideen auf reale, und die, in welcher ſie
auf ideale Weiſe gebohren werden. Beydes
geſchieht durch eine und dieſelbe Wirkung des
abſoluten Producirens und nach den gleichen Ge¬
ſetzen, ſo daß in dem Univerſum an und fuͤr
ſich ſelbſt kein Zwieſpalt, ſondern die vollkom¬
mene Einheit iſt.

Um die Natur als die allgemeine Geburt
der Ideen zu faſſen, muͤſſen wir auf den Ur¬
ſprung und die Bedeutung von dieſen ſelbſt zu¬
ruͤckgehen.

Jener liegt in dem ewigen Geſetze der Ab¬
ſolutheit: ſich ſelbſt Object zu ſeyn: denn kraft
deſſelben iſt das Produciren Gottes eine Ein¬
bildung der ganzen Allgemeinheit und Weſen¬
heit in beſondere Formen, wodurch dieſe, als

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0248" n="239"/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>enn wir von der Natur ab&#x017F;olut reden wol¬<lb/>
len, &#x017F;o ver&#x017F;tehen wir darunter das Univer&#x017F;um<lb/>
ohne Gegen&#x017F;atz, und unter&#x017F;cheiden nur in die¬<lb/>
&#x017F;em wieder die zwey Seiten: die, in welcher<lb/>
die Ideen auf reale, und die, in welcher &#x017F;ie<lb/>
auf ideale Wei&#x017F;e gebohren werden. Beydes<lb/>
ge&#x017F;chieht durch eine und die&#x017F;elbe Wirkung des<lb/>
ab&#x017F;oluten Producirens und nach den gleichen Ge¬<lb/>
&#x017F;etzen, &#x017F;o daß in dem Univer&#x017F;um an und fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t kein Zwie&#x017F;palt, &#x017F;ondern die vollkom¬<lb/>
mene Einheit i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Um die Natur als die allgemeine Geburt<lb/>
der Ideen zu fa&#x017F;&#x017F;en, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir auf den Ur¬<lb/>
&#x017F;prung und die Bedeutung von die&#x017F;en &#x017F;elb&#x017F;t zu¬<lb/>
ru&#x0364;ckgehen.</p><lb/>
        <p>Jener liegt in dem ewigen Ge&#x017F;etze der Ab¬<lb/>
&#x017F;olutheit: &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t Object zu &#x017F;eyn: denn kraft<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben i&#x017F;t das Produciren Gottes eine Ein¬<lb/>
bildung der ganzen Allgemeinheit und We&#x017F;en¬<lb/>
heit in be&#x017F;ondere Formen, wodurch die&#x017F;e, als<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0248] Wenn wir von der Natur abſolut reden wol¬ len, ſo verſtehen wir darunter das Univerſum ohne Gegenſatz, und unterſcheiden nur in die¬ ſem wieder die zwey Seiten: die, in welcher die Ideen auf reale, und die, in welcher ſie auf ideale Weiſe gebohren werden. Beydes geſchieht durch eine und dieſelbe Wirkung des abſoluten Producirens und nach den gleichen Ge¬ ſetzen, ſo daß in dem Univerſum an und fuͤr ſich ſelbſt kein Zwieſpalt, ſondern die vollkom¬ mene Einheit iſt. Um die Natur als die allgemeine Geburt der Ideen zu faſſen, muͤſſen wir auf den Ur¬ ſprung und die Bedeutung von dieſen ſelbſt zu¬ ruͤckgehen. Jener liegt in dem ewigen Geſetze der Ab¬ ſolutheit: ſich ſelbſt Object zu ſeyn: denn kraft deſſelben iſt das Produciren Gottes eine Ein¬ bildung der ganzen Allgemeinheit und Weſen¬ heit in beſondere Formen, wodurch dieſe, als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/248
Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/248>, abgerufen am 24.11.2024.