Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.N. 12.) (Den 24. Mart. 1706. Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Zweyter Theil. Fortsetzung von Seltenheiten Des Regenbogens im Schweizerland. ES ist bekant/ daß man gemeinlich nur einen halben Circul vom Re- gens/
N. 12.) (Den 24. Mart. 1706. Natur-Geſchichten Des Schweizerlands. Zweyter Theil. Fortſetzung von Seltenheiten Des Regenbogens im Schweizerland. ES iſt bekant/ daß man gemeinlich nur einen halben Circul vom Re- gens/
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N. 12.)
(Den 24. Mart. 1706.
Natur-Geſchichten
Des
Schweizerlands.
Zweyter Theil.
Fortſetzung von Seltenheiten
Des Regenbogens im Schweizerland.
ES iſt bekant/ daß man gemeinlich nur einen halben Circul vom Re-
genbogen ſihet/ wann er aufs hoͤchſte komt/ und die Sonn im Auf-
oder Untergang iſt/ weilen namlich die Geſichtsax von der Sonnen
gehet durch das Aug in die mitte des Regenbogens/ und folglich deſſen Mit-
telpunct dann zumahl iſt auf dem Horizont, oder Geſichtsender; Daher
wir ſehen/ daß der Regenbogen-Zirkel kleiner herauß komt/ je hoͤher die
Sonn uͤber den Horizont ſteiget/ weilen in ſolchem Fall der Mittelpunct des
Regenbogens fallet unter den Geſichtsender/ dahin alſo unſer Geſicht durch
die finſtere Erden nicht gelangen mag. Ob aber ein Regenbogen koͤnne
geſehen werden/ der groͤſſer als ein halber Zirkel/ iſt bey denen Naturforſche-
ren ſtreitbar. Sie vermeinen auß ihren Grundſaͤtzen zu flieſſen/ daß wann
das Aug der Menſchen hoch erhebt werde/ und folglich der Mittelpunct des
Regenbogens ob dem Geſichtsender zu ſtehen komme/ ſo ſeye moͤglich einen
Regenbogen zu ſehen/ der einen halben Zirkel uͤbertreffe. Ja es bezeugen
zwey hochberuͤhmte Maͤnner Gaſſendus Animadv. in X. Diog. Laert. Libr.
p. 1124. und Ricciolus Almag. Nov. p. 83. daß ſie ſo groſſe Regenboͤgen
geſehen. Auß diſem Zweifel koͤnnen wir Schweizer denen Naturforſcheren
am beſten helffen/ ja durch genaue Obſervationes den genauſt moͤglichen Cir-
culbogen abmeſſen/ wann wir die noͤhtige Jnſtrument darzu hetten/ weilen
wir die hoͤchſten Gipfel von Europa innhaben. Und bezeugen wuͤrklich/ daß
dergleichen groſſe Regenboͤgen auf unſeren hohen Gebirgen/ als natuͤrlichen
Obſervatoriis, geſehen werden/ es muͤſſen aber dañzumal die Waſſerblaͤßlein
der Dunſtkugel 42. Grad erhoben ſein uͤber den Mittelpunct des Regenbo-
gens/
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