Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.so daß wir innert 200. Jahren nur 5. bis 6. wahre Monds Regenbögen können
ſo daß wir innert 200. Jahren nur 5. bis 6. wahre Monds Regenboͤgen koͤnnen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0050" n="43"/> ſo daß wir innert 200. Jahren nur 5. bis 6. wahre Monds Regenboͤgen<lb/> haben. Das verwichene 1705. Jahr/ wie es in vilen Sachen geweſen ein<lb/> rechtes Wunder-Jahr/ alſo hat es uns zwey Exempel gezeiget von derglei-<lb/> chen Regenboͤgen/ daß eine den 28. Augſtm. Abends nach 8. Uhren/ nach<lb/> ſtarkem Wetterleuchten/ und Gefahr eines Ungewitters/ (unter Regierung<lb/> des Mittagwinds) welche aber bald verſchwunden/ ſo daß der Regenbogen<lb/> bey ſtiller Luft am Zürich-See zu Meylen geſehen worden von mehr als 40.<lb/> Perſonen/ unter welchen ſich einbefunden ein edler Herꝛ/ und Freund/ welcher<lb/> hernach mir diſe Geſchicht erzellet. Das andere merkwürdige Beyſpil/ ja ein<lb/> Exempel ohne Exempel/ iſt den 31. Octob. Abends von 7½ bis nach 9. Uhren<lb/> von einem vornemmen Freund/ und deſſen Reißgefehrten/ wie auch denen<lb/> Einwohneren des Lands Schweiz gegen Underwalden/ uͤber den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">IV</hi>.</hi> Wald-<lb/> Staͤdten See mit Erſtaunung ſtehend geſehen worden/ namlich ein herꝛlich<lb/> ſchoͤner/ mit allen erforderlichen Farben außgezierter Regenbogen/ und zwa-<lb/> ren/ welches bisher in keinen Hiſtorien gefunden/ uͤber den vornemſten/<lb/><hi rendition="#aq">Iridem primariam,</hi> noch ein anderer/ <hi rendition="#aq">ſecundaria,</hi> wiewol der nicht die voͤllige<lb/> Rundung hatte/ wie der erſte/ auch gar bleich von Farben geweſen. Kein<lb/> Wunder iſt/ daß dergleichen Monds-Regenboͤgen rar ſein; wie die Sonn<lb/> alle Tag in ihrem hellen Schein uͤber die Erden her ſtreichet/ und folglich<lb/> ihre Stralpenſel alle Tag in denen Waſſertroͤpflein/ oder Blaͤßlein/ wann<lb/> mit denſelben die Luft angefüllet iſt/ durch ihre vilfaltige/ von den <hi rendition="#aq">Mathema-<lb/> ticis</hi> außgelegte Brechungen/ und zurukprellungen/ in geſtalt eines Regen-<lb/> bogens koͤnnen vermahlen/ alſo kan diß kaum geſchehen des Jahrs zwoͤlff<lb/> mahl/ wann namlich der Mond voll/ ſein von der Sonnen entlehntes Liecht<lb/> haͤuffig/ und in voller Kraft wirffet auf die Erden. Es iſt aber diſe Schein-<lb/> volle Mondeskraft allein nicht genug einen Regenbogen vorzubilden. Es<lb/> muß uͤber diß die Luft ſtill und mit Regen troͤpf- oder unzehlichen Waſſer-<lb/> blaͤßlein angefuͤllet/ auch der Mond ſelbs uͤber die Erden nicht ſo gar hoch er-<lb/> hoben ſeyn. Nun aber kommen diſe Urſachen gar ſelten zuſamen/ und fallen<lb/> naͤchtlicher Zeit die troͤpflein eher zu Boden/ daß ſie nicht lang in der Luft<lb/> koͤnnen ſchweben. Was den zweyten/ oder oberen Regenbogen anbelangt/<lb/> iſt derſelbe auch ſelten des Tags ein begleiter des underen/ oder erſten/ weilen<lb/> die Waſſertroͤpflein gar hoch ſtehen muͤſſen wann die in ſie ſpielende Son-<lb/> nenſtralen ſollen einen zweyten Regenbogen vormahlen. Geſchihet nun diſe<lb/> Begebenheit ſelten des Tags/ ſo wird ſie noch ſeltener ſich finden des Nachts.<lb/> Es kommen mir bey diſem Anlaß die <hi rendition="#aq">Helveti</hi>ſchen Gebirge vor/ als eine<lb/> fruchtbare Zeugmuter allerhand Luftgeſchichten: Es kleben an ihnen/ und<lb/> ſchweben zwiſchen ihnen die Wolken/ welche folglich auch in ihrer anfangen-<lb/> den/ oder aufhoͤrenden/ Verwandlung in Waſſer in unſeren Landen hoͤher<lb/> <fw place="bottom" type="catch">koͤnnen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0050]
ſo daß wir innert 200. Jahren nur 5. bis 6. wahre Monds Regenboͤgen
haben. Das verwichene 1705. Jahr/ wie es in vilen Sachen geweſen ein
rechtes Wunder-Jahr/ alſo hat es uns zwey Exempel gezeiget von derglei-
chen Regenboͤgen/ daß eine den 28. Augſtm. Abends nach 8. Uhren/ nach
ſtarkem Wetterleuchten/ und Gefahr eines Ungewitters/ (unter Regierung
des Mittagwinds) welche aber bald verſchwunden/ ſo daß der Regenbogen
bey ſtiller Luft am Zürich-See zu Meylen geſehen worden von mehr als 40.
Perſonen/ unter welchen ſich einbefunden ein edler Herꝛ/ und Freund/ welcher
hernach mir diſe Geſchicht erzellet. Das andere merkwürdige Beyſpil/ ja ein
Exempel ohne Exempel/ iſt den 31. Octob. Abends von 7½ bis nach 9. Uhren
von einem vornemmen Freund/ und deſſen Reißgefehrten/ wie auch denen
Einwohneren des Lands Schweiz gegen Underwalden/ uͤber den IV. Wald-
Staͤdten See mit Erſtaunung ſtehend geſehen worden/ namlich ein herꝛlich
ſchoͤner/ mit allen erforderlichen Farben außgezierter Regenbogen/ und zwa-
ren/ welches bisher in keinen Hiſtorien gefunden/ uͤber den vornemſten/
Iridem primariam, noch ein anderer/ ſecundaria, wiewol der nicht die voͤllige
Rundung hatte/ wie der erſte/ auch gar bleich von Farben geweſen. Kein
Wunder iſt/ daß dergleichen Monds-Regenboͤgen rar ſein; wie die Sonn
alle Tag in ihrem hellen Schein uͤber die Erden her ſtreichet/ und folglich
ihre Stralpenſel alle Tag in denen Waſſertroͤpflein/ oder Blaͤßlein/ wann
mit denſelben die Luft angefüllet iſt/ durch ihre vilfaltige/ von den Mathema-
ticis außgelegte Brechungen/ und zurukprellungen/ in geſtalt eines Regen-
bogens koͤnnen vermahlen/ alſo kan diß kaum geſchehen des Jahrs zwoͤlff
mahl/ wann namlich der Mond voll/ ſein von der Sonnen entlehntes Liecht
haͤuffig/ und in voller Kraft wirffet auf die Erden. Es iſt aber diſe Schein-
volle Mondeskraft allein nicht genug einen Regenbogen vorzubilden. Es
muß uͤber diß die Luft ſtill und mit Regen troͤpf- oder unzehlichen Waſſer-
blaͤßlein angefuͤllet/ auch der Mond ſelbs uͤber die Erden nicht ſo gar hoch er-
hoben ſeyn. Nun aber kommen diſe Urſachen gar ſelten zuſamen/ und fallen
naͤchtlicher Zeit die troͤpflein eher zu Boden/ daß ſie nicht lang in der Luft
koͤnnen ſchweben. Was den zweyten/ oder oberen Regenbogen anbelangt/
iſt derſelbe auch ſelten des Tags ein begleiter des underen/ oder erſten/ weilen
die Waſſertroͤpflein gar hoch ſtehen muͤſſen wann die in ſie ſpielende Son-
nenſtralen ſollen einen zweyten Regenbogen vormahlen. Geſchihet nun diſe
Begebenheit ſelten des Tags/ ſo wird ſie noch ſeltener ſich finden des Nachts.
Es kommen mir bey diſem Anlaß die Helvetiſchen Gebirge vor/ als eine
fruchtbare Zeugmuter allerhand Luftgeſchichten: Es kleben an ihnen/ und
ſchweben zwiſchen ihnen die Wolken/ welche folglich auch in ihrer anfangen-
den/ oder aufhoͤrenden/ Verwandlung in Waſſer in unſeren Landen hoͤher
koͤnnen
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