Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_162.001 "Sie ruft nicht ihre gaukelnden Bilder aus dem Nichts psc_162.006 Die Phantasie ohne die Herrschaft des Willens, ohne psc_162.012 Vischer a. a. O. hat unterscheiden wollen zwischen productiven psc_162.027 psc_162.001 „Sie ruft nicht ihre gaukelnden Bilder aus dem Nichts psc_162.006 Die Phantasie ohne die Herrschaft des Willens, ohne psc_162.012 Vischer a. a. O. hat unterscheiden wollen zwischen productiven psc_162.027 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0178" n="162"/><lb n="psc_162.001"/> Der Abbruch kann verschieden sein nach den möglichen Associationen, <lb n="psc_162.002"/> und durch die Associationen können verschiedene <lb n="psc_162.003"/> Combinationen in die Reproduction eintreten. Das ist die <lb n="psc_162.004"/> Arbeit der Phantasie.</p> <lb n="psc_162.005"/> <p> „Sie ruft nicht ihre gaukelnden Bilder aus dem Nichts <lb n="psc_162.006"/> hervor, sie weckt nur die schlummernden aus dem Dunkel der <lb n="psc_162.007"/> Erinnerung: sei es, daß Erlebnisse vorschweben oder die <lb n="psc_162.008"/> Phantasiegebilde früherer Dichter. Die Production der Phantasie <lb n="psc_162.009"/> ist im Wesentlichen eine Reproduction“ (Aufsätze über <lb n="psc_162.010"/> Goethe S. 128).</p> <lb n="psc_162.011"/> <p> Die Phantasie ohne die Herrschaft des Willens, ohne <lb n="psc_162.012"/> die Richtung auf ein Ziel, das ihr der Wille verleiht, aber <lb n="psc_162.013"/> vielleicht unter dem Einfluß von körperlichen Stimmungen <lb n="psc_162.014"/> und von unbewußten Reizen, treibt ihr Wesen im <hi rendition="#g">Traum.</hi> <lb n="psc_162.015"/> Diese Wichtigkeit der Lehre vom Traum für die Erkenntniß <lb n="psc_162.016"/> der Phantasie betonte schon Jean Paul und dann besonders <lb n="psc_162.017"/> F. Th. Vischer. Schubert, Die Symbolik des Traumes (1814), <lb n="psc_162.018"/> unklar geschrieben, aber voll feiner Bemerkungen. K. A. Scherner, <lb n="psc_162.019"/> Das Leben des Traumes (Berlin 1861); Strümpell, Die <lb n="psc_162.020"/> Natur und Entstehung der Träume (Leipzig 1874); Volkelt, <lb n="psc_162.021"/> Die Traum-Phantasie (Stuttgart 1875), recensirt von Vischer, <lb n="psc_162.022"/> Altes und Neues 1, 187; J. Sully, Die Jllusionen (Leipzig <lb n="psc_162.023"/> 1884). S. auch Jean Paul, Vorschule der Aesthetik und <lb n="psc_162.024"/> Vischer, Aesthetik 2, 2 § 390 (S. 330); Just. Kerner, Bilderbuch <lb n="psc_162.025"/> S. 242.</p> <lb n="psc_162.026"/> <p> Vischer a. a. O. hat unterscheiden wollen zwischen productiven <lb n="psc_162.027"/> und reproductiven Träumen. Unter letzteren versteht <lb n="psc_162.028"/> er bloße Erinnerungsbilder, die im Traum erscheinen; </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [162/0178]
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Der Abbruch kann verschieden sein nach den möglichen Associationen, psc_162.002
und durch die Associationen können verschiedene psc_162.003
Combinationen in die Reproduction eintreten. Das ist die psc_162.004
Arbeit der Phantasie.
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„Sie ruft nicht ihre gaukelnden Bilder aus dem Nichts psc_162.006
hervor, sie weckt nur die schlummernden aus dem Dunkel der psc_162.007
Erinnerung: sei es, daß Erlebnisse vorschweben oder die psc_162.008
Phantasiegebilde früherer Dichter. Die Production der Phantasie psc_162.009
ist im Wesentlichen eine Reproduction“ (Aufsätze über psc_162.010
Goethe S. 128).
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Die Phantasie ohne die Herrschaft des Willens, ohne psc_162.012
die Richtung auf ein Ziel, das ihr der Wille verleiht, aber psc_162.013
vielleicht unter dem Einfluß von körperlichen Stimmungen psc_162.014
und von unbewußten Reizen, treibt ihr Wesen im Traum. psc_162.015
Diese Wichtigkeit der Lehre vom Traum für die Erkenntniß psc_162.016
der Phantasie betonte schon Jean Paul und dann besonders psc_162.017
F. Th. Vischer. Schubert, Die Symbolik des Traumes (1814), psc_162.018
unklar geschrieben, aber voll feiner Bemerkungen. K. A. Scherner, psc_162.019
Das Leben des Traumes (Berlin 1861); Strümpell, Die psc_162.020
Natur und Entstehung der Träume (Leipzig 1874); Volkelt, psc_162.021
Die Traum-Phantasie (Stuttgart 1875), recensirt von Vischer, psc_162.022
Altes und Neues 1, 187; J. Sully, Die Jllusionen (Leipzig psc_162.023
1884). S. auch Jean Paul, Vorschule der Aesthetik und psc_162.024
Vischer, Aesthetik 2, 2 § 390 (S. 330); Just. Kerner, Bilderbuch psc_162.025
S. 242.
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Vischer a. a. O. hat unterscheiden wollen zwischen productiven psc_162.027
und reproductiven Träumen. Unter letzteren versteht psc_162.028
er bloße Erinnerungsbilder, die im Traum erscheinen;
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