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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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Fig. 86. Jst ein kleines/ steinernes/ subtil-gestreimtes/ in sich selbs
gewundenes Meerwurm- oder Röhrlein/ Tubulus marinus fossilis
parvus Cornu Ammonis instar in seipsum revolutus.
Dessen län-
ge wirklich hol/ oder mit einem steinernen Marg außgefüllt ist. Et-
wan sind dise Würmlein rund/ etwan eckicht/ und winden sich einiche den
geraden weg in sich selbs/ andere aber weichen darvon in etwas ab/ und for-
miren eher eine Schneckenlini: Allezeit aber muß man sie wol unterschei-
den von denen/ welche oben in Fig. 23. vorgebildet worden/ weilen dise sich
unordenlicher weise über einander legen/ und krümmen. Unserem Sel. Wag-
nero
heisset diser Stein Cochlites rugosus.

Fig. 87. ist ein stück einer Moluccanischen Krebs-scher/ Cancri Mo-
luccani fragmentum,
glatt/ mit unebenen segen förm[i]gem bort/ grauer
farb/ über einen harten gelben mit schwarzen pünctlein bespieng[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]en Sand-
stein gezogen.

Fig. 88. Scheinet zuseyn ein stuck eines Rochen Schwanzes/ oder
von dem Ruckgrad eines Fisches/ welches ins besonder abnehme auß dem
loch/ welches durch den ganzen Stein gehet/ und zweifelsohne dem Rukgrad-
marg den durchpaß gegeben hat.

Fig. 89. Scheinet vorzustellen eine versteinerte Frucht/ oder das inn-
wendige Gebeinhause eines Meer-Jgels/ worüber auch anderer gelehrten
urtheil erwarte/ und bey gemachter vorstell- und Beschreibung einicher weni-
ger überbleibselen der Sündflut den geehrten Leser versichere/ daß von der-
gleichen gebildeten Steinen eine weit grössere anzahl beyhanden habe/ und
bey gegebenem anlaß der Gelehrten Welt/ als eine heutigs tags gesuchte
tracht/ darstellen werde/ zugleich auch alle und jede euriose Gemüther sonder-
lich aber junge Leuthe/ zu fleissiger aufsuchung dergleichen sachen an frische/
damit die seltsamheiten unsers Landes je mehr und mehr so wol uns selbs/
dessen Einwohneren/ als Fremden Völkeren bekant gemachet/ und der gros-
se Gott geehret werde/ desse Allmacht wir ins besonder erkennen an dem er-
staunlichen Gericht der Sündflut; dessen Weißheit wir preisen in deme/ das
Jhme gefallen wollen/ die Gedächtnuß des allgemeinen Untergangs der
Menschen und Thieren nicht nur in H. Schrift/ sondern auch in solchen ver-
steinerten sachen zuverewigen/ und selbige uns zu einem Bußspiegel vorzu-
legen.

Das Kupfer kostet 1. §.

Fig. 86. Jſt ein kleines/ ſteinernes/ ſubtil-geſtreimtes/ in ſich ſelbs
gewundenes Meerwurm- oder Roͤhrlein/ Tubulus marinus foſſilis
parvus Cornu Ammonis inſtar in ſeipſum revolutus.
Deſſen laͤn-
ge wirklich hol/ oder mit einem ſteinernen Marg außgefuͤllt iſt. Et-
wan ſind diſe Wuͤrmlein rund/ etwan eckicht/ und winden ſich einiche den
geraden weg in ſich ſelbs/ andere aber weichen darvon in etwas ab/ und for-
miren eher eine Schneckenlini: Allezeit aber muß man ſie wol unterſchei-
den von denen/ welche oben in Fig. 23. vorgebildet worden/ weilen diſe ſich
unordenlicher weiſe uͤber einander legen/ und kruͤmmen. Unſerem Sel. Wag-
nero
heiſſet diſer Stein Cochlites rugoſus.

Fig. 87. iſt ein ſtuͤck einer Moluccaniſchen Krebs-ſcher/ Cancri Mo-
luccani fragmentum,
glatt/ mit unebenen ſegen foͤrm[i]gem bort/ grauer
farb/ uͤber einen harten gelben mit ſchwarzen puͤnctlein beſpieng[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]en Sand-
ſtein gezogen.

Fig. 88. Scheinet zuſeyn ein ſtuck eines Rochen Schwanzes/ oder
von dem Ruckgrad eines Fiſches/ welches ins beſonder abnehme auß dem
loch/ welches durch den ganzen Stein gehet/ und zweifelsohne dem Rukgrad-
marg den durchpaß gegeben hat.

Fig. 89. Scheinet vorzuſtellen eine verſteinerte Frucht/ oder das iñ-
wendige Gebeinhauſe eines Meer-Jgels/ woruͤber auch anderer gelehrten
urtheil erwarte/ und bey gemachter vorſtell- und Beſchreibung einicher weni-
ger uͤberbleibſelen der Suͤndflut den geehrten Leſer verſichere/ daß von der-
gleichen gebildeten Steinen eine weit groͤſſere anzahl beyhanden habe/ und
bey gegebenem anlaß der Gelehrten Welt/ als eine heutigs tags geſuchte
tracht/ darſtellen werde/ zugleich auch alle und jede eurioſe Gemuͤther ſonder-
lich aber junge Leuthe/ zu fleiſſiger aufſuchung dergleichen ſachen an friſche/
damit die ſeltſamheiten unſers Landes je mehr und mehr ſo wol uns ſelbs/
deſſen Einwohneren/ als Fremden Voͤlkeren bekant gemachet/ und der groſ-
ſe Gott geehret werde/ deſſe Allmacht wir ins beſonder erkennen an dem er-
ſtaunlichen Gericht der Suͤndflut; deſſen Weißheit wir preiſen in deme/ das
Jhme gefallen wollen/ die Gedaͤchtnuß des allgemeinen Untergangs der
Menſchen und Thieren nicht nur in H. Schrift/ ſondern auch in ſolchen ver-
ſteinerten ſachen zuverewigen/ und ſelbige uns zu einem Bußſpiegel vorzu-
legen.

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[(112)[112]/0145] Fig. 86. Jſt ein kleines/ ſteinernes/ ſubtil-geſtreimtes/ in ſich ſelbs gewundenes Meerwurm- oder Roͤhrlein/ Tubulus marinus foſſilis parvus Cornu Ammonis inſtar in ſeipſum revolutus. Deſſen laͤn- ge wirklich hol/ oder mit einem ſteinernen Marg außgefuͤllt iſt. Et- wan ſind diſe Wuͤrmlein rund/ etwan eckicht/ und winden ſich einiche den geraden weg in ſich ſelbs/ andere aber weichen darvon in etwas ab/ und for- miren eher eine Schneckenlini: Allezeit aber muß man ſie wol unterſchei- den von denen/ welche oben in Fig. 23. vorgebildet worden/ weilen diſe ſich unordenlicher weiſe uͤber einander legen/ und kruͤmmen. Unſerem Sel. Wag- nero heiſſet diſer Stein Cochlites rugoſus. Fig. 87. iſt ein ſtuͤck einer Moluccaniſchen Krebs-ſcher/ Cancri Mo- luccani fragmentum, glatt/ mit unebenen ſegen foͤrmigem bort/ grauer farb/ uͤber einen harten gelben mit ſchwarzen puͤnctlein beſpieng_en Sand- ſtein gezogen. Fig. 88. Scheinet zuſeyn ein ſtuck eines Rochen Schwanzes/ oder von dem Ruckgrad eines Fiſches/ welches ins beſonder abnehme auß dem loch/ welches durch den ganzen Stein gehet/ und zweifelsohne dem Rukgrad- marg den durchpaß gegeben hat. Fig. 89. Scheinet vorzuſtellen eine verſteinerte Frucht/ oder das iñ- wendige Gebeinhauſe eines Meer-Jgels/ woruͤber auch anderer gelehrten urtheil erwarte/ und bey gemachter vorſtell- und Beſchreibung einicher weni- ger uͤberbleibſelen der Suͤndflut den geehrten Leſer verſichere/ daß von der- gleichen gebildeten Steinen eine weit groͤſſere anzahl beyhanden habe/ und bey gegebenem anlaß der Gelehrten Welt/ als eine heutigs tags geſuchte tracht/ darſtellen werde/ zugleich auch alle und jede eurioſe Gemuͤther ſonder- lich aber junge Leuthe/ zu fleiſſiger aufſuchung dergleichen ſachen an friſche/ damit die ſeltſamheiten unſers Landes je mehr und mehr ſo wol uns ſelbs/ deſſen Einwohneren/ als Fremden Voͤlkeren bekant gemachet/ und der groſ- ſe Gott geehret werde/ deſſe Allmacht wir ins beſonder erkennen an dem er- ſtaunlichen Gericht der Suͤndflut; deſſen Weißheit wir preiſen in deme/ das Jhme gefallen wollen/ die Gedaͤchtnuß des allgemeinen Untergangs der Menſchen und Thieren nicht nur in H. Schrift/ ſondern auch in ſolchen ver- ſteinerten ſachen zuverewigen/ und ſelbige uns zu einem Bußſpiegel vorzu- legen. Das Kupfer koſtet 1. §.

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. (112)[112]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/145>, abgerufen am 24.11.2024.