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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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sirten durch die Dörfflein Valle und Maderan, bestiegen hernach linker seits
mit zimlicher Mühe den gächstotzigen Berg Soi, auf dessen Höhe Foggio
genant/ unser Wetter- und Meßstab uns zeigte 20. Zoll/ 2. Scrup. worauß
wir abnahmen/ daß wir erhöhet weren über Ayrol 1760. Altorff 3160. ni-
derer aber/ als die Capuciner auf dem Gothard 160. Schuhe/ so daß diser
Berg mit dem Gotthard ohngefehr in gleicher höhe stehet; dann wie über
die Capuciner noch höhere Berg seyn/ die wir nicht bestiegen/ also hatten
wir auch über dem Ohrt/ da wir uns niderliessen/ auf Foggio, auch höhere
Firsten/ welche zu besteigen uns weder die Zeit zu liesse/ noch die Müdigkeit
unserer Beinen. Disere observation wird der geehrte Leser bemerken ins
besonder deßwegen/ weilen so wol hier auf Foggio, als auf dem Gotthard
der Tesin Fluß seine/ beyderseits in gleicher Höhe/ oder auf gleichem Hori-
zont,
ligende Urquellen hat; welche/ weilen sie nirgends in Land-Charten/
oder Bücheren recht gezeichnet/ oder beschrieben seyn/ unten/ an seinem Ohrt/
sollen jede in ihrer natürlichen Situation vorgestellet werden. Nach dem
Pariser Maßstab stehet das Queksilber auf diser Berghöhe 22. Zoll. o. lin.
welchen entsprechen bey Mariotte 5113. bey Cassino 6948. Schuhe.

Von diser Berghöhe hatten wir eine schöne Außsicht durch das ganze
Livinerthal/ Lepontinam Vallem, welches annoch seinen alten Nammen
behaltet/ den es zu der Römeren Zeiten gehabt; weilen allezeit dises Thal
einen nohtwendigen Paß gegeben über das Gebirg. Es ist dises Thal under
der Bottmässigkeit des Cantons Uri/ welcher dahin einen Vogt setzet/ der
seinen Vicari und Richter in dem Thal hat/ mit welchem er alle Burgerliche
und Malefitzische Sachen erörteret. Die Ubergab ist geschehen von Galeazio
Maria/ Herzog zu Meyland/ den 14. Aug. 1466. in kraft eines zu Lucern
deßwegen aufgerichteten Jnstruments. Es gränzet linker seiten des Tesins/
da wir jezt stehen/ an Pündten/ und zwaren an den Oberen/ oder Grauen
Pundt/ und weiter hinab an das Palenserthal/ Plenia Vallis, welches de-
nen dreyen Ohrten/ Uri/ Schweiz/ und Underwalden/ unterworffen/ rechter
seits aber an das Meynthal/ Madia Vallis, welches bevogtet wird von
den XII. Ohrten der Eidgnoßschaft. Gegen Mittnacht hat es die hohen
Gotthardischen Gebirge/ gegen Mittag die Rivier/ Riviera, so an dem
Tesin liget/ und von obgenenten dreyen Eidgnössischen Cantons beherrschet
wird. Es hat dises Thal sonderlich drey namhafte Plätze/ zu oberst Airol/
da wir Heut gewesen/ in mitten Pfait/ Faidum, und zu unterst Jrniß/
Irenicum, so auch Polleggio, Pulegium, zum Klösterlein. Jn Geistlichen
Sachen erkennet diß Thal vor einen Richter den Bischoff von Meyland. etc.

P. S. Hierbey ist zu haben ein Kupfer von dem Paß über den Gotthard/
a 3. ß.

ſirten durch die Doͤrfflein Valle und Maderan, beſtiegen hernach linker ſeits
mit zimlicher Muͤhe den gaͤchſtotzigen Berg Soi, auf deſſen Hoͤhe Foggio
genant/ unſer Wetter- und Meßſtab uns zeigte 20. Zoll/ 2. Scrup. worauß
wir abnahmen/ daß wir erhoͤhet weren uͤber Ayrol 1760. Altorff 3160. ni-
derer aber/ als die Capuciner auf dem Gothard 160. Schuhe/ ſo daß diſer
Berg mit dem Gotthard ohngefehr in gleicher hoͤhe ſtehet; dann wie uͤber
die Capuciner noch hoͤhere Berg ſeyn/ die wir nicht beſtiegen/ alſo hatten
wir auch uͤber dem Ohrt/ da wir uns niderlieſſen/ auf Foggio, auch hoͤhere
Firſten/ welche zu beſteigen uns weder die Zeit zu lieſſe/ noch die Muͤdigkeit
unſerer Beinen. Diſere obſervation wird der geehrte Leſer bemerken ins
beſonder deßwegen/ weilen ſo wol hier auf Foggio, als auf dem Gotthard
der Teſin Fluß ſeine/ beyderſeits in gleicher Hoͤhe/ oder auf gleichem Hori-
zont,
ligende Urquellen hat; welche/ weilen ſie nirgends in Land-Charten/
oder Buͤcheren recht gezeichnet/ oder beſchrieben ſeyn/ unten/ an ſeinem Ohrt/
ſollen jede in ihrer natuͤrlichen Situation vorgeſtellet werden. Nach dem
Pariſer Maßſtab ſtehet das Quekſilber auf diſer Berghoͤhe 22. Zoll. o. lin.
welchen entſprechen bey Mariotte 5113. bey Caſſino 6948. Schuhe.

Von diſer Berghoͤhe hatten wir eine ſchoͤne Außſicht durch das ganze
Livinerthal/ Lepontinam Vallem, welches annoch ſeinen alten Nammen
behaltet/ den es zu der Roͤmeren Zeiten gehabt; weilen allezeit diſes Thal
einen nohtwendigen Paß gegeben uͤber das Gebirg. Es iſt diſes Thal under
der Bottmaͤſſigkeit des Cantons Uri/ welcher dahin einen Vogt ſetzet/ der
ſeinen Vicari und Richter in dem Thal hat/ mit welchem er alle Burgerliche
und Malefitziſche Sachen eroͤrteret. Die Ubergab iſt geſchehen von Galeazio
Maria/ Herzog zu Meyland/ den 14. Aug. 1466. in kraft eines zu Lucern
deßwegen aufgerichteten Jnſtruments. Es graͤnzet linker ſeiten des Teſins/
da wir jezt ſtehen/ an Pündten/ und zwaren an den Oberen/ oder Grauen
Pundt/ und weiter hinab an das Palenſerthal/ Plenia Vallis, welches de-
nen dreyen Ohrten/ Uri/ Schweiz/ und Underwalden/ unterworffen/ rechter
ſeits aber an das Meynthal/ Madia Vallis, welches bevogtet wird von
den XII. Ohrten der Eidgnoßſchaft. Gegen Mittnacht hat es die hohen
Gotthardiſchen Gebirge/ gegen Mittag die Rivier/ Riviera, ſo an dem
Teſin liget/ und von obgenenten dreyen Eidgnoͤſſiſchen Cantons beherꝛſchet
wird. Es hat diſes Thal ſonderlich drey namhafte Plaͤtze/ zu oberſt Airol/
da wir Heut geweſen/ in mitten Pfait/ Faidum, und zu unterſt Jrniß/
Irenicum, ſo auch Polleggio, Pulegium, zum Kloͤſterlein. Jn Geiſtlichen
Sachen erkennet diß Thal vor einen Richter den Biſchoff von Meyland. ꝛc.

P. S. Hierbey iſt zu haben ein Kupfer von dem Paß uͤber den Gotthard/
a 3. ß.

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[84/0104] ſirten durch die Doͤrfflein Valle und Maderan, beſtiegen hernach linker ſeits mit zimlicher Muͤhe den gaͤchſtotzigen Berg Soi, auf deſſen Hoͤhe Foggio genant/ unſer Wetter- und Meßſtab uns zeigte 20. Zoll/ 2. Scrup. worauß wir abnahmen/ daß wir erhoͤhet weren uͤber Ayrol 1760. Altorff 3160. ni- derer aber/ als die Capuciner auf dem Gothard 160. Schuhe/ ſo daß diſer Berg mit dem Gotthard ohngefehr in gleicher hoͤhe ſtehet; dann wie uͤber die Capuciner noch hoͤhere Berg ſeyn/ die wir nicht beſtiegen/ alſo hatten wir auch uͤber dem Ohrt/ da wir uns niderlieſſen/ auf Foggio, auch hoͤhere Firſten/ welche zu beſteigen uns weder die Zeit zu lieſſe/ noch die Muͤdigkeit unſerer Beinen. Diſere obſervation wird der geehrte Leſer bemerken ins beſonder deßwegen/ weilen ſo wol hier auf Foggio, als auf dem Gotthard der Teſin Fluß ſeine/ beyderſeits in gleicher Hoͤhe/ oder auf gleichem Hori- zont, ligende Urquellen hat; welche/ weilen ſie nirgends in Land-Charten/ oder Buͤcheren recht gezeichnet/ oder beſchrieben ſeyn/ unten/ an ſeinem Ohrt/ ſollen jede in ihrer natuͤrlichen Situation vorgeſtellet werden. Nach dem Pariſer Maßſtab ſtehet das Quekſilber auf diſer Berghoͤhe 22. Zoll. o. lin. welchen entſprechen bey Mariotte 5113. bey Caſſino 6948. Schuhe. Von diſer Berghoͤhe hatten wir eine ſchoͤne Außſicht durch das ganze Livinerthal/ Lepontinam Vallem, welches annoch ſeinen alten Nammen behaltet/ den es zu der Roͤmeren Zeiten gehabt; weilen allezeit diſes Thal einen nohtwendigen Paß gegeben uͤber das Gebirg. Es iſt diſes Thal under der Bottmaͤſſigkeit des Cantons Uri/ welcher dahin einen Vogt ſetzet/ der ſeinen Vicari und Richter in dem Thal hat/ mit welchem er alle Burgerliche und Malefitziſche Sachen eroͤrteret. Die Ubergab iſt geſchehen von Galeazio Maria/ Herzog zu Meyland/ den 14. Aug. 1466. in kraft eines zu Lucern deßwegen aufgerichteten Jnſtruments. Es graͤnzet linker ſeiten des Teſins/ da wir jezt ſtehen/ an Pündten/ und zwaren an den Oberen/ oder Grauen Pundt/ und weiter hinab an das Palenſerthal/ Plenia Vallis, welches de- nen dreyen Ohrten/ Uri/ Schweiz/ und Underwalden/ unterworffen/ rechter ſeits aber an das Meynthal/ Madia Vallis, welches bevogtet wird von den XII. Ohrten der Eidgnoßſchaft. Gegen Mittnacht hat es die hohen Gotthardiſchen Gebirge/ gegen Mittag die Rivier/ Riviera, ſo an dem Teſin liget/ und von obgenenten dreyen Eidgnoͤſſiſchen Cantons beherꝛſchet wird. Es hat diſes Thal ſonderlich drey namhafte Plaͤtze/ zu oberſt Airol/ da wir Heut geweſen/ in mitten Pfait/ Faidum, und zu unterſt Jrniß/ Irenicum, ſo auch Polleggio, Pulegium, zum Kloͤſterlein. Jn Geiſtlichen Sachen erkennet diß Thal vor einen Richter den Biſchoff von Meyland. ꝛc. P. S. Hierbey iſt zu haben ein Kupfer von dem Paß uͤber den Gotthard/ a 3. ß.

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/104>, abgerufen am 21.11.2024.