Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.besonders aber jene Häuser dem so genanten Graben nach/ deren der meiste Von dem Sant Elmus Feuer zu Winterthur. Jn der Statt Winterthur an dem so genanten Spitzigen Kir- beſonders aber jene Haͤuſer dem ſo genanten Graben nach/ deren der meiſte Von dem Sant Elmus Feuer zu Winterthur. Jn der Statt Winterthur an dem ſo genanten Spitzigen Kir- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0089" n="80"/> beſonders aber jene Haͤuſer dem ſo genanten Graben nach/ deren der meiſte<lb/> Theil keinen/ oder wenig ganze Ziegel/ noch Fenſter uͤberig hatten/ alſo daß<lb/> ſie nicht allein deßwegen/ ſonder wegen erfolgten/ und lang gedaurtem Platz-<lb/> Regen einen groſſen Schaden an ihrem Haußgeraͤht/ und zwar dergeſtalten<lb/> erlitten/ daß ſie eine Zeitlang anderwerts Herberg ſuchen muͤſſen. Die Er-<lb/> ſchütterung und Dunſt des Pulvers iſt ſo groß geweſen/ daß es vaſt aller<lb/> Ohrten die Thuͤren aufgeſprengt/ einen Theil zerꝛiſſen/ zertrümmert/ und<lb/> ſonderlich in denen vor der Müßegg uͤber ſtehenden Haͤuſeren die Taͤfel-<lb/> werk zerꝛiſſen/ und die Oefen theils unnuͤtz gemacht/ theils gar uͤber einen<lb/> Hauffen geworffen/ deren eint- und andere man in die 200. zellet. Der<lb/> Schaden der hohen Obrigkeit/ ſo ſie in ihren Magazinen/ Mühlinen/ Brug-<lb/> gen/ und anderen Gebaͤuen erlitten/ und in dem verlurſt des Pulvers/ und<lb/> geſprengten Thurns war auch ſehr groß.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von dem Sant Elmus Feuer<lb/> zu Winterthur.</hi> </head><lb/> <p>Jn der Statt <hi rendition="#fr">Winterthur</hi> an dem ſo genanten <hi rendition="#fr">Spitzigen Kir-<lb/> chenthurn</hi> ſahe man An. 1556. den 4. Jenner/ Abends um 7. Uhr/ unter<lb/> waͤhrendem ſtarkem Wind/ und Schneyen ein Feuer/ deſſen Flammen ſo<lb/> ſehr gepraſſelt/ daß man ſie auch von weitem nicht nur ſehen/ ſondern hoͤren<lb/> koͤnte. Jedermann meinte/ der Thurnhelm brünne/ man iſt auch deßwegen<lb/> auf den Thurn geſtiegen/ um eigentlich zu erfahren/ was es were/ es iſt aber<lb/> nach einer viertheil Stund alles verſchwunden/ ſo daß die ſich hinauf gewa-<lb/> get/ nichts mehr angetroffen. <hi rendition="#aq">Wagner. Hiſt. Nat Helv. p.</hi> 359. auß <hi rendition="#aq">Geſſner.<lb/> de Herb. Noc. Lucent p.</hi> 12. Diſes Feuer iſt ſint der Zeit vil mahl/ etwann<lb/> grad anfangs an dem Knopf/ etwann von der mitte des Helms gegen dem<lb/> Knopf hinauf fahrend geſehen worden/ allezeit aber bey vorſtehendem Un-<lb/> gewitter; und heiſſen es die Einwohner <hi rendition="#fr">Sant Elmus Feuer/</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">Liecht.</hi> Vil einfaltige Leuhte ſein in der Einbildung geweſen/ es bedeute<lb/> diſes Liecht einiche in dem Knopf des Thurns verborgen ligende Heilig-<lb/> thuͤmer/ villeicht des heiligen Anſelmi. Jch zweifle nicht/ daß die Cleriſey<lb/> ſich ſolcher Begebenheit vortrefflich wurde bedienet haben/ zu aufricht- und<lb/> beſteiffung eines Wunders/ ja gar villeicht zu anrichtung koſtlicher Wall-<lb/> fahrten; da ihnen auch leicht geweſen were etwas Gebeine in den Thurn-<lb/> knopf heimlicher Weiſe zu bringen; wann/ ſage ich/ diſere Statt annoch in<lb/> der Finſternuß ſtekte/ und ihro nicht das helle Liecht des Evangelii in voller<lb/> Klarheit leuchtete/ welches dann dergleichen Jrꝛ- und Aberglaͤubige Liechter<lb/> kraftiglich außloͤſchen tuht. ꝛc.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [80/0089]
beſonders aber jene Haͤuſer dem ſo genanten Graben nach/ deren der meiſte
Theil keinen/ oder wenig ganze Ziegel/ noch Fenſter uͤberig hatten/ alſo daß
ſie nicht allein deßwegen/ ſonder wegen erfolgten/ und lang gedaurtem Platz-
Regen einen groſſen Schaden an ihrem Haußgeraͤht/ und zwar dergeſtalten
erlitten/ daß ſie eine Zeitlang anderwerts Herberg ſuchen muͤſſen. Die Er-
ſchütterung und Dunſt des Pulvers iſt ſo groß geweſen/ daß es vaſt aller
Ohrten die Thuͤren aufgeſprengt/ einen Theil zerꝛiſſen/ zertrümmert/ und
ſonderlich in denen vor der Müßegg uͤber ſtehenden Haͤuſeren die Taͤfel-
werk zerꝛiſſen/ und die Oefen theils unnuͤtz gemacht/ theils gar uͤber einen
Hauffen geworffen/ deren eint- und andere man in die 200. zellet. Der
Schaden der hohen Obrigkeit/ ſo ſie in ihren Magazinen/ Mühlinen/ Brug-
gen/ und anderen Gebaͤuen erlitten/ und in dem verlurſt des Pulvers/ und
geſprengten Thurns war auch ſehr groß.
Von dem Sant Elmus Feuer
zu Winterthur.
Jn der Statt Winterthur an dem ſo genanten Spitzigen Kir-
chenthurn ſahe man An. 1556. den 4. Jenner/ Abends um 7. Uhr/ unter
waͤhrendem ſtarkem Wind/ und Schneyen ein Feuer/ deſſen Flammen ſo
ſehr gepraſſelt/ daß man ſie auch von weitem nicht nur ſehen/ ſondern hoͤren
koͤnte. Jedermann meinte/ der Thurnhelm brünne/ man iſt auch deßwegen
auf den Thurn geſtiegen/ um eigentlich zu erfahren/ was es were/ es iſt aber
nach einer viertheil Stund alles verſchwunden/ ſo daß die ſich hinauf gewa-
get/ nichts mehr angetroffen. Wagner. Hiſt. Nat Helv. p. 359. auß Geſſner.
de Herb. Noc. Lucent p. 12. Diſes Feuer iſt ſint der Zeit vil mahl/ etwann
grad anfangs an dem Knopf/ etwann von der mitte des Helms gegen dem
Knopf hinauf fahrend geſehen worden/ allezeit aber bey vorſtehendem Un-
gewitter; und heiſſen es die Einwohner Sant Elmus Feuer/ oder
Liecht. Vil einfaltige Leuhte ſein in der Einbildung geweſen/ es bedeute
diſes Liecht einiche in dem Knopf des Thurns verborgen ligende Heilig-
thuͤmer/ villeicht des heiligen Anſelmi. Jch zweifle nicht/ daß die Cleriſey
ſich ſolcher Begebenheit vortrefflich wurde bedienet haben/ zu aufricht- und
beſteiffung eines Wunders/ ja gar villeicht zu anrichtung koſtlicher Wall-
fahrten; da ihnen auch leicht geweſen were etwas Gebeine in den Thurn-
knopf heimlicher Weiſe zu bringen; wann/ ſage ich/ diſere Statt annoch in
der Finſternuß ſtekte/ und ihro nicht das helle Liecht des Evangelii in voller
Klarheit leuchtete/ welches dann dergleichen Jrꝛ- und Aberglaͤubige Liechter
kraftiglich außloͤſchen tuht. ꝛc.
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