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Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.

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sich richtet, auf den Gesichtspunct, nach dem sich die Hebungen psc_274.002
und Senkungen vertheilen.

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Auf Hebungen und Senkungen, guten und schlechten psc_274.004
Tacttheilen beruht der Rhythmus.

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Der Rhythmus ist entsprungen aus dem Tanz. Das psc_274.006
Wohlgefallen am Rhythmus beruht auf der Erinnerung an psc_274.007
das Vergnügen des Tanzes; durch Vererbung wird diese Erinnerung, psc_274.008
dies Wohlgefallen so gesteigert, daß es späteren psc_274.009
Generationen vielleicht geradezu angeboren ist. Aber es psc_274.010
wird auch wohl bei allen Menschen durch den Tanz selbst psc_274.011
oder durchs Gehen erneuert. Wirkung des Rhythmus ist es, psc_274.012
daß wir den Tact mit dem Fuß treten. -- Das arische Urverhältniß psc_274.013
ist dies: die lange Silbe ist die betonte, folglich psc_274.014
fallen Wortbetonung und Versbetonung zusammen bei quantitirender psc_274.015
Metrik; aber nachher gehen sie auseinander. Silbenzählung psc_274.016
ist vielleicht durchweg Entartung, wenn reine Zählung; psc_274.017
sonst bedeutet es das allmälige Festwerden des Rhythmus psc_274.018
durch die Reihe des Verses hin.

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Die allgemeinen Grundsätze der Poetik finden auch hier psc_274.020
Anwendung. Die metrische Reihe darf nicht zu lang sein, psc_274.021
und nicht zu kurz. Abwechselung des Rhythmus ist erwünscht, psc_274.022
aber nicht zu viel, weil sonst das Analoge sich nicht einprägt. psc_274.023
Bei oftmaliger Wiederholung derselben rhythmischen psc_274.024
Folge, wie beim Hexameter, sind die Möglichkeiten der Variation psc_274.025
günstig. Eine sehr glückliche Abwechselung gewähren psc_274.026
auch Distichen.

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Eine auf anderen Principien beruhende, aber im Grunde psc_274.028
analoge Abwechselung gewährt der ursprüngliche deutsche

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sich richtet, auf den Gesichtspunct, nach dem sich die Hebungen psc_274.002
und Senkungen vertheilen.

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  Auf Hebungen und Senkungen, guten und schlechten psc_274.004
Tacttheilen beruht der Rhythmus.

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  Der Rhythmus ist entsprungen aus dem Tanz. Das psc_274.006
Wohlgefallen am Rhythmus beruht auf der Erinnerung an psc_274.007
das Vergnügen des Tanzes; durch Vererbung wird diese Erinnerung, psc_274.008
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Generationen vielleicht geradezu angeboren ist. Aber es psc_274.010
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oder durchs Gehen erneuert. Wirkung des Rhythmus ist es, psc_274.012
daß wir den Tact mit dem Fuß treten. — Das arische Urverhältniß psc_274.013
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Metrik; aber nachher gehen sie auseinander. Silbenzählung psc_274.016
ist vielleicht durchweg Entartung, wenn reine Zählung; psc_274.017
sonst bedeutet es das allmälige Festwerden des Rhythmus psc_274.018
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  Die allgemeinen Grundsätze der Poetik finden auch hier psc_274.020
Anwendung. Die metrische Reihe darf nicht zu lang sein, psc_274.021
und nicht zu kurz. Abwechselung des Rhythmus ist erwünscht, psc_274.022
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[274/0290] psc_274.001 sich richtet, auf den Gesichtspunct, nach dem sich die Hebungen psc_274.002 und Senkungen vertheilen. psc_274.003   Auf Hebungen und Senkungen, guten und schlechten psc_274.004 Tacttheilen beruht der Rhythmus. psc_274.005   Der Rhythmus ist entsprungen aus dem Tanz. Das psc_274.006 Wohlgefallen am Rhythmus beruht auf der Erinnerung an psc_274.007 das Vergnügen des Tanzes; durch Vererbung wird diese Erinnerung, psc_274.008 dies Wohlgefallen so gesteigert, daß es späteren psc_274.009 Generationen vielleicht geradezu angeboren ist. Aber es psc_274.010 wird auch wohl bei allen Menschen durch den Tanz selbst psc_274.011 oder durchs Gehen erneuert. Wirkung des Rhythmus ist es, psc_274.012 daß wir den Tact mit dem Fuß treten. — Das arische Urverhältniß psc_274.013 ist dies: die lange Silbe ist die betonte, folglich psc_274.014 fallen Wortbetonung und Versbetonung zusammen bei quantitirender psc_274.015 Metrik; aber nachher gehen sie auseinander. Silbenzählung psc_274.016 ist vielleicht durchweg Entartung, wenn reine Zählung; psc_274.017 sonst bedeutet es das allmälige Festwerden des Rhythmus psc_274.018 durch die Reihe des Verses hin. psc_274.019   Die allgemeinen Grundsätze der Poetik finden auch hier psc_274.020 Anwendung. Die metrische Reihe darf nicht zu lang sein, psc_274.021 und nicht zu kurz. Abwechselung des Rhythmus ist erwünscht, psc_274.022 aber nicht zu viel, weil sonst das Analoge sich nicht einprägt. psc_274.023 Bei oftmaliger Wiederholung derselben rhythmischen psc_274.024 Folge, wie beim Hexameter, sind die Möglichkeiten der Variation psc_274.025 günstig. Eine sehr glückliche Abwechselung gewähren psc_274.026 auch Distichen. psc_274.027   Eine auf anderen Principien beruhende, aber im Grunde psc_274.028 analoge Abwechselung gewährt der ursprüngliche deutsche

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Zitationshilfe: Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scherer_poetik_1888/290>, abgerufen am 22.11.2024.