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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

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Bis hieher angezogener Cysat, auß welchem andere/ was sie hiervon
haben/ entlehnet/ als Athan. Kircher. Mund. Subter. Lib. VIII. Sect. IV.
cap. 2. Seyfried Medull. Mirabil. Natur. p. 648. Erasm. Francisc. Guin.

und Americanisch. Blumgart. P. I. pag. 121. Wagner. Hist. Nat. Helv.
p.
326. Die eigentliche Grösse und Gestalt dises edlen Steins zeiget Tab. V.
in weicher zu sehen/ daß er gleichsam abgetheilt in drey Zonas oder Gürtel-
strich/ deren die zwey äussersten (so den kalten Zonis der Erden entsprechen)
an Farb sein braun oder schwarzroht/ gleich einem geronnenen Blut/ der
mittlere Strich aber (so der heissen Erden-Zon entspricht) weißgelb/ und
mit seltsamen schwarzbraunen Flecken bezeichnet/ in der Ordnung/ und Ge-
stalt/ wie die undere Figur gleich als in einem Grundriß außweiset. Ubrigens
ist zu wissen/ das der ganze Stein an härte den Marmor weit übertrift/ wei-
len ihme kein Eisen etwas angewünnen mag.

Wann nun vil sonst gelehrte Leuhte die Drachen Geschichten halten
vor ein blosses Hirn-Gedicht/ und unser gegenwertiges Drachen-Kleinot
anschen wurden vor ein gemeine Marmor- oder Jaspiskugel/ und die selza-
men Flecken vor ein Spil der Natur/ oder würkung sonderbarer Kunst; als
wird nicht ausser dem Weg sein/ wann/ sonderlich auß gegenhaltung frömder
Zeugnissen/ das jenige beybringen werde/ was zu beglaubigung diser Histori
dienen mag. Die Frag/ ob Drachen seyen/ wil dißmahl nicht berühren/
sondern mich beruffen auf das/ was zu einer andern Zeit/ geliebts Gott/ bey
Anlas der Schweizerischen Drachen erzellen werde/ und allhier nur dises
melden/ daß die Umstände diser Geschicht der Fidei Historicae, so dißmahl
möchte streitig gemachet werden/ ein grosses Gewicht geben. Es komt diser
Stein nicht auß den Händen eines Juden/ oder betriegerischen Kauffmanns/
oder in Natur- und Kunstsachen erfahrnen Manns/ welcher etwann einer
Jaspiskugel solche Farben/ wie der Stein hat/ hette eintruken/ oder anstrei-
chen können/ sondern von einem armen Bauren/ dessen einfältiger Verstand
sich weiter nicht erstrecket/ als zu der Begierlichkeit/ den vom Drachen gefal-
lenen Stein auß dem Blut/ in dem er eingewikelt lage/ hervorzusuchen/ und
als etwas seltsames aufzubehalten. Wo hette er sonst einen Stein/ deßglei-
chen keiner in Europa angetroffen wird/ hergenommen? Wer hette den ihme
umsonst/ dann er gewißlich nicht vil darvor bezahlt hette/ oder um ein gerin-
ges Gelt gegeben? Was hette ihn veranlaset/ die von ihme gesehene Dra-
chen-Geschicht in der einfaltigen Ordnung/ wie sie oben beschrieben ist/ zu er-
zellen? Hette er nicht vilmehr können sagen/ wann er je hette die Welt wol-
len betriegen/ diser Stein komme auß Jndien/ weil doch alles/ was daher ge-
bracht wird/ gemeinlich höher gehalten wird/ als eigene Landskraft?

Bis hieher angezogener Cyſat, auß welchem andere/ was ſie hiervon
haben/ entlehnet/ als Athan. Kircher. Mund. Subter. Lib. VIII. Sect. IV.
cap. 2. Seyfried Medull. Mirabil. Natur. p. 648. Eraſm. Franciſc. Guin.

und Americaniſch. Blumgart. P. I. pag. 121. Wagner. Hiſt. Nat. Helv.
p.
326. Die eigentliche Groͤſſe und Geſtalt diſes edlen Steins zeiget Tab. V.
in weicher zu ſehen/ daß er gleichſam abgetheilt in drey Zonas oder Gürtel-
ſtrich/ deren die zwey aͤuſſerſten (ſo den kalten Zonis der Erden entſprechen)
an Farb ſein braun oder ſchwarzroht/ gleich einem geronnenen Blut/ der
mittlere Strich aber (ſo der heiſſen Erden-Zon entſpricht) weißgelb/ und
mit ſeltſamen ſchwarzbraunen Flecken bezeichnet/ in der Ordnung/ und Ge-
ſtalt/ wie die undere Figur gleich als in einem Grundriß außweiſet. Ubrigens
iſt zu wiſſen/ das der ganze Stein an haͤrte den Marmor weit übertrift/ wei-
len ihme kein Eiſen etwas angewünnen mag.

Wann nun vil ſonſt gelehrte Leuhte die Drachen Geſchichten halten
vor ein bloſſes Hirn-Gedicht/ und unſer gegenwertiges Drachen-Kleinot
anſchen wurden vor ein gemeine Marmor- oder Jaſpiskugel/ und die ſelza-
men Flecken vor ein Spil der Natur/ oder wuͤrkung ſonderbarer Kunſt; als
wird nicht auſſer dem Weg ſein/ wann/ ſonderlich auß gegenhaltung froͤmder
Zeugniſſen/ das jenige beybringen werde/ was zu beglaubigung diſer Hiſtori
dienen mag. Die Frag/ ob Drachen ſeyen/ wil dißmahl nicht beruͤhren/
ſondern mich beruffen auf das/ was zu einer andern Zeit/ geliebts Gott/ bey
Anlas der Schweizeriſchen Drachen erzellen werde/ und allhier nur diſes
melden/ daß die Umſtaͤnde diſer Geſchicht der Fidei Hiſtoricæ, ſo dißmahl
moͤchte ſtreitig gemachet werden/ ein groſſes Gewicht geben. Es komt diſer
Stein nicht auß den Haͤnden eines Juden/ oder betriegeriſchen Kauffmañs/
oder in Natur- und Kunſtſachen erfahrnen Manns/ welcher etwann einer
Jaſpiskugel ſolche Farben/ wie der Stein hat/ hette eintruken/ oder anſtrei-
chen koͤnnen/ ſondern von einem armen Bauren/ deſſen einfaͤltiger Verſtand
ſich weiter nicht erſtrecket/ als zu der Begierlichkeit/ den vom Drachen gefal-
lenen Stein auß dem Blut/ in dem er eingewikelt lage/ hervorzuſuchen/ und
als etwas ſeltſames aufzubehalten. Wo hette er ſonſt einen Stein/ deßglei-
chen keiner in Europa angetroffen wird/ hergenommen? Wer hette den ihme
umſonſt/ dann er gewißlich nicht vil darvor bezahlt hette/ oder um ein gerin-
ges Gelt gegeben? Was hette ihn veranlaſet/ die von ihme geſehene Dra-
chen-Geſchicht in der einfaltigen Ordnung/ wie ſie oben beſchrieben iſt/ zu er-
zellen? Hette er nicht vilmehr koͤnnen ſagen/ wann er je hette die Welt wol-
len betriegen/ diſer Stein komme auß Jndien/ weil doch alles/ was daher ge-
bracht wird/ gemeinlich hoͤher gehalten wird/ als eigene Landskraft?

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[120/0133] Bis hieher angezogener Cyſat, auß welchem andere/ was ſie hiervon haben/ entlehnet/ als Athan. Kircher. Mund. Subter. Lib. VIII. Sect. IV. cap. 2. Seyfried Medull. Mirabil. Natur. p. 648. Eraſm. Franciſc. Guin. und Americaniſch. Blumgart. P. I. pag. 121. Wagner. Hiſt. Nat. Helv. p. 326. Die eigentliche Groͤſſe und Geſtalt diſes edlen Steins zeiget Tab. V. in weicher zu ſehen/ daß er gleichſam abgetheilt in drey Zonas oder Gürtel- ſtrich/ deren die zwey aͤuſſerſten (ſo den kalten Zonis der Erden entſprechen) an Farb ſein braun oder ſchwarzroht/ gleich einem geronnenen Blut/ der mittlere Strich aber (ſo der heiſſen Erden-Zon entſpricht) weißgelb/ und mit ſeltſamen ſchwarzbraunen Flecken bezeichnet/ in der Ordnung/ und Ge- ſtalt/ wie die undere Figur gleich als in einem Grundriß außweiſet. Ubrigens iſt zu wiſſen/ das der ganze Stein an haͤrte den Marmor weit übertrift/ wei- len ihme kein Eiſen etwas angewünnen mag. Wann nun vil ſonſt gelehrte Leuhte die Drachen Geſchichten halten vor ein bloſſes Hirn-Gedicht/ und unſer gegenwertiges Drachen-Kleinot anſchen wurden vor ein gemeine Marmor- oder Jaſpiskugel/ und die ſelza- men Flecken vor ein Spil der Natur/ oder wuͤrkung ſonderbarer Kunſt; als wird nicht auſſer dem Weg ſein/ wann/ ſonderlich auß gegenhaltung froͤmder Zeugniſſen/ das jenige beybringen werde/ was zu beglaubigung diſer Hiſtori dienen mag. Die Frag/ ob Drachen ſeyen/ wil dißmahl nicht beruͤhren/ ſondern mich beruffen auf das/ was zu einer andern Zeit/ geliebts Gott/ bey Anlas der Schweizeriſchen Drachen erzellen werde/ und allhier nur diſes melden/ daß die Umſtaͤnde diſer Geſchicht der Fidei Hiſtoricæ, ſo dißmahl moͤchte ſtreitig gemachet werden/ ein groſſes Gewicht geben. Es komt diſer Stein nicht auß den Haͤnden eines Juden/ oder betriegeriſchen Kauffmañs/ oder in Natur- und Kunſtſachen erfahrnen Manns/ welcher etwann einer Jaſpiskugel ſolche Farben/ wie der Stein hat/ hette eintruken/ oder anſtrei- chen koͤnnen/ ſondern von einem armen Bauren/ deſſen einfaͤltiger Verſtand ſich weiter nicht erſtrecket/ als zu der Begierlichkeit/ den vom Drachen gefal- lenen Stein auß dem Blut/ in dem er eingewikelt lage/ hervorzuſuchen/ und als etwas ſeltſames aufzubehalten. Wo hette er ſonſt einen Stein/ deßglei- chen keiner in Europa angetroffen wird/ hergenommen? Wer hette den ihme umſonſt/ dann er gewißlich nicht vil darvor bezahlt hette/ oder um ein gerin- ges Gelt gegeben? Was hette ihn veranlaſet/ die von ihme geſehene Dra- chen-Geſchicht in der einfaltigen Ordnung/ wie ſie oben beſchrieben iſt/ zu er- zellen? Hette er nicht vilmehr koͤnnen ſagen/ wann er je hette die Welt wol- len betriegen/ diſer Stein komme auß Jndien/ weil doch alles/ was daher ge- bracht wird/ gemeinlich hoͤher gehalten wird/ als eigene Landskraft?

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/133>, abgerufen am 21.11.2024.