Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_045.001 Quintilian giebt im dritten Buch einen Abriß der Rhetorik psc_045.005 Die kunstmäßige Theorie der Rhetorik begann in Sicilien. psc_045.008 Die voraristotelische Rhetorik und der Jnhalt so vieler psc_045.019 psc_045.001 Quintilian giebt im dritten Buch einen Abriß der Rhetorik psc_045.005 Die kunstmäßige Theorie der Rhetorik begann in Sicilien. psc_045.008 Die voraristotelische Rhetorik und der Jnhalt so vieler psc_045.019 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0061" n="45"/><lb n="psc_045.001"/> Poesie, und die sich ändernden Geschmacksrichtungen spiegeln <lb n="psc_045.002"/> sich in der Theorie, und werden zum Theil durch die Theorie <lb n="psc_045.003"/> bestimmt oder befördert.</p> <lb n="psc_045.004"/> <p> Quintilian giebt im dritten Buch einen Abriß der Rhetorik <lb n="psc_045.005"/> bis auf seine Zeit, nur eine Art Leitfaden. Blaß, Die griechische <lb n="psc_045.006"/> Beredsamkeit von Alexander bis auf Augustus (Berlin 1865).</p> <lb n="psc_045.007"/> <p> Die kunstmäßige Theorie der Rhetorik begann in Sicilien. <lb n="psc_045.008"/> An die Spitze stellt Quintilian den Empedokles (460). <lb n="psc_045.009"/> Die ältesten Verfasser von <hi rendition="#aq">artes</hi> (<foreign xml:lang="grc">τέχναι</foreign>) waren Horaz und <lb n="psc_045.010"/> Tisias; auf sie folgte Gorgias, der Schüler des Empedokles, <lb n="psc_045.011"/> der die Lehre der Beredsamkeit nach Athen übertrug und <lb n="psc_045.012"/> damit einen großartigen Erfolg erzielte. Seine Reden scheinen <lb n="psc_045.013"/> stark poetisch gefärbt gewesen zu sein, und so gehört die Rhetorik <lb n="psc_045.014"/> in die Poetik, weil sie für die Lehre vom Ausdruck wichtig <lb n="psc_045.015"/> ist. Der berühmteste von den Zuhörern des Gorgias war <lb n="psc_045.016"/> Jsokrates (doch ist es unsicher, ob jener wirklich sein Lehrer <lb n="psc_045.017"/> war). Gegen Jsokrates polemisirt Aristoteles vielfach.</p> <lb n="psc_045.018"/> <p> Die voraristotelische Rhetorik und der Jnhalt so vieler <lb n="psc_045.019"/> verloren gegangener <hi rendition="#aq">Artes</hi> ist hauptsächlich aus Anaximenes <lb n="psc_045.020"/> von Lampsacus zu entnehmen: <hi rendition="#aq">Anaximenis ars rhetorica <lb n="psc_045.021"/> quae vulgo fertur Aristotelis ad Alexandrum rec. Leonh. <lb n="psc_045.022"/> Spengel</hi> (Zürich 1844) vgl. auch <hi rendition="#aq">Aristotelis ars rhetorica <lb n="psc_045.023"/> cum adnotatione Leonh. Spengelii. Accedit vetusta <lb n="psc_045.024"/> translatio latina</hi> (2 Bde. Leipzig 1867) und Spengel, Über <lb n="psc_045.025"/> die Rhetorik des Aristoteles (Abhandlungen der Münchener <lb n="psc_045.026"/> Akademie, Erste Classe Bd. 6 Abth. 2. S. 457 ff.). Neben der <lb n="psc_045.027"/> aristotelischen Rhetorik ist für uns diese anaximenische die <lb n="psc_045.028"/> Grundlage der Erkenntniß.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0061]
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Poesie, und die sich ändernden Geschmacksrichtungen spiegeln psc_045.002
sich in der Theorie, und werden zum Theil durch die Theorie psc_045.003
bestimmt oder befördert.
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Quintilian giebt im dritten Buch einen Abriß der Rhetorik psc_045.005
bis auf seine Zeit, nur eine Art Leitfaden. Blaß, Die griechische psc_045.006
Beredsamkeit von Alexander bis auf Augustus (Berlin 1865).
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Die kunstmäßige Theorie der Rhetorik begann in Sicilien. psc_045.008
An die Spitze stellt Quintilian den Empedokles (460). psc_045.009
Die ältesten Verfasser von artes (τέχναι) waren Horaz und psc_045.010
Tisias; auf sie folgte Gorgias, der Schüler des Empedokles, psc_045.011
der die Lehre der Beredsamkeit nach Athen übertrug und psc_045.012
damit einen großartigen Erfolg erzielte. Seine Reden scheinen psc_045.013
stark poetisch gefärbt gewesen zu sein, und so gehört die Rhetorik psc_045.014
in die Poetik, weil sie für die Lehre vom Ausdruck wichtig psc_045.015
ist. Der berühmteste von den Zuhörern des Gorgias war psc_045.016
Jsokrates (doch ist es unsicher, ob jener wirklich sein Lehrer psc_045.017
war). Gegen Jsokrates polemisirt Aristoteles vielfach.
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Die voraristotelische Rhetorik und der Jnhalt so vieler psc_045.019
verloren gegangener Artes ist hauptsächlich aus Anaximenes psc_045.020
von Lampsacus zu entnehmen: Anaximenis ars rhetorica psc_045.021
quae vulgo fertur Aristotelis ad Alexandrum rec. Leonh. psc_045.022
Spengel (Zürich 1844) vgl. auch Aristotelis ars rhetorica psc_045.023
cum adnotatione Leonh. Spengelii. Accedit vetusta psc_045.024
translatio latina (2 Bde. Leipzig 1867) und Spengel, Über psc_045.025
die Rhetorik des Aristoteles (Abhandlungen der Münchener psc_045.026
Akademie, Erste Classe Bd. 6 Abth. 2. S. 457 ff.). Neben der psc_045.027
aristotelischen Rhetorik ist für uns diese anaximenische die psc_045.028
Grundlage der Erkenntniß.
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