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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

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Gebieths/ nach Mittag um 2. Uhren ohngefehr der Himmel ohnversehenlich
mit Wolken/ und einem schwarzen Nebel bedecket worden/ und hat darauf
ein gewaltiger Stralstreich in den Wald Gugenhart genant/ allernächst
bey dem Fleken geschossen/ auf welchen ein grosser Regen mit vermischtem
Hagel gefolget/ und gleich hiernächst ein so grausamer Wind/ und Wolken-
bruch über den Schönen- und Schauenberg daher rauschend kommen/ daß
in einem Augenblick von besagten Ohrten her über Herren Grichtsherren
Hirzels Mülli zu Buweil ein solches Gewässer mit entsetzlichem Getöß
erwachsen/ und sich/ wo es können/ außgelährt/ daß jedermann dortherum sich
eines plötzlichen Untergangs vermuhtet. Diser Wasserstrohm hat das hal-
be Hauß zu Buweil samt aller Zugehörde der Mülli/ ganze Bether/ Kästen/
allen Haußraht/ ganze Sagbäume/ und vil anders weggeschleppet/ ja die
Mülle so weit ruiniert/ daß sie fast von neuem wider aufgebaut werden müs-
sen. Endlich hat diß Wasser durch das so genante Fahrenloch zwischen
den Felsen einen Außbruch gefunden/ und nach dem es sich in 300. Schritt
weit außgebreitet/ und alle Bäume/ Hanffländer/ Gersten/ und Graß elen-
diglich verwüstet/ vil ganze Tannen weggeführt/ alle Stäge und Bruken
abgeworffen/ und also grossen Schaden getahn. Ampliss. Rahn Chronic.
MSC. Lib. XV. cap
3.

An. 1705. den 22. Jun. hatte man zu Herrliberg am Zürich See/
starken Hagel mit Regen.

Den 24. hatte man hin und wider/ ins besonder am Jrchel-Berg
starke Wolkenbrüche. Zu Wyningen und Unter Eistringen gegen
der Sonnen Untergang ist erstlich die Stral geschossen/ hernach eine dicke
Wolken gleich einem Rauch aufgangen/ welche sich urplötzlich in Wasser
verwandelt/ also daß gleichsam ganze Eimer außgelährt worden/ und die
Felder und Häuser innert einer viertelstund im Wasser gestanden. Ein gu-
ter Herr und Freund von Schlieren schreibt folgende Nachricht. Jch
ware auf dem Weg zwischen Wettingen und Spreitenbach/ und ge-
nosse eines schönen und klaren Himmels/ aussert daß auf die letste ein wenig
Regen folgte. Hinderwerths aber gegen Weiningen und Schlieren
sahe ich in eine gleichsam stock dicke Finsternuß hinein/ darauß ich geschlossen/
daß weil nach gehörtem grausamem Knall diese Schwärze einsmahls erfol-
get/ es müsse ein gewaltiger Wolkenbruch oder häuffiger Platzregen gewe-
sen seyn. Neben dem sahe ich zu gleicher Zeit am Himmel 2. Feuer- und
1. Windzeichen/
da daß eint gleich einem Winckelmäß das andere einem
Triangel/ und das dritte einem gewohnlichen Windzeichen gewesen. Den
Jamer/ den man zu Schlieren außgestanden/ kan man nicht genugsam er-

zellen;

Gebieths/ nach Mittag um 2. Uhren ohngefehr der Himmel ohnverſehenlich
mit Wolken/ und einem ſchwarzen Nebel bedecket worden/ und hat darauf
ein gewaltiger Stralſtreich in den Wald Gugenhart genant/ allernaͤchſt
bey dem Fleken geſchoſſen/ auf welchen ein groſſer Regen mit vermiſchtem
Hagel gefolget/ und gleich hiernaͤchſt ein ſo grauſamer Wind/ und Wolken-
bruch uͤber den Schoͤnen- und Schauenberg daher rauſchend kommen/ daß
in einem Augenblick von beſagten Ohrten her uͤber Herꝛen Grichtsherꝛen
Hirzels Mülli zu Buweil ein ſolches Gewaͤſſer mit entſetzlichem Getoͤß
erwachſen/ und ſich/ wo es koͤnnen/ außgelaͤhrt/ daß jedermann dortherum ſich
eines ploͤtzlichen Untergangs vermuhtet. Diſer Waſſerſtrohm hat das hal-
be Hauß zu Buweil ſamt aller Zugehoͤrde der Muͤlli/ ganze Bether/ Kaͤſten/
allen Haußraht/ ganze Sagbaͤume/ und vil anders weggeſchleppet/ ja die
Mülle ſo weit ruiniert/ daß ſie faſt von neuem wider aufgebaut werden muͤſ-
ſen. Endlich hat diß Waſſer durch das ſo genante Fahrenloch zwiſchen
den Felſen einen Außbruch gefunden/ und nach dem es ſich in 300. Schritt
weit außgebreitet/ und alle Baͤume/ Hanfflaͤnder/ Gerſten/ und Graß elen-
diglich verwuͤſtet/ vil ganze Tannen weggefuͤhrt/ alle Staͤge und Bruken
abgeworffen/ und alſo groſſen Schaden getahn. Ampliſſ. Rahn Chronic.
MSC. Lib. XV. cap
3.

An. 1705. den 22. Jun. hatte man zu Herꝛliberg am Zuͤrich See/
ſtarken Hagel mit Regen.

Den 24. hatte man hin und wider/ ins beſonder am Jrchel-Berg
ſtarke Wolkenbrüche. Zu Wyningen und Unter Eiſtringen gegen
der Sonnen Untergang iſt erſtlich die Stral geſchoſſen/ hernach eine dicke
Wolken gleich einem Rauch aufgangen/ welche ſich urploͤtzlich in Waſſer
verwandelt/ alſo daß gleichſam ganze Eimer außgelaͤhrt worden/ und die
Felder und Haͤuſer innert einer viertelſtund im Waſſer geſtanden. Ein gu-
ter Herꝛ und Freund von Schlieren ſchreibt folgende Nachricht. Jch
ware auf dem Weg zwiſchen Wettingen und Spreitenbach/ und ge-
noſſe eines ſchoͤnen und klaren Himmels/ auſſert daß auf die letſte ein wenig
Regen folgte. Hinderwerths aber gegen Weiningen und Schlieren
ſahe ich in eine gleichſam ſtock dicke Finſternuß hinein/ darauß ich geſchloſſen/
daß weil nach gehoͤrtem grauſamem Knall dieſe Schwaͤrze einsmahls erfol-
get/ es muͤſſe ein gewaltiger Wolkenbruch oder haͤuffiger Platzregen gewe-
ſen ſeyn. Neben dem ſahe ich zu gleicher Zeit am Himmel 2. Feuer- und
1. Windzeichen/
da daß eint gleich einem Winckelmaͤß das andere einem
Triangel/ und das dritte einem gewohnlichen Windzeichen geweſen. Den
Jamer/ den man zu Schlieren außgeſtanden/ kan man nicht genugſam er-

zellen;
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[146/0159] Gebieths/ nach Mittag um 2. Uhren ohngefehr der Himmel ohnverſehenlich mit Wolken/ und einem ſchwarzen Nebel bedecket worden/ und hat darauf ein gewaltiger Stralſtreich in den Wald Gugenhart genant/ allernaͤchſt bey dem Fleken geſchoſſen/ auf welchen ein groſſer Regen mit vermiſchtem Hagel gefolget/ und gleich hiernaͤchſt ein ſo grauſamer Wind/ und Wolken- bruch uͤber den Schoͤnen- und Schauenberg daher rauſchend kommen/ daß in einem Augenblick von beſagten Ohrten her uͤber Herꝛen Grichtsherꝛen Hirzels Mülli zu Buweil ein ſolches Gewaͤſſer mit entſetzlichem Getoͤß erwachſen/ und ſich/ wo es koͤnnen/ außgelaͤhrt/ daß jedermann dortherum ſich eines ploͤtzlichen Untergangs vermuhtet. Diſer Waſſerſtrohm hat das hal- be Hauß zu Buweil ſamt aller Zugehoͤrde der Muͤlli/ ganze Bether/ Kaͤſten/ allen Haußraht/ ganze Sagbaͤume/ und vil anders weggeſchleppet/ ja die Mülle ſo weit ruiniert/ daß ſie faſt von neuem wider aufgebaut werden muͤſ- ſen. Endlich hat diß Waſſer durch das ſo genante Fahrenloch zwiſchen den Felſen einen Außbruch gefunden/ und nach dem es ſich in 300. Schritt weit außgebreitet/ und alle Baͤume/ Hanfflaͤnder/ Gerſten/ und Graß elen- diglich verwuͤſtet/ vil ganze Tannen weggefuͤhrt/ alle Staͤge und Bruken abgeworffen/ und alſo groſſen Schaden getahn. Ampliſſ. Rahn Chronic. MSC. Lib. XV. cap 3. An. 1705. den 22. Jun. hatte man zu Herꝛliberg am Zuͤrich See/ ſtarken Hagel mit Regen. Den 24. hatte man hin und wider/ ins beſonder am Jrchel-Berg ſtarke Wolkenbrüche. Zu Wyningen und Unter Eiſtringen gegen der Sonnen Untergang iſt erſtlich die Stral geſchoſſen/ hernach eine dicke Wolken gleich einem Rauch aufgangen/ welche ſich urploͤtzlich in Waſſer verwandelt/ alſo daß gleichſam ganze Eimer außgelaͤhrt worden/ und die Felder und Haͤuſer innert einer viertelſtund im Waſſer geſtanden. Ein gu- ter Herꝛ und Freund von Schlieren ſchreibt folgende Nachricht. Jch ware auf dem Weg zwiſchen Wettingen und Spreitenbach/ und ge- noſſe eines ſchoͤnen und klaren Himmels/ auſſert daß auf die letſte ein wenig Regen folgte. Hinderwerths aber gegen Weiningen und Schlieren ſahe ich in eine gleichſam ſtock dicke Finſternuß hinein/ darauß ich geſchloſſen/ daß weil nach gehoͤrtem grauſamem Knall dieſe Schwaͤrze einsmahls erfol- get/ es muͤſſe ein gewaltiger Wolkenbruch oder haͤuffiger Platzregen gewe- ſen ſeyn. Neben dem ſahe ich zu gleicher Zeit am Himmel 2. Feuer- und 1. Windzeichen/ da daß eint gleich einem Winckelmaͤß das andere einem Triangel/ und das dritte einem gewohnlichen Windzeichen geweſen. Den Jamer/ den man zu Schlieren außgeſtanden/ kan man nicht genugſam er- zellen;

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/159>, abgerufen am 24.11.2024.