wenn in dem besondern die Form dem Wesen unangemessen ist, das rein allgemeine dagegen dem Verstand als Wesen ohne Form erscheinen müsse. Wo die Form nicht im We¬ sen und durch dasselbe erkannt wird, wird eine Wirklichkeit erkannt, die nicht aus der Möglich¬ keit begriffen wird, wie die besondern und sinnlichen Bestimmungen der Substanz in Ewigkeit nicht aus dem Allgemeinbegriff derselben eingesehen werden können; weshalb diejenigen, die bey diesem Gegensatz stehen bleiben, sich außer dem Allgemeinen noch das Besondere unter dem Namen des Stoffs als eines allgemeinen Inbegriffs der sinnlichen Ver¬ schiedenheiten zugeben lassen. Im entgegenge¬ setzten Fall wird die reine, abstracte Möglich¬ keit begriffen, aus der man nicht zu der Wirk¬ lichkeit herauskommen kann, und dies und jenes ist, mit Lessing zu reden, der breite Graben, vor dem der große Haufen der Philosophen von jeher stehen geblieben ist.
Es ist klar genug, daß der letzte Grund und die Möglichkeit aller wahrhaft absoluten
wenn in dem beſondern die Form dem Weſen unangemeſſen iſt, das rein allgemeine dagegen dem Verſtand als Weſen ohne Form erſcheinen muͤſſe. Wo die Form nicht im We¬ ſen und durch daſſelbe erkannt wird, wird eine Wirklichkeit erkannt, die nicht aus der Moͤglich¬ keit begriffen wird, wie die beſondern und ſinnlichen Beſtimmungen der Subſtanz in Ewigkeit nicht aus dem Allgemeinbegriff derſelben eingeſehen werden koͤnnen; weshalb diejenigen, die bey dieſem Gegenſatz ſtehen bleiben, ſich außer dem Allgemeinen noch das Beſondere unter dem Namen des Stoffs als eines allgemeinen Inbegriffs der ſinnlichen Ver¬ ſchiedenheiten zugeben laſſen. Im entgegenge¬ ſetzten Fall wird die reine, abſtracte Moͤglich¬ keit begriffen, aus der man nicht zu der Wirk¬ lichkeit herauskommen kann, und dies und jenes iſt, mit Leſſing zu reden, der breite Graben, vor dem der große Haufen der Philoſophen von jeher ſtehen geblieben iſt.
Es iſt klar genug, daß der letzte Grund und die Moͤglichkeit aller wahrhaft abſoluten
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0095"n="86"/>
wenn in dem beſondern die Form dem<lb/>
Weſen unangemeſſen iſt, das rein allgemeine<lb/>
dagegen dem Verſtand als Weſen ohne Form<lb/>
erſcheinen muͤſſe. Wo die Form nicht im We¬<lb/>ſen und durch daſſelbe erkannt wird, wird eine<lb/>
Wirklichkeit erkannt, die nicht aus der Moͤglich¬<lb/>
keit begriffen wird, wie die beſondern und<lb/>ſinnlichen Beſtimmungen der Subſtanz in<lb/>
Ewigkeit nicht aus dem Allgemeinbegriff<lb/>
derſelben eingeſehen werden koͤnnen; weshalb<lb/>
diejenigen, die bey dieſem Gegenſatz ſtehen<lb/>
bleiben, ſich außer dem Allgemeinen noch das<lb/>
Beſondere unter dem Namen des Stoffs als<lb/>
eines allgemeinen Inbegriffs der ſinnlichen Ver¬<lb/>ſchiedenheiten zugeben laſſen. Im entgegenge¬<lb/>ſetzten Fall wird die reine, abſtracte Moͤglich¬<lb/>
keit begriffen, aus der man nicht zu der Wirk¬<lb/>
lichkeit herauskommen kann, und dies und jenes<lb/>
iſt, mit Leſſing zu reden, der breite Graben,<lb/>
vor dem der große Haufen der Philoſophen von<lb/>
jeher ſtehen geblieben iſt.</p><lb/><p>Es iſt klar genug, daß der letzte Grund<lb/>
und die Moͤglichkeit aller wahrhaft abſoluten<lb/></p></div></body></text></TEI>
[86/0095]
wenn in dem beſondern die Form dem
Weſen unangemeſſen iſt, das rein allgemeine
dagegen dem Verſtand als Weſen ohne Form
erſcheinen muͤſſe. Wo die Form nicht im We¬
ſen und durch daſſelbe erkannt wird, wird eine
Wirklichkeit erkannt, die nicht aus der Moͤglich¬
keit begriffen wird, wie die beſondern und
ſinnlichen Beſtimmungen der Subſtanz in
Ewigkeit nicht aus dem Allgemeinbegriff
derſelben eingeſehen werden koͤnnen; weshalb
diejenigen, die bey dieſem Gegenſatz ſtehen
bleiben, ſich außer dem Allgemeinen noch das
Beſondere unter dem Namen des Stoffs als
eines allgemeinen Inbegriffs der ſinnlichen Ver¬
ſchiedenheiten zugeben laſſen. Im entgegenge¬
ſetzten Fall wird die reine, abſtracte Moͤglich¬
keit begriffen, aus der man nicht zu der Wirk¬
lichkeit herauskommen kann, und dies und jenes
iſt, mit Leſſing zu reden, der breite Graben,
vor dem der große Haufen der Philoſophen von
jeher ſtehen geblieben iſt.
Es iſt klar genug, daß der letzte Grund
und die Moͤglichkeit aller wahrhaft abſoluten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/95>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.