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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

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folget der Tod Ludovici Pii, oder An. 878. der Tod Ludovici Balbi, und
auf die An. 1560. der Tod Francisci. Und doch hette ein solch Prognosticon
ein mehreres Fundament/ als vil andere/ weilen da überein trift die Gleich-
heit des Monats/ Nammens/ und dreyer Königen Exempel/ und noch über
diß des annoch lebenden Königs eigenes Sonnen Sinnenbild. Oder/ wer
wolte so kühn sein/ und vorsagen den Tod des jezigen Papsts Clementis XI.
weilen auch auf die Finsternuß An. 1187. gestorben Urbanus. Oder wer
wolte so frech seyn/ und sagen/ daß die jüngst geschehene entsetzung der be-
lägerten Statt Barcellona in Catalogne/ und vorgegangene Schlacht bey
Tirlemont/ und darvon abhangenden Revolutionen in Spanien/ und denen
Spanischen Niderlanden/ seyen von diser Finsternuß vorbedeutet worden/
obgleich disere Streiche empfindtlich/ und die folgende Enderungen fehr groß.
Wir unserseits wollen nicht klug sein über das/ was sich klug zusein gebüret/
nicht mehr sagen/ als wir wissen zubegründen/ aber auch solche Finsternussen
ansehen/ als vernünftige Menschen/ hierauß/ wie auß allen anderen Geschöpf-
ten erkennen den jenigen Welt-Monarchen/ bey dem keine Veränderung/
noch einicher Schatten der Abwechßlung/ verehren seine allerfollkomneste
Eigenschaften; unter anderem auch seine preißwürdigste Weißheit und
Güte darinn/ weilen wir auß genauer wahrnemmung solcher verfinsterun-
gen lehrnen können/ und verbessern den sonst uns Menschen verworrenen Lauff
des Gestirns; allen Stätten und Landen der Erden auf der Kugel/ oder
Charten/ geben ihre rechte Pläz/ auß erfindung der Länge eines jeden Ohrts;
flicken/ und außbesseren die sonst hier und da zerrissene Chronologie, oder
Zeitrechnung. Jch geschweige des Politischen Nutzens/ welchen auß der
Wissenschaft von Finsternussen gezogen ein Pericles, welcher seine bey An-
laß einer Sonnenfinsternuß in Schrecken gerahtene Soldaten durch artige
Vergleichung eines über sein Angesicht gezogenen Mantels widerum auf-
gemunteret: ein Dion König in Sicilien/ welcher sich diser Wissenschaft
bediente zu eroberung der Statt Syracusa: ein Sulpitius Gallus, und
Drusus zu besänftigung der pöchischen Miliz; ein Christophorus Columbus,
zu Erhaltung alles dessen/ was er An. 1493. von denen Einwohneren Ja-
maicae
begehrt hat.

Von Meybrünnen.

Es sein die Naturwunder anderer Länderen eintweders an der Zahl
wenig; oder wenigen bekant. Villeicht giltet beydes bey denen Fontibus Ma-
jalibus,
Meybrünnen/ solchen Wasseren/ welche nicht ordenlich durch das
ganze Jahr hindurch fliessen/ sondern in dem Meyen gemeinlich hervorquel-
len/ und dann im Herbstmonat sich widerum verlieren. Dergleichen gibt es
in unseren Eidgnössischen/ sonderlich Bergichten Landen gar vil/ wie unten

folget der Tod Ludovici Pii, oder An. 878. der Tod Ludovici Balbi, und
auf die An. 1560. der Tod Franciſci. Und doch hette ein ſolch Prognoſticon
ein mehreres Fundament/ als vil andere/ weilen da uͤberein trift die Gleich-
heit des Monats/ Nammens/ und dreyer Koͤnigen Exempel/ und noch uͤber
diß des annoch lebenden Koͤnigs eigenes Sonnen Sinnenbild. Oder/ wer
wolte ſo kuͤhn ſein/ und vorſagen den Tod des jezigen Papſts Clementis XI.
weilen auch auf die Finſternuß An. 1187. geſtorben Urbanus. Oder wer
wolte ſo frech ſeyn/ und ſagen/ daß die juͤngſt geſchehene entſetzung der be-
laͤgerten Statt Barcellona in Catalogne/ und vorgegangene Schlacht bey
Tirlemont/ und darvon abhangenden Revolutionen in Spanien/ und denen
Spaniſchen Niderlanden/ ſeyen von diſer Finſternuß vorbedeutet worden/
obgleich diſere Streiche empfindtlich/ und die folgende Enderungen fehr groß.
Wir unſerſeits wollen nicht klug ſein uͤber das/ was ſich klug zuſein gebuͤret/
nicht mehr ſagen/ als wir wiſſen zubegruͤnden/ aber auch ſolche Finſternuſſen
anſehen/ als vernuͤnftige Menſchen/ hierauß/ wie auß allen anderen Geſchoͤpf-
ten erkennen den jenigen Welt-Monarchen/ bey dem keine Veraͤnderung/
noch einicher Schatten der Abwechßlung/ verehren ſeine allerfollkomneſte
Eigenſchaften; unter anderem auch ſeine preißwuͤrdigſte Weißheit und
Guͤte darinn/ weilen wir auß genauer wahrnemmung ſolcher verfinſterun-
gen lehrnen koͤnnen/ und verbeſſern den ſonſt uns Menſchen verworꝛenen Lauff
des Geſtirns; allen Staͤtten und Landen der Erden auf der Kugel/ oder
Charten/ geben ihre rechte Plaͤz/ auß erfindung der Laͤnge eines jeden Ohrts;
flicken/ und außbeſſeren die ſonſt hier und da zerꝛiſſene Chronologie, oder
Zeitrechnung. Jch geſchweige des Politiſchen Nutzens/ welchen auß der
Wiſſenſchaft von Finſternuſſen gezogen ein Pericles, welcher ſeine bey An-
laß einer Sonnenfinſternuß in Schrecken gerahtene Soldaten durch artige
Vergleichung eines uͤber ſein Angeſicht gezogenen Mantels widerum auf-
gemunteret: ein Dion Koͤnig in Sicilien/ welcher ſich diſer Wiſſenſchaft
bediente zu eroberung der Statt Syracuſa: ein Sulpitius Gallus, und
Druſus zu beſaͤnftigung der poͤchiſchen Miliz; ein Chriſtophorus Columbus,
zu Erhaltung alles deſſen/ was er An. 1493. von denen Einwohneren Ja-
maicæ
begehrt hat.

Von Meybruͤnnen.

Es ſein die Naturwunder anderer Laͤnderen eintweders an der Zahl
wenig; oder wenigen bekant. Villeicht giltet beydes bey denen Fontibus Ma-
jalibus,
Meybrünnen/ ſolchen Waſſeren/ welche nicht ordenlich durch das
ganze Jahr hindurch flieſſen/ ſondern in dem Meyen gemeinlich hervorquel-
len/ und dann im Herbſtmonat ſich widerum verlieren. Dergleichen gibt es
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[103/0114] folget der Tod Ludovici Pii, oder An. 878. der Tod Ludovici Balbi, und auf die An. 1560. der Tod Franciſci. Und doch hette ein ſolch Prognoſticon ein mehreres Fundament/ als vil andere/ weilen da uͤberein trift die Gleich- heit des Monats/ Nammens/ und dreyer Koͤnigen Exempel/ und noch uͤber diß des annoch lebenden Koͤnigs eigenes Sonnen Sinnenbild. Oder/ wer wolte ſo kuͤhn ſein/ und vorſagen den Tod des jezigen Papſts Clementis XI. weilen auch auf die Finſternuß An. 1187. geſtorben Urbanus. Oder wer wolte ſo frech ſeyn/ und ſagen/ daß die juͤngſt geſchehene entſetzung der be- laͤgerten Statt Barcellona in Catalogne/ und vorgegangene Schlacht bey Tirlemont/ und darvon abhangenden Revolutionen in Spanien/ und denen Spaniſchen Niderlanden/ ſeyen von diſer Finſternuß vorbedeutet worden/ obgleich diſere Streiche empfindtlich/ und die folgende Enderungen fehr groß. Wir unſerſeits wollen nicht klug ſein uͤber das/ was ſich klug zuſein gebuͤret/ nicht mehr ſagen/ als wir wiſſen zubegruͤnden/ aber auch ſolche Finſternuſſen anſehen/ als vernuͤnftige Menſchen/ hierauß/ wie auß allen anderen Geſchoͤpf- ten erkennen den jenigen Welt-Monarchen/ bey dem keine Veraͤnderung/ noch einicher Schatten der Abwechßlung/ verehren ſeine allerfollkomneſte Eigenſchaften; unter anderem auch ſeine preißwuͤrdigſte Weißheit und Guͤte darinn/ weilen wir auß genauer wahrnemmung ſolcher verfinſterun- gen lehrnen koͤnnen/ und verbeſſern den ſonſt uns Menſchen verworꝛenen Lauff des Geſtirns; allen Staͤtten und Landen der Erden auf der Kugel/ oder Charten/ geben ihre rechte Plaͤz/ auß erfindung der Laͤnge eines jeden Ohrts; flicken/ und außbeſſeren die ſonſt hier und da zerꝛiſſene Chronologie, oder Zeitrechnung. Jch geſchweige des Politiſchen Nutzens/ welchen auß der Wiſſenſchaft von Finſternuſſen gezogen ein Pericles, welcher ſeine bey An- laß einer Sonnenfinſternuß in Schrecken gerahtene Soldaten durch artige Vergleichung eines uͤber ſein Angeſicht gezogenen Mantels widerum auf- gemunteret: ein Dion Koͤnig in Sicilien/ welcher ſich diſer Wiſſenſchaft bediente zu eroberung der Statt Syracuſa: ein Sulpitius Gallus, und Druſus zu beſaͤnftigung der poͤchiſchen Miliz; ein Chriſtophorus Columbus, zu Erhaltung alles deſſen/ was er An. 1493. von denen Einwohneren Ja- maicæ begehrt hat. Von Meybruͤnnen. Es ſein die Naturwunder anderer Laͤnderen eintweders an der Zahl wenig; oder wenigen bekant. Villeicht giltet beydes bey denen Fontibus Ma- jalibus, Meybrünnen/ ſolchen Waſſeren/ welche nicht ordenlich durch das ganze Jahr hindurch flieſſen/ ſondern in dem Meyen gemeinlich hervorquel- len/ und dann im Herbſtmonat ſich widerum verlieren. Dergleichen gibt es in unſeren Eidgnoͤſſiſchen/ ſonderlich Bergichten Landen gar vil/ wie unten

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/114>, abgerufen am 21.11.2024.