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Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758.

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dar häufig gefunden und ausgegraben, und durch das Feuer in brauchbaren Kalck verwandelt. Es sind diese Kalck-Steine eine Natur-Seltenheit, nicht nur wegen des Kalcks, welchen sie, wie gedacht, vor andern Steinen, bey sich führen, sondern auch, wegen der vielen kleinen Schnecken-Häuser, welche in den meisten derselben, in unzählicher Menge, befindlich sind. Diese kleine Schnecken-Häuser sind eine grössere Natur-Seltenheit, als man sich anfänglich vorstellet. Denn es kan ordentlicher Weise kein Schnecken-Haus entstehen, ohne allein von einer lebendigen Schnecke, als welche solches ihr Haus selbst, wie bekannt, von ihrer zähen Leibes-Feuchtigkeit zubereitet. Hier aber trift man in einem Stein, von nicht sonderlicher Grösse, oft nicht einige, sondern viele, ja hundert und tausend solcher kleinen Schnecken-Häuser an. Wie es nun möglich seyn könne, daß auch viele, ja hundert und tausend lebendige Schnecken sich sollten darin aufgehalten, und diese Häuser zugerichtet haben? das kan der menschliche Sinn schwerlich begreifen. Es haben daher die mehreste Kenner der Natur bey dieser seltsamen Sache keinen andern Ausweg finden können, als daß sie dahin geschlossen haben, es seyen solche in den Steinen vorhandene kleine Schnecken-Häuser (dergleichen man auch anderstwo in einigen anderen Steinen findet) nicht von würcklichen

dar häufig gefunden und ausgegraben, und durch das Feuer in brauchbaren Kalck verwandelt. Es sind diese Kalck-Steine eine Natur-Seltenheit, nicht nur wegen des Kalcks, welchen sie, wie gedacht, vor andern Steinen, bey sich führen, sondern auch, wegen der vielen kleinen Schnecken-Häuser, welche in den meisten derselben, in unzählicher Menge, befindlich sind. Diese kleine Schnecken-Häuser sind eine grössere Natur-Seltenheit, als man sich anfänglich vorstellet. Denn es kan ordentlicher Weise kein Schnecken-Haus entstehen, ohne allein von einer lebendigen Schnecke, als welche solches ihr Haus selbst, wie bekannt, von ihrer zähen Leibes-Feuchtigkeit zubereitet. Hier aber trift man in einem Stein, von nicht sonderlicher Grösse, oft nicht einige, sondern viele, ja hundert und tausend solcher kleinen Schnecken-Häuser an. Wie es nun möglich seyn könne, daß auch viele, ja hundert und tausend lebendige Schnecken sich sollten darin aufgehalten, und diese Häuser zugerichtet haben? das kan der menschliche Sinn schwerlich begreifen. Es haben daher die mehreste Kenner der Natur bey dieser seltsamen Sache keinen andern Ausweg finden können, als daß sie dahin geschlossen haben, es seyen solche in den Steinen vorhandene kleine Schnecken-Häuser (dergleichen man auch anderstwo in einigen anderen Steinen findet) nicht von würcklichen

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[463/0499] dar häufig gefunden und ausgegraben, und durch das Feuer in brauchbaren Kalck verwandelt. Es sind diese Kalck-Steine eine Natur-Seltenheit, nicht nur wegen des Kalcks, welchen sie, wie gedacht, vor andern Steinen, bey sich führen, sondern auch, wegen der vielen kleinen Schnecken-Häuser, welche in den meisten derselben, in unzählicher Menge, befindlich sind. Diese kleine Schnecken-Häuser sind eine grössere Natur-Seltenheit, als man sich anfänglich vorstellet. Denn es kan ordentlicher Weise kein Schnecken-Haus entstehen, ohne allein von einer lebendigen Schnecke, als welche solches ihr Haus selbst, wie bekannt, von ihrer zähen Leibes-Feuchtigkeit zubereitet. Hier aber trift man in einem Stein, von nicht sonderlicher Grösse, oft nicht einige, sondern viele, ja hundert und tausend solcher kleinen Schnecken-Häuser an. Wie es nun möglich seyn könne, daß auch viele, ja hundert und tausend lebendige Schnecken sich sollten darin aufgehalten, und diese Häuser zugerichtet haben? das kan der menschliche Sinn schwerlich begreifen. Es haben daher die mehreste Kenner der Natur bey dieser seltsamen Sache keinen andern Ausweg finden können, als daß sie dahin geschlossen haben, es seyen solche in den Steinen vorhandene kleine Schnecken-Häuser (dergleichen man auch anderstwo in einigen anderen Steinen findet) nicht von würcklichen

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Zitationshilfe: Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758/499>, abgerufen am 28.11.2024.