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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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grundlich erforschet/ der wird mit desto grösserer Sicherheit solche Haubtcu-
ren selbs unternemmen/ oder unterlassen/ anderen auch ein- oder abrathen.
Die Application überlasse denen verständigen/ in der wissenschaft geübten/
und in der Practik erfahrnen Medicis/ auß deren zahl außschliesse die Stüm-
pler Mann- und Weiblichen Geschlechts/ welche die ihnen unvorsichtig über-
gebene kostliche Hinderlag des Menschlichen Leibes nicht kennen/ gleichwo-
len etwan durch sonderes glük/ und gefahrlichen Srreich curieren/ mehrma-
len aber auf eine unverantwortliche/ oft mörderische/ weise zu grund richten/
wie wir dessen leider bald tägliche Exempel haben.

Zum Beschluß werde nicht nur dem curiosen Leser vorstellen eine Mah-
lerische dreyfache Zeichnung dises Wunderbads/ sondern auch mit wenigem
andeuten einiche da herum befindliche Merkwirdigkeiten der Natur.

Nahe bey dem Badhauß sprengte man zu dem Neuen ansehenlichen
Gebäu in dem Sommer A. 1704. einiche Marmorharte Felsen/ in deren
zwischenspälten sich finden liessen einiche kleine Crystallen/ aber auch in ihrer
mitte einiche Muschelsteine/ nebst dem so genanten Kümmistein/ oder Lapide
Frumentali Jmperati Hist. Natur. p.
579. welchen weitläuffig beschrie-
ben in meinem Specimine Lithograph. Helvet. p. 30. unter dem Titel
Lentes lapideae striatae utrinque convexae, vitreis figura similes, in
massa lapidea vario sub schemate conspicuae,
und auch vorgestellet von
der 42. bis zur 48. Figur. Dergleichen Steine/ weilen sie nach der gemein-
sten und sichersten Meinung herkommen von der Sündflut/ und deren ge-
wisse anzeigen sind/ geben uns zuverstehen/ das zur zeit diser allgemeinen
Uberschwemmung auch die jezt hartesten Marmor weich gewesen/ so daß die
Meer Muschelen und Schnecken sich in selbige domals lettichte Materi habe
können einsenken/ wor von zu andern zeiten ein mehrers.

Zwischen Pfefers/ und dem Dorf Valenz/ finden sich an dem Weg
graue dürre brüchige Schiffersteine/ und ob Valenz gegen den Grauen Hor-
nen/ (welches Gebirg über das Bad erhöhet über die 2000. Schuhe/ ande-
re schwarze/ und härtere/ welche an gestalt gleich sind denen Blattensteinen/
welche auß dem Glarnerland verführt werden bald in alle theil Europae.

Bey- und in der Quell findet man eine gelbrohte subtile Erde/ von
welcher/ als einer Terra solari die Kräfte dieses Heilwaffers von vilen her-
geleitet werden; und ist nicht zu laugnen/ daß etwan bey abrauchung des
Wassers etwas von diser Erden in dem Geschirr überig bleibet. Es ist auch
disere Erden kostlich zu auftröknung alter fliessender Schäden/ wann sie da-

rauf

grundlich erforſchet/ der wird mit deſto groͤſſerer Sicherheit ſolche Haubtcu-
ren ſelbs unternemmen/ oder unterlaſſen/ anderen auch ein- oder abrathen.
Die Application uͤberlaſſe denen verſtaͤndigen/ in der wiſſenſchaft geuͤbten/
und in der Practik erfahrnen Medicis/ auß deren zahl außſchlieſſe die Stuͤm-
pler Mann- und Weiblichen Geſchlechts/ welche die ihnen unvorſichtig uͤber-
gebene koſtliche Hinderlag des Menſchlichen Leibes nicht kennen/ gleichwo-
len etwan durch ſonderes gluͤk/ und gefahrlichen Srreich curieren/ mehrma-
len aber auf eine unverantwortliche/ oft moͤrderiſche/ weiſe zu grund richten/
wie wir deſſen leider bald taͤgliche Exempel haben.

Zum Beſchluß werde nicht nur dem curioſen Leſer vorſtellen eine Mah-
leriſche dreyfache Zeichnung diſes Wunderbads/ ſondern auch mit wenigem
andeuten einiche da herum befindliche Merkwirdigkeiten der Natur.

Nahe bey dem Badhauß ſprengte man zu dem Neuen anſehenlichen
Gebaͤu in dem Sommer A. 1704. einiche Marmorharte Felſen/ in deren
zwiſchenſpaͤlten ſich finden lieſſen einiche kleine Cryſtallen/ aber auch in ihrer
mitte einiche Muſchelſteine/ nebſt dem ſo genanten Kuͤm̃iſtein/ oder Lapide
Frumentali Jmperati Hiſt. Natur. p.
579. welchen weitlaͤuffig beſchrie-
ben in meinem Specimine Lithograph. Helvet. p. 30. unter dem Titel
Lentes lapideæ ſtriatæ utrinque convexæ, vitreis figurâ ſimiles, in
maſſa lapidea vario ſub ſchemate conſpicuæ,
und auch vorgeſtellet von
der 42. bis zur 48. Figur. Dergleichen Steine/ weilen ſie nach der gemein-
ſten und ſicherſten Meinung herkommen von der Suͤndflut/ und deren ge-
wiſſe anzeigen ſind/ geben uns zuverſtehen/ das zur zeit diſer allgemeinen
Uberſchwemmung auch die jezt harteſten Marmor weich geweſen/ ſo daß die
Meer Muſchelen und Schnecken ſich in ſelbige domals lettichte Materi habe
koͤnnen einſenken/ wor von zu andern zeiten ein mehrers.

Zwiſchen Pfefers/ und dem Dorf Valenz/ finden ſich an dem Weg
graue duͤrꝛe bruͤchige Schifferſteine/ und ob Valenz gegen den Grauen Hor-
nen/ (welches Gebirg uͤber das Bad erhoͤhet uͤber die 2000. Schuhe/ ande-
re ſchwarze/ und haͤrtere/ welche an geſtalt gleich ſind denen Blattenſteinen/
welche auß dem Glarnerland verfuͤhrt werden bald in alle theil Europæ.

Bey- und in der Quell findet man eine gelbrohte ſubtile Erde/ von
welcher/ als einer Terra ſolari die Kraͤfte dieſes Heilwaffers von vilen her-
geleitet werden; und iſt nicht zu laugnen/ daß etwan bey abrauchung des
Waſſers etwas von diſer Erden in dem Geſchirꝛ uͤberig bleibet. Es iſt auch
diſere Erden koſtlich zu auftroͤknung alter flieſſender Schaͤden/ wann ſie da-

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[(54)[54]/0077] grundlich erforſchet/ der wird mit deſto groͤſſerer Sicherheit ſolche Haubtcu- ren ſelbs unternemmen/ oder unterlaſſen/ anderen auch ein- oder abrathen. Die Application uͤberlaſſe denen verſtaͤndigen/ in der wiſſenſchaft geuͤbten/ und in der Practik erfahrnen Medicis/ auß deren zahl außſchlieſſe die Stuͤm- pler Mann- und Weiblichen Geſchlechts/ welche die ihnen unvorſichtig uͤber- gebene koſtliche Hinderlag des Menſchlichen Leibes nicht kennen/ gleichwo- len etwan durch ſonderes gluͤk/ und gefahrlichen Srreich curieren/ mehrma- len aber auf eine unverantwortliche/ oft moͤrderiſche/ weiſe zu grund richten/ wie wir deſſen leider bald taͤgliche Exempel haben. Zum Beſchluß werde nicht nur dem curioſen Leſer vorſtellen eine Mah- leriſche dreyfache Zeichnung diſes Wunderbads/ ſondern auch mit wenigem andeuten einiche da herum befindliche Merkwirdigkeiten der Natur. Nahe bey dem Badhauß ſprengte man zu dem Neuen anſehenlichen Gebaͤu in dem Sommer A. 1704. einiche Marmorharte Felſen/ in deren zwiſchenſpaͤlten ſich finden lieſſen einiche kleine Cryſtallen/ aber auch in ihrer mitte einiche Muſchelſteine/ nebſt dem ſo genanten Kuͤm̃iſtein/ oder Lapide Frumentali Jmperati Hiſt. Natur. p. 579. welchen weitlaͤuffig beſchrie- ben in meinem Specimine Lithograph. Helvet. p. 30. unter dem Titel Lentes lapideæ ſtriatæ utrinque convexæ, vitreis figurâ ſimiles, in maſſa lapidea vario ſub ſchemate conſpicuæ, und auch vorgeſtellet von der 42. bis zur 48. Figur. Dergleichen Steine/ weilen ſie nach der gemein- ſten und ſicherſten Meinung herkommen von der Suͤndflut/ und deren ge- wiſſe anzeigen ſind/ geben uns zuverſtehen/ das zur zeit diſer allgemeinen Uberſchwemmung auch die jezt harteſten Marmor weich geweſen/ ſo daß die Meer Muſchelen und Schnecken ſich in ſelbige domals lettichte Materi habe koͤnnen einſenken/ wor von zu andern zeiten ein mehrers. Zwiſchen Pfefers/ und dem Dorf Valenz/ finden ſich an dem Weg graue duͤrꝛe bruͤchige Schifferſteine/ und ob Valenz gegen den Grauen Hor- nen/ (welches Gebirg uͤber das Bad erhoͤhet uͤber die 2000. Schuhe/ ande- re ſchwarze/ und haͤrtere/ welche an geſtalt gleich ſind denen Blattenſteinen/ welche auß dem Glarnerland verfuͤhrt werden bald in alle theil Europæ. Bey- und in der Quell findet man eine gelbrohte ſubtile Erde/ von welcher/ als einer Terra ſolari die Kraͤfte dieſes Heilwaffers von vilen her- geleitet werden; und iſt nicht zu laugnen/ daß etwan bey abrauchung des Waſſers etwas von diſer Erden in dem Geſchirꝛ uͤberig bleibet. Es iſt auch diſere Erden koſtlich zu auftroͤknung alter flieſſender Schaͤden/ wann ſie da- rauf

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. (54)[54]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/77>, abgerufen am 24.11.2024.