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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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Historische Beschreibung aller Erdbidmen/ welche in dem Schwei-
zerland von zeit zu zeit gespüret worden.

A. 849. 867. 944. sollen Erdbeben gewesen seyn/ nach der zeugnuß He-
pidani Annal.
bey Goldast. Alam. Rer. Tom. l. p. 8. 10. 14.

A. 1021. den 12. Mey erzeiget sich ein erschrockenlicher Erdbidem/ durch
welchen das Münster zu Basel zerrüttet ward/ daß etliche Gebäue darvon in
den Rhein fielen/ dann es nahe auf das Wasser gebauen war. Stumpf.
Chron. L. II. c. 21.

A. 1348. war ein gar grosser Erdbidem. Sprenger, Chron. MSC.
ad h. a.
Es scheinet/ es habe die Statt Basel in disem stark gelitten/ laut
dreyer alten Versen/ so man zn Villach in Kerndten/ in St. Jaeobs-Kir-
chen/ in einer Maur eingehauen sihet.

Sub M. C. triplo quadraginta octo tibi dico
Tunc fuit Terrae motus conversio Pauli
Subvertir urbes Basileam, castra Villaci.

Zu Teutsch.

Ein M. drey C. vierzig und acht/
Wol auf St. Pauls-Bekehrung nacht/
Verfiel durch eins Erdbidems macht
Basel die Statt/ zu samt Villach.

Und kan sich villeicht Wursteisen in seiner Basler Chronic p. 176. geirret
haben/ daß er disen 1348sten mit folgendem 1356sten vermischet.

A. 1356. den 18. Oct. erhube sich abends um 10. uhr zu Basel ein schrek-
licher Erdbidem/ und in selbiger Nacht noch 10. andere/ das hiedurch son-
derbare/ und gemeine Gebäu nicht nur ergellet/ sondern auch zu grösserem
theil in ein hauffen gefället wurden. Der einbeschlossne gewalt warfe nicht
nur schlechte Häuser/ sonder auch Vestungen/ Thürn/ und Kirchen darni-
der. Was nicht einsioket/ zerspielce/ und ward presthaft. Ein theil des Chors
im Münster/ samt dem Fronaltar/ fiel bey nacht ein/ so schreibt AEneas Syl-
vius,
es seyen in der Statt nicht über 100. Häuser ganz und aufrecht blie-
ben. Jn disem einfall verdurben/ wie etliche setzen/ bey 300. Mängklich ver-
liesse Hauß und Gut/ und flohe das Leben zufristen auf die weite/ sonderlich
auf den St. Peters Platz/ allwo hin einer von Berenfels geflohen/ und aber
von einer he[r]ab fallenden Zinnen auf St. Peters Brücklin zu tod geschlagen
worden. Jn disem Jamer gieng hin und her in der Statt Feuer auf/ daß etli-

che

Hiſtoriſche Beſchreibung aller Erdbidmen/ welche in dem Schwei-
zerland von zeit zu zeit geſpuͤret worden.

A. 849. 867. 944. ſollen Erdbeben geweſen ſeyn/ nach der zeugnuß He-
pidani Annal.
bey Goldaſt. Alam. Rer. Tom. l. p. 8. 10. 14.

A. 1021. den 12. Mey erzeiget ſich ein erſchrockenlicher Erdbidem/ durch
welchen das Muͤnſter zu Baſel zerꝛuͤttet ward/ daß etliche Gebaͤue darvon in
den Rhein fielen/ dann es nahe auf das Waſſer gebauen war. Stumpf.
Chron. L. II. c. 21.

A. 1348. war ein gar groſſer Erdbidem. Sprenger, Chron. MSC.
ad h. a.
Es ſcheinet/ es habe die Statt Baſel in diſem ſtark gelitten/ laut
dreyer alten Verſen/ ſo man zn Villach in Kerndten/ in St. Jaeobs-Kir-
chen/ in einer Maur eingehauen ſihet.

Sub M. C. triplo quadraginta octo tibi dico
Tunc fuit Terræ motus converſio Pauli
Subvertir urbes Baſileam, caſtra Villaci.

Zu Teutſch.

Ein M. drey C. vierzig und acht/
Wol auf St. Pauls-Bekehrung nacht/
Verfiel durch eins Erdbidems macht
Baſel die Statt/ zu ſamt Villach.

Und kan ſich villeicht Wurſteiſen in ſeiner Baſler Chronic p. 176. geirꝛet
haben/ daß er diſen 1348ſten mit folgendem 1356ſten vermiſchet.

A. 1356. den 18. Oct. erhube ſich abends um 10. uhr zu Baſel ein ſchrek-
licher Erdbidem/ und in ſelbiger Nacht noch 10. andere/ das hiedurch ſon-
derbare/ und gemeine Gebaͤu nicht nur ergellet/ ſondern auch zu groͤſſerem
theil in ein hauffen gefaͤllet wurden. Der einbeſchloſſne gewalt warfe nicht
nur ſchlechte Haͤuſer/ ſonder auch Veſtungen/ Thuͤrn/ und Kirchen darni-
der. Was nicht einſioket/ zerſpielce/ und ward preſthaft. Ein theil des Chors
im Muͤnſter/ ſamt dem Fronaltar/ fiel bey nacht ein/ ſo ſchreibt Æneas Syl-
vius,
es ſeyen in der Statt nicht uͤber 100. Haͤuſer ganz und aufrecht blie-
ben. Jn diſem einfall verdurben/ wie etliche ſetzen/ bey 300. Maͤngklich ver-
lieſſe Hauß und Gut/ und flohe das Leben zufriſten auf die weite/ ſonderlich
auf den St. Peters Platz/ allwo hin einer von Berenfels geflohen/ und aber
von einer he[r]ab fallenden Zinnen auf St. Peters Bruͤcklin zu tod geſchlagen
worden. Jn diſem Jamer gieng hin und her in der Statt Feuer auf/ daß etli-

che
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[(123)[123]/0160] Hiſtoriſche Beſchreibung aller Erdbidmen/ welche in dem Schwei- zerland von zeit zu zeit geſpuͤret worden. A. 849. 867. 944. ſollen Erdbeben geweſen ſeyn/ nach der zeugnuß He- pidani Annal. bey Goldaſt. Alam. Rer. Tom. l. p. 8. 10. 14. A. 1021. den 12. Mey erzeiget ſich ein erſchrockenlicher Erdbidem/ durch welchen das Muͤnſter zu Baſel zerꝛuͤttet ward/ daß etliche Gebaͤue darvon in den Rhein fielen/ dann es nahe auf das Waſſer gebauen war. Stumpf. Chron. L. II. c. 21. A. 1348. war ein gar groſſer Erdbidem. Sprenger, Chron. MSC. ad h. a. Es ſcheinet/ es habe die Statt Baſel in diſem ſtark gelitten/ laut dreyer alten Verſen/ ſo man zn Villach in Kerndten/ in St. Jaeobs-Kir- chen/ in einer Maur eingehauen ſihet. Sub M. C. triplo quadraginta octo tibi dico Tunc fuit Terræ motus converſio Pauli Subvertir urbes Baſileam, caſtra Villaci. Zu Teutſch. Ein M. drey C. vierzig und acht/ Wol auf St. Pauls-Bekehrung nacht/ Verfiel durch eins Erdbidems macht Baſel die Statt/ zu ſamt Villach. Und kan ſich villeicht Wurſteiſen in ſeiner Baſler Chronic p. 176. geirꝛet haben/ daß er diſen 1348ſten mit folgendem 1356ſten vermiſchet. A. 1356. den 18. Oct. erhube ſich abends um 10. uhr zu Baſel ein ſchrek- licher Erdbidem/ und in ſelbiger Nacht noch 10. andere/ das hiedurch ſon- derbare/ und gemeine Gebaͤu nicht nur ergellet/ ſondern auch zu groͤſſerem theil in ein hauffen gefaͤllet wurden. Der einbeſchloſſne gewalt warfe nicht nur ſchlechte Haͤuſer/ ſonder auch Veſtungen/ Thuͤrn/ und Kirchen darni- der. Was nicht einſioket/ zerſpielce/ und ward preſthaft. Ein theil des Chors im Muͤnſter/ ſamt dem Fronaltar/ fiel bey nacht ein/ ſo ſchreibt Æneas Syl- vius, es ſeyen in der Statt nicht uͤber 100. Haͤuſer ganz und aufrecht blie- ben. Jn diſem einfall verdurben/ wie etliche ſetzen/ bey 300. Maͤngklich ver- lieſſe Hauß und Gut/ und flohe das Leben zufriſten auf die weite/ ſonderlich auf den St. Peters Platz/ allwo hin einer von Berenfels geflohen/ und aber von einer herab fallenden Zinnen auf St. Peters Bruͤcklin zu tod geſchlagen worden. Jn diſem Jamer gieng hin und her in der Statt Feuer auf/ daß etli- che

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. (123)[123]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/160>, abgerufen am 24.11.2024.