Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_241.001 Größtentheils also arbeitet die Poesie doch mit willkürlichen psc_241.014 Die Schauspielkunst, ihr Stil, ihre Fictionen, wie weit psc_241.024 Auch die Declamation wirkt nachahmend durch Tempo, psc_241.028 psc_241.001 Größtentheils also arbeitet die Poesie doch mit willkürlichen psc_241.014 Die Schauspielkunst, ihr Stil, ihre Fictionen, wie weit psc_241.024 Auch die Declamation wirkt nachahmend durch Tempo, psc_241.028 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0257" n="241"/><lb n="psc_241.001"/> dem Wort und der dargestellten Sache ist für uns willkürlich; <lb n="psc_241.002"/> ob für den Ursprung der Bezeichnungsweise, ist hier gleichgiltig. <lb n="psc_241.003"/> Das Wort wird Darstellung gewiß nur für Diejenigen, <lb n="psc_241.004"/> die mit der Bedeutung der willkürlichen Zeichen <lb n="psc_241.005"/> vertraut sind. Die Sprache ist nicht entstanden durch Willkür, <lb n="psc_241.006"/> sondern durch Nothwendigkeit; aber nur in den seltenen <lb n="psc_241.007"/> Fällen der Onomatopöie glauben wir nocheinen Zusammenhang <lb n="psc_241.008"/> zwischen Wort und Gegenstand zu erkennen. Trotzdem sind <lb n="psc_241.009"/> in der Sprache Möglichkeiten natürlicher Beziehung, unmittelbarer <lb n="psc_241.010"/> Nachbildung. Z. B. das Nacheinander der Handlung <lb n="psc_241.011"/> wird durch Nacheinander der Darstellung wiedergegeben. <lb n="psc_241.012"/> Näheres im vierten Abschnitt.</p> <lb n="psc_241.013"/> <p> Größtentheils also arbeitet die Poesie doch mit willkürlichen <lb n="psc_241.014"/> Zeichen, soweit sie sich der Sprache allein bedient. <lb n="psc_241.015"/> Aber wenn die Poesie zum <hi rendition="#g">Drama</hi> wird, da ist Alles natürliches <lb n="psc_241.016"/> Zeichen: Rolle; da wird die Poesie die directeste, vollständigste <lb n="psc_241.017"/> nachahmende Darstellung, die es überhaupt giebt. <lb n="psc_241.018"/> Auch die Bewegung wird ganz direct wiedergegeben. Und die <lb n="psc_241.019"/> Worte sind Darstellung der Reden, wie sie von Menschen <lb n="psc_241.020"/> in Wirklichkeit geführt werden. Das Drama ist also in <lb n="psc_241.021"/> allen seinen Theilen Darstellung mit natürlichen Zeichen. <lb n="psc_241.022"/> Deshalb steht das Drama im Mittelpunct der Poesie.</p> <lb n="psc_241.023"/> <p> Die Schauspielkunst, ihr Stil, ihre Fictionen, wie weit <lb n="psc_241.024"/> Jllusion erstrebt wird, und welche Möglichkeit vorhanden ist, <lb n="psc_241.025"/> sie zu erreichen, das müßte Alles in der Lehre vom Drama <lb n="psc_241.026"/> näher zur Sprache kommen.</p> <lb n="psc_241.027"/> <p> Auch die Declamation wirkt nachahmend durch Tempo, <lb n="psc_241.028"/> Stärke, begleitende Mimik.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [241/0257]
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dem Wort und der dargestellten Sache ist für uns willkürlich; psc_241.002
ob für den Ursprung der Bezeichnungsweise, ist hier gleichgiltig. psc_241.003
Das Wort wird Darstellung gewiß nur für Diejenigen, psc_241.004
die mit der Bedeutung der willkürlichen Zeichen psc_241.005
vertraut sind. Die Sprache ist nicht entstanden durch Willkür, psc_241.006
sondern durch Nothwendigkeit; aber nur in den seltenen psc_241.007
Fällen der Onomatopöie glauben wir nocheinen Zusammenhang psc_241.008
zwischen Wort und Gegenstand zu erkennen. Trotzdem sind psc_241.009
in der Sprache Möglichkeiten natürlicher Beziehung, unmittelbarer psc_241.010
Nachbildung. Z. B. das Nacheinander der Handlung psc_241.011
wird durch Nacheinander der Darstellung wiedergegeben. psc_241.012
Näheres im vierten Abschnitt.
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Größtentheils also arbeitet die Poesie doch mit willkürlichen psc_241.014
Zeichen, soweit sie sich der Sprache allein bedient. psc_241.015
Aber wenn die Poesie zum Drama wird, da ist Alles natürliches psc_241.016
Zeichen: Rolle; da wird die Poesie die directeste, vollständigste psc_241.017
nachahmende Darstellung, die es überhaupt giebt. psc_241.018
Auch die Bewegung wird ganz direct wiedergegeben. Und die psc_241.019
Worte sind Darstellung der Reden, wie sie von Menschen psc_241.020
in Wirklichkeit geführt werden. Das Drama ist also in psc_241.021
allen seinen Theilen Darstellung mit natürlichen Zeichen. psc_241.022
Deshalb steht das Drama im Mittelpunct der Poesie.
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Die Schauspielkunst, ihr Stil, ihre Fictionen, wie weit psc_241.024
Jllusion erstrebt wird, und welche Möglichkeit vorhanden ist, psc_241.025
sie zu erreichen, das müßte Alles in der Lehre vom Drama psc_241.026
näher zur Sprache kommen.
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Auch die Declamation wirkt nachahmend durch Tempo, psc_241.028
Stärke, begleitende Mimik.
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