Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758.sondern man müste denselben annoch mit den Juden in Zukunft erwarten, und verhoffete er, wie er mehrmalen vorgab, die Ankunft desselben annoch selber zu erleben, und dabey ein grosses Maaß zeitlicher Glückseeligkeit zu überkommen. Ob ihm nun gleich von den Predigern der Stadt, wie auch von dem Consistorio zu Idstein, seine Zweifels-Gründe sattsam benommen, und ihm gezeiget worden, daß der Meßias kein weltlicher, sondern ein geistlicher Erlöser der Menschen, der sie von ihrem Sünden-Elend erlösete, habe seyn sollen, und daß also alle Weissagungen der Propheten des alten Testamentes, darin sie, nach ihrer gewöhnlichen Art, durch äusserliche und irdische Bilder die Zukunft desselben vorstelleten, in einem geistlichen Sinne müsten genommen und verstanden werden, in welchem Verstande denn alles würcklich an dem JEsu von Nazareth einträfe, und sonst bey keinem andern Menschen in der Welt jemals also eingetroffen wäre; so wollte doch solches alles, auch bey einigem, wiewohl sehr glimpflichem, gegen denselben gebrauchtem Ernste, eine Zeitlang wenig verfangen, sondern er ist viele Jahre hindurch bey diesem irrigen Wahn verblieben, auch, wenn er gleich mannichmal geschienen, sich eines besseren zu besinnen, gleichwohl bald wieder umgeschlagen; bis er endlich annoch in seinem Alter eine Aenderung seines Sinnes, sondern man müste denselben annoch mit den Juden in Zukunft erwarten, und verhoffete er, wie er mehrmalen vorgab, die Ankunft desselben annoch selber zu erleben, und dabey ein grosses Maaß zeitlicher Glückseeligkeit zu überkommen. Ob ihm nun gleich von den Predigern der Stadt, wie auch von dem Consistorio zu Idstein, seine Zweifels-Gründe sattsam benommen, und ihm gezeiget worden, daß der Meßias kein weltlicher, sondern ein geistlicher Erlöser der Menschen, der sie von ihrem Sünden-Elend erlösete, habe seyn sollen, und daß also alle Weissagungen der Propheten des alten Testamentes, darin sie, nach ihrer gewöhnlichen Art, durch äusserliche und irdische Bilder die Zukunft desselben vorstelleten, in einem geistlichen Sinne müsten genommen und verstanden werden, in welchem Verstande denn alles würcklich an dem JEsu von Nazareth einträfe, und sonst bey keinem andern Menschen in der Welt jemals also eingetroffen wäre; so wollte doch solches alles, auch bey einigem, wiewohl sehr glimpflichem, gegen denselben gebrauchtem Ernste, eine Zeitlang wenig verfangen, sondern er ist viele Jahre hindurch bey diesem irrigen Wahn verblieben, auch, wenn er gleich mannichmal geschienen, sich eines besseren zu besinnen, gleichwohl bald wieder umgeschlagen; bis er endlich annoch in seinem Alter eine Aenderung seines Sinnes, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0275" n="239"/> sondern man müste denselben annoch mit den Juden in Zukunft erwarten, und verhoffete er, wie er mehrmalen vorgab, die Ankunft desselben annoch selber zu erleben, und dabey ein grosses Maaß zeitlicher Glückseeligkeit zu überkommen. Ob ihm nun gleich von den Predigern der Stadt, wie auch von dem Consistorio zu Idstein, seine Zweifels-Gründe sattsam benommen, und ihm gezeiget worden, daß der Meßias kein weltlicher, sondern ein geistlicher Erlöser der Menschen, der sie von ihrem Sünden-Elend erlösete, habe seyn sollen, und daß also alle Weissagungen der Propheten des alten Testamentes, darin sie, nach ihrer gewöhnlichen Art, durch äusserliche und irdische Bilder die Zukunft desselben vorstelleten, in einem geistlichen Sinne müsten genommen und verstanden werden, in welchem Verstande denn alles würcklich an dem JEsu von Nazareth einträfe, und sonst bey keinem andern Menschen in der Welt jemals also eingetroffen wäre; so wollte doch solches alles, auch bey einigem, wiewohl sehr glimpflichem, gegen denselben gebrauchtem Ernste, eine Zeitlang wenig verfangen, sondern er ist viele Jahre hindurch bey diesem irrigen Wahn verblieben, auch, wenn er gleich mannichmal geschienen, sich eines besseren zu besinnen, gleichwohl bald wieder umgeschlagen; bis er endlich annoch in seinem Alter eine Aenderung seines Sinnes, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0275]
sondern man müste denselben annoch mit den Juden in Zukunft erwarten, und verhoffete er, wie er mehrmalen vorgab, die Ankunft desselben annoch selber zu erleben, und dabey ein grosses Maaß zeitlicher Glückseeligkeit zu überkommen. Ob ihm nun gleich von den Predigern der Stadt, wie auch von dem Consistorio zu Idstein, seine Zweifels-Gründe sattsam benommen, und ihm gezeiget worden, daß der Meßias kein weltlicher, sondern ein geistlicher Erlöser der Menschen, der sie von ihrem Sünden-Elend erlösete, habe seyn sollen, und daß also alle Weissagungen der Propheten des alten Testamentes, darin sie, nach ihrer gewöhnlichen Art, durch äusserliche und irdische Bilder die Zukunft desselben vorstelleten, in einem geistlichen Sinne müsten genommen und verstanden werden, in welchem Verstande denn alles würcklich an dem JEsu von Nazareth einträfe, und sonst bey keinem andern Menschen in der Welt jemals also eingetroffen wäre; so wollte doch solches alles, auch bey einigem, wiewohl sehr glimpflichem, gegen denselben gebrauchtem Ernste, eine Zeitlang wenig verfangen, sondern er ist viele Jahre hindurch bey diesem irrigen Wahn verblieben, auch, wenn er gleich mannichmal geschienen, sich eines besseren zu besinnen, gleichwohl bald wieder umgeschlagen; bis er endlich annoch in seinem Alter eine Aenderung seines Sinnes,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-24T12:08:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-24T12:08:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-24T12:08:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |