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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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N. 17.)



Seltsamer Naturgeschichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.


Anhang von dem Unterscheid der Berg- und
Thal Pflanzen.

MAn gewahret auf dem Berg Guntzen/ der ob Sargans stehet/
daß die daselbst wachsende Buchbäume schwerer/ harter/ kropfich-
ter/ und krümmer seyen als anderstwo: welche Begebenheit nicht
nur zuschreibe denen oben ein- und außgeführten ursachen/ sonder auch einem
gestähleten/ das ist/ mit subtilen Stahel-theilchen (weilen in benantem
Berg die berühmten Stahelberg-Wercke sind) versehenen Nahrungssaft:
welches um so vil eher gläublich/ wann man bedenket/ daß ein in Materiali-
schen Wasseren eingebeiztes Holz endlich zu einer gleichsam stählinen härte
kan gebracht werden. Es muß dise fürbundigkeit des Bergholzes den al-
ten Griechen/ und Römeren/ nicht unbekant gewesen seyn. Dise Kriegeri-
schen Völker wehlten zu ihren Pfeilen/ und Spiessen/ sonderbar das Holz/
so auf hohen Bergen gewachsen. Homerus bezeuget Jliad. XI. daß des
Achillis Leib-Spieß herkommen von der Spitze des Bergs Pelij, und nen-
net ihne mit Nachtruck egKhos anemotrephes, welches die Außleger übersetzen/
rigidum & durum hastile, eigentlich aber heisset ein vom Wind ernehr-
t
er/ das ist/ vom rauhen/ kalten/ Bergluft erharteter Spieß. So werden
auch bey Virgilio VIII. AEn. v. 66. die Soldaten vorgestellet/ als tragere
zweyer auß Bergholtz verfertigten lange[en] Pfeilen/ oder Wurff spiessen.

-- -- Duo quisque alpina coruscant Gesa manu.
und bey Silio Jtalico Lib. 1.
Et Ligurum horrentesque comae, parmaeque relatae
Hispana de gente rudes, Alpinaque gaesa.

Da an beyden O[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]t[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]n disere Gattung Wurffspieß Alpina Gesa heis-
sen nicht nur deßwegen/ weilen sich deren bedienet haben die Jualpini, Gen-

tes
N. 17.)



Seltſamer Naturgeſchichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.


Anhang von dem Unterſcheid der Berg- und
Thal Pflanzen.

MAn gewahret auf dem Berg Guntzen/ der ob Sargans ſtehet/
daß die daſelbſt wachſende Buchbaͤume ſchwerer/ harter/ kropfich-
ter/ und kruͤmmer ſeyen als anderſtwo: welche Begebenheit nicht
nur zuſchreibe denen oben ein- und außgefuͤhrten urſachen/ ſonder auch einem
geſtaͤhleten/ das iſt/ mit ſubtilen Stahel-theilchen (weilen in benantem
Berg die beruͤhmten Stahelberg-Wercke ſind) verſehenen Nahrungsſaft:
welches um ſo vil eher glaͤublich/ wann man bedenket/ daß ein in Materiali-
ſchen Waſſeren eingebeiztes Holz endlich zu einer gleichſam ſtaͤhlinen haͤrte
kan gebracht werden. Es muß diſe fuͤrbundigkeit des Bergholzes den al-
ten Griechen/ und Roͤmeren/ nicht unbekant geweſen ſeyn. Diſe Kriegeri-
ſchen Voͤlker wehlten zu ihren Pfeilen/ und Spieſſen/ ſonderbar das Holz/
ſo auf hohen Bergen gewachſen. Homerus bezeuget Jliad. XI. daß des
Achillis Leib-Spieß herkommen von der Spitze des Bergs Pelij, und nen-
net ihne mit Nachtruck ἔγΧος ἀνεμοτρεφὲς, welches die Außleger uͤberſetzen/
rigidum & durum haſtile, eigentlich aber heiſſet ein vom Wind ernehr-
t
er/ das iſt/ vom rauhen/ kalten/ Bergluft erharteter Spieß. So werden
auch bey Virgilio VIII. Æn. v. 66. die Soldaten vorgeſtellet/ als tragere
zweyer auß Bergholtz verfertigten lange[en] Pfeilen/ oder Wurff ſpieſſen.

— — Duo quisque alpina coruſcant Geſa manu.
und bey Silio Jtalico Lib. 1.
Et Ligurum horrenteſque comæ, parmæque relatæ
Hiſpana de gente rudes, Alpináque gæſa.

Da an beyden O[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]t[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]n diſere Gattung Wurffſpieß Alpina Geſa heiſ-
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[(65)[65]/0088] N. 17.) 3. Jun. 1705. Seltſamer Naturgeſchichten Des Schweizer-Lands Wochentliche Erzehlung. Anhang von dem Unterſcheid der Berg- und Thal Pflanzen. MAn gewahret auf dem Berg Guntzen/ der ob Sargans ſtehet/ daß die daſelbſt wachſende Buchbaͤume ſchwerer/ harter/ kropfich- ter/ und kruͤmmer ſeyen als anderſtwo: welche Begebenheit nicht nur zuſchreibe denen oben ein- und außgefuͤhrten urſachen/ ſonder auch einem geſtaͤhleten/ das iſt/ mit ſubtilen Stahel-theilchen (weilen in benantem Berg die beruͤhmten Stahelberg-Wercke ſind) verſehenen Nahrungsſaft: welches um ſo vil eher glaͤublich/ wann man bedenket/ daß ein in Materiali- ſchen Waſſeren eingebeiztes Holz endlich zu einer gleichſam ſtaͤhlinen haͤrte kan gebracht werden. Es muß diſe fuͤrbundigkeit des Bergholzes den al- ten Griechen/ und Roͤmeren/ nicht unbekant geweſen ſeyn. Diſe Kriegeri- ſchen Voͤlker wehlten zu ihren Pfeilen/ und Spieſſen/ ſonderbar das Holz/ ſo auf hohen Bergen gewachſen. Homerus bezeuget Jliad. XI. daß des Achillis Leib-Spieß herkommen von der Spitze des Bergs Pelij, und nen- net ihne mit Nachtruck ἔγΧος ἀνεμοτρεφὲς, welches die Außleger uͤberſetzen/ rigidum & durum haſtile, eigentlich aber heiſſet ein vom Wind ernehr- ter/ das iſt/ vom rauhen/ kalten/ Bergluft erharteter Spieß. So werden auch bey Virgilio VIII. Æn. v. 66. die Soldaten vorgeſtellet/ als tragere zweyer auß Bergholtz verfertigten langeen Pfeilen/ oder Wurff ſpieſſen. — — Duo quisque alpina coruſcant Geſa manu. und bey Silio Jtalico Lib. 1. Et Ligurum horrenteſque comæ, parmæque relatæ Hiſpana de gente rudes, Alpináque gæſa. Da an beyden O_t_n diſere Gattung Wurffſpieß Alpina Geſa heiſ- ſen nicht nur deßwegen/ weilen ſich deren bedienet haben die Jualpini, Gen- tes

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. (65)[65]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/88>, abgerufen am 24.11.2024.