dem Ausspruch eines Alten, der tapfere Mann im Kampf mit dem Verhängniß ein Schauspiel ist, auf das selbst die Gottheit mit Lust herab¬ sieht, so ist das Ringen des Geistes nach der Anschauung der ursprünglichen Natur und des ewigen Innern ihrer Erscheinungen ein nicht minder erhebender Anblick. Wie in der Tra¬ gödie der Streit weder dadurch, daß die Noth¬ wendigkeit, noch dadurch, daß die Freyheit un¬ terliegt, sondern allein durch die Erhebung der einen zur vollkommenen Gleichheit mit der an¬ dern wahrhaft gelöst wird: so kann auch der Geist aus jenem Kampf mit der Natur allein dadurch versöhnt heraustreten, daß sie für ihn zur vollkommenen Indifferenz mit ihm selbst, und zum Idealen sich verklärt.
An jenen Widerstreit, der aus unbefrie¬ digter Begier nach Erkenntniß der Dinge ent¬ springt, hat der Dichter seine Erfindungen in dem eigenthümlichsten Gedicht der Deutschen geknüpft und einen ewig frischen Quell der Be¬ geisterung geöffnet, der allein zureichend war, die Wissenschaft zu dieser Zeit zu verjüngen und
dem Ausſpruch eines Alten, der tapfere Mann im Kampf mit dem Verhaͤngniß ein Schauſpiel iſt, auf das ſelbſt die Gottheit mit Luſt herab¬ ſieht, ſo iſt das Ringen des Geiſtes nach der Anſchauung der urſpruͤnglichen Natur und des ewigen Innern ihrer Erſcheinungen ein nicht minder erhebender Anblick. Wie in der Tra¬ goͤdie der Streit weder dadurch, daß die Noth¬ wendigkeit, noch dadurch, daß die Freyheit un¬ terliegt, ſondern allein durch die Erhebung der einen zur vollkommenen Gleichheit mit der an¬ dern wahrhaft geloͤſt wird: ſo kann auch der Geiſt aus jenem Kampf mit der Natur allein dadurch verſoͤhnt heraustreten, daß ſie fuͤr ihn zur vollkommenen Indifferenz mit ihm ſelbſt, und zum Idealen ſich verklaͤrt.
An jenen Widerſtreit, der aus unbefrie¬ digter Begier nach Erkenntniß der Dinge ent¬ ſpringt, hat der Dichter ſeine Erfindungen in dem eigenthuͤmlichſten Gedicht der Deutſchen geknuͤpft und einen ewig friſchen Quell der Be¬ geiſterung geoͤffnet, der allein zureichend war, die Wiſſenſchaft zu dieſer Zeit zu verjuͤngen und
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dem Ausſpruch eines Alten, der tapfere Mann
im Kampf mit dem Verhaͤngniß ein Schauſpiel
iſt, auf das ſelbſt die Gottheit mit Luſt herab¬
ſieht, ſo iſt das Ringen des Geiſtes nach der
Anſchauung der urſpruͤnglichen Natur und des
ewigen Innern ihrer Erſcheinungen ein nicht
minder erhebender Anblick. Wie in der Tra¬
goͤdie der Streit weder dadurch, daß die Noth¬
wendigkeit, noch dadurch, daß die Freyheit un¬
terliegt, ſondern allein durch die Erhebung der
einen zur vollkommenen Gleichheit mit der an¬
dern wahrhaft geloͤſt wird: ſo kann auch der
Geiſt aus jenem Kampf mit der Natur allein
dadurch verſoͤhnt heraustreten, daß ſie fuͤr ihn
zur vollkommenen Indifferenz mit ihm ſelbſt,
und zum Idealen ſich verklaͤrt.
An jenen Widerſtreit, der aus unbefrie¬
digter Begier nach Erkenntniß der Dinge ent¬
ſpringt, hat der Dichter ſeine Erfindungen in
dem eigenthuͤmlichſten Gedicht der Deutſchen
geknuͤpft und einen ewig friſchen Quell der Be¬
geiſterung geoͤffnet, der allein zureichend war,
die Wiſſenſchaft zu dieſer Zeit zu verjuͤngen und
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/267>, abgerufen am 24.11.2024.
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