Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.ten in die Gedanken möchte gerahten/ es müssen die Riesen vor Zeiten bey Fertilior seges est alieno semper in arvo, oder vil andere/ welche die Landeskraft nirgendshin achten/ und alles hin- ten in die Gedanken moͤchte gerahten/ es muͤſſen die Rieſen vor Zeiten bey Fertilior ſeges eſt alieno ſemper in arvo, oder vil andere/ welche die Landeskraft nirgendshin achten/ und alles hin- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0173" n="160"/> ten in die Gedanken moͤchte gerahten/ es muͤſſen die Rieſen vor Zeiten bey<lb/> uns/ auf unſeren Bergen und Felderen/ mit Steinen unter einander gekrieget<lb/> haben/ und man bald wegen der Lettichten zaͤhe/ bald wegen vilheit der unter-<lb/> miſchten Steinen 3. bis 4. Pferd vor einen Pflug muß anſpannen/ welchen<lb/> in anderen Landen ein einiger Eſel kan fuͤhren. Es treibet das vorurtheil<lb/> von unſerer Landen vermeinter Unfruchtbarkeit einen ſicheren/ ſonſt vornem-<lb/> men/ Teutſchen Scribenten ſo weit/ daß er von uns darzugeben ſich erkuͤhnet/<lb/> wir halten es vor ein groſſes Ungluͤck/ wann nicht bald alle 10. Jahr eine<lb/> Peſt in unſere Land komme/ welche die unnuͤtzen Brotfreſſer/ die ſonſt<lb/> das Land nicht erhalten koͤnte/ hinwegnemme. Wie offenbar aber diſe Lu-<lb/> gen ſeye/ darff keines Beweißthums. Ein ſo widerſinniger Wunſch findet<lb/> bey vernuͤnſtigen Menſchen/ in einem fruchtbaren/ und geſunden Land/ da<lb/> die Peſt ſo rar/ als irgendwo in der Welt/ keine ſtatt. Wer unſere Berge/<lb/> Thaͤler/ und Ebene Lande in der naͤhe/ auch ohne Vergroͤſſerung Glaß/ an-<lb/> ſihet/ und ſonderlich eine grundlich <hi rendition="#aq">Philoſophi</hi>ſche Betrachtung nebſt die<lb/> Erfahrung leget/ der wird bald ſehen die Wahrheit deſſen/ was der groſſe<lb/> Heerfuͤhrer/ und Schweizer-bezwinger <hi rendition="#aq">Cæſar</hi> ſchreibet <hi rendition="#aq">Comment. de Bell.<lb/> Gall. Lib. I. Helvetii inter Celtas Populi ſunt, bonitatem Agri habentes,</hi><lb/> daß wir Schweizer ein fruchtbar Land innhaben/ und auch die jenige faule<lb/> Wolluͤſtler unter uns ſchamroht machen/ bey denen es heiſſet</p><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Fertilior ſeges eſt alieno ſemper in arvo,<lb/> Vicinumque pecus grandius uber habet.</hi> </hi> </quote> </cit><lb/> <p>oder vil andere/ welche die Landeskraft nirgendshin achten/ und alles hin-<lb/> gegen/ was auß froͤmden Landen komt/ hoch ſchaͤtzen. <hi rendition="#aq">Quæ cunque præſen-<lb/> ſpectat humanus animus, his honorem parciùs impendit, remotiora omnia<lb/> magis admiratur. Maximus Tyrius Serm.</hi> 29. Wir koͤnnen uns mit grund<lb/> der Wahrheit ruͤhmen/ daß unſere Schweizeriſche Erde nicht nur hoͤchſt<lb/> fruchtbar ſeye in gemein/ ſondern die jenigen Arten und Eigenſchaften an ſich<lb/> habe in einem kleinen Begriff/ welche ſonſt in vilen beſonderen Laͤnderen muͤſ-<lb/> ſen aufgeſuchet werden. Darzu tragt das ſeinige bey nicht nur der Grund<lb/> und Boden/ ſo an und vor ſich ſelbs ſo wol auf den Bergen/ als in Thaͤle-<lb/> ren/ und Ebenen gut/ und verſchiedenlich zu allerhand Pflanzen ernehrung<lb/> bequem/ ſondern vornemlich auch die verſchiedene <hi rendition="#aq">Situation</hi> der beſonderen<lb/> Theilen des Schweizerlands/ daß kaum eine <hi rendition="#aq">Situation</hi> kan erdacht/ oder an-<lb/> getroffen werden/ welche nicht ſich zeigen laſſe in der Schweiz. Die Son-<lb/> nenſtralen fallen ein/ und prellen zuruk/ auf ſo verſchiedene Weiſe/ daß man<lb/> in der einigen Schweiz zeigen kan bald alle <hi rendition="#aq">Climata,</hi> welche von der <hi rendition="#aq">Æqui-<lb/> noctial</hi> Lini ſich zeuhen gegen dem Nord <hi rendition="#aq">Polo. &c.</hi></p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [160/0173]
ten in die Gedanken moͤchte gerahten/ es muͤſſen die Rieſen vor Zeiten bey
uns/ auf unſeren Bergen und Felderen/ mit Steinen unter einander gekrieget
haben/ und man bald wegen der Lettichten zaͤhe/ bald wegen vilheit der unter-
miſchten Steinen 3. bis 4. Pferd vor einen Pflug muß anſpannen/ welchen
in anderen Landen ein einiger Eſel kan fuͤhren. Es treibet das vorurtheil
von unſerer Landen vermeinter Unfruchtbarkeit einen ſicheren/ ſonſt vornem-
men/ Teutſchen Scribenten ſo weit/ daß er von uns darzugeben ſich erkuͤhnet/
wir halten es vor ein groſſes Ungluͤck/ wann nicht bald alle 10. Jahr eine
Peſt in unſere Land komme/ welche die unnuͤtzen Brotfreſſer/ die ſonſt
das Land nicht erhalten koͤnte/ hinwegnemme. Wie offenbar aber diſe Lu-
gen ſeye/ darff keines Beweißthums. Ein ſo widerſinniger Wunſch findet
bey vernuͤnſtigen Menſchen/ in einem fruchtbaren/ und geſunden Land/ da
die Peſt ſo rar/ als irgendwo in der Welt/ keine ſtatt. Wer unſere Berge/
Thaͤler/ und Ebene Lande in der naͤhe/ auch ohne Vergroͤſſerung Glaß/ an-
ſihet/ und ſonderlich eine grundlich Philoſophiſche Betrachtung nebſt die
Erfahrung leget/ der wird bald ſehen die Wahrheit deſſen/ was der groſſe
Heerfuͤhrer/ und Schweizer-bezwinger Cæſar ſchreibet Comment. de Bell.
Gall. Lib. I. Helvetii inter Celtas Populi ſunt, bonitatem Agri habentes,
daß wir Schweizer ein fruchtbar Land innhaben/ und auch die jenige faule
Wolluͤſtler unter uns ſchamroht machen/ bey denen es heiſſet
Fertilior ſeges eſt alieno ſemper in arvo,
Vicinumque pecus grandius uber habet.
oder vil andere/ welche die Landeskraft nirgendshin achten/ und alles hin-
gegen/ was auß froͤmden Landen komt/ hoch ſchaͤtzen. Quæ cunque præſen-
ſpectat humanus animus, his honorem parciùs impendit, remotiora omnia
magis admiratur. Maximus Tyrius Serm. 29. Wir koͤnnen uns mit grund
der Wahrheit ruͤhmen/ daß unſere Schweizeriſche Erde nicht nur hoͤchſt
fruchtbar ſeye in gemein/ ſondern die jenigen Arten und Eigenſchaften an ſich
habe in einem kleinen Begriff/ welche ſonſt in vilen beſonderen Laͤnderen muͤſ-
ſen aufgeſuchet werden. Darzu tragt das ſeinige bey nicht nur der Grund
und Boden/ ſo an und vor ſich ſelbs ſo wol auf den Bergen/ als in Thaͤle-
ren/ und Ebenen gut/ und verſchiedenlich zu allerhand Pflanzen ernehrung
bequem/ ſondern vornemlich auch die verſchiedene Situation der beſonderen
Theilen des Schweizerlands/ daß kaum eine Situation kan erdacht/ oder an-
getroffen werden/ welche nicht ſich zeigen laſſe in der Schweiz. Die Son-
nenſtralen fallen ein/ und prellen zuruk/ auf ſo verſchiedene Weiſe/ daß man
in der einigen Schweiz zeigen kan bald alle Climata, welche von der Æqui-
noctial Lini ſich zeuhen gegen dem Nord Polo. &c.
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