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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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Wol-Ehrw. und Hochgel. Hrn. Joh. Jacob Hottinger/ Canonici, und
Prof. Theol. allhie Helverischer Kirchen-Geschichten I. Theil.
pag. 116. 117. allwo das nöhtige/ in einer so dunklen Sach/ angezeiget worden.
Jch meines Ohrts reise als ein Naturforscher/ und finde auch unter dem be-
rühmten Felsen/ in welchem obbenante Finger-Zeichen/ und nach P. Murers
Bericht/ auch Buchstaben/ die aber niemand finden/ oder lesen kan/ zusehen/
eine Natur-Geschicht/ welche denen Gottesgelehrten von beyder Religion
zu nicht verwerfflicher Nachricht dienen kan. Es ist die Materi/ welche die
eingetrukten Finger vorstellen sol/ anders nichts als ein so genanter Stalacti-
tes,
oder Tropfstein/ welcher die innwendige Fläche der Höle mit einer
gelben/ oder Honig farben Rinden überzogen/ und in zimlich grobem Na-
turspiel die Mahlzeichen der Fingeren ganz ündeutlich vorstellet. Wer die
Mineralien kennet/ und jemahlen in unterirrdischen Klüften die seltsamen
Figuren der Tropfsteinen/ und deren Gestaltsame/ wol in Augenschein ge-
nommen/ der wird bey erster Ansicht diser Fingeren meiner Meynung Bey-
fall geben. Man findet in der gleichen Natürlichen Grotten ganze auß Tropf-
steinen gebildete Orgelen/ mit ihren Reyenweise stehenden Pfeiffen/ Altäre/
Capellen/ ja selbs/ damit an actoribus, und Zuseheren in solchen Natur-
Comedien kein Mangel seye/ Steinerne Priester/ Mönchen/ und andere Men-
schen Gestalten. Solcher Naturwunderen halben ist vor allen Erden-
Kruften auß berühmt die so genante Baumans-Höle auf dem Hartz/
in der Grafschaft Reinstein/ wie zu sehen in Joh. Georg Behrens Hercynia
curiosae,
oder curiosem Hartzwald/ so An. 1703. in Truk herauß kommen
Cap. I. Es reimen sich sehr wol auf dergleichen Hölinen jene Verse Hrn.
Joh. Ludovici Füreri, welche er der Baumans-Höle zu gefallen aufge-
setzet.

Quodque fidem superat, stillantes Marmora guttas
Efficere, & veris reddere imaginibus
Jurares Sipylo Nioben, Spectator, ademptam,
Uxoris statuamque heic superesse Lotho!
Phinea quis dubitet, Cephalique in Marmore Cervi,
Ulterius si quis progrediare, canem?
Persea Gorgoneos nempe heic posuisse Colubros
Credibile est, imisque occuluisse locis.
Inde rigor Steropum, Ferri qui pondera mulcent,
Infuscantque Tuas, Buda, frequenter Aquas,
Minima mira! DEI quos non se extendit in actus
Mira manus! i nunc, posce Sophista modum.

Was

Wol-Ehrw. und Hochgel. Hrn. Joh. Jacob Hottinger/ Canonici, und
Prof. Theol. allhie Helveriſcher Kirchen-Geſchichten I. Theil.
pag. 116. 117. allwo das noͤhtige/ in einer ſo dunklen Sach/ angezeiget worden.
Jch meines Ohrts reiſe als ein Naturforſcher/ und finde auch unter dem be-
ruͤhmten Felſen/ in welchem obbenante Finger-Zeichen/ und nach P. Murers
Bericht/ auch Buchſtaben/ die aber niemand finden/ oder leſen kan/ zuſehen/
eine Natur-Geſchicht/ welche denen Gottesgelehrten von beyder Religion
zu nicht verwerfflicher Nachricht dienen kan. Es iſt die Materi/ welche die
eingetrukten Finger vorſtellen ſol/ anders nichts als ein ſo genanter Stalacti-
tes,
oder Tropfſtein/ welcher die innwendige Flaͤche der Hoͤle mit einer
gelben/ oder Honig farben Rinden überzogen/ und in zimlich grobem Na-
turſpiel die Mahlzeichen der Fingeren ganz uͤndeutlich vorſtellet. Wer die
Mineralien kennet/ und jemahlen in unterirꝛdiſchen Klüften die ſeltſamen
Figuren der Tropfſteinen/ und deren Geſtaltſame/ wol in Augenſchein ge-
nommen/ der wird bey erſter Anſicht diſer Fingeren meiner Meynung Bey-
fall geben. Man findet in der gleichen Natuͤrlichen Grotten ganze auß Tropf-
ſteinen gebildete Orgelen/ mit ihren Reyenweiſe ſtehenden Pfeiffen/ Altaͤre/
Capellen/ ja ſelbs/ damit an actoribus, und Zuſeheren in ſolchen Natur-
Comedien kein Mangel ſeye/ Steinerne Prieſter/ Moͤnchen/ und andere Men-
ſchen Geſtalten. Solcher Naturwunderen halben iſt vor allen Erden-
Kruften auß beruͤhmt die ſo genante Baumans-Hoͤle auf dem Hartz/
in der Grafſchaft Reinſtein/ wie zu ſehen in Joh. Georg Behrens Hercynia
curioſæ,
oder curioſem Hartzwald/ ſo An. 1703. in Truk herauß kommen
Cap. I. Es reimen ſich ſehr wol auf dergleichen Hoͤlinen jene Verſe Hrn.
Joh. Ludovici Füreri, welche er der Baumans-Hoͤle zu gefallen aufge-
ſetzet.

Quodque fidem ſuperat, ſtillantes Marmora guttas
Efficere, & veris reddere imaginibus
Jurares Sipylo Nioben, Spectator, ademptam,
Uxoris ſtatùamq́ue hîc ſupereſſe Lotho!
Phinea quis dubitet, Cephaliq́ue in Marmore Cervi,
Ulteriùs ſi quis progrediare, canem?
Perſea Gorgoneos nempe hîc poſuiſſe Colubros
Credibile eſt, imisq́ue occuluiſſe locis.
Inde rigor Steropum, Ferri qui pondera mulcent,
Infuſcantq́ue Tuas, Buda, frequenter Aquas,
Minima mira! DEI quos non ſe extendit in actus
Mira manus! i nunc, poſce Sophiſta modum.

Was
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[(11)[11]/0018] Wol-Ehrw. und Hochgel. Hrn. Joh. Jacob Hottinger/ Canonici, und Prof. Theol. allhie Helveriſcher Kirchen-Geſchichten I. Theil. pag. 116. 117. allwo das noͤhtige/ in einer ſo dunklen Sach/ angezeiget worden. Jch meines Ohrts reiſe als ein Naturforſcher/ und finde auch unter dem be- ruͤhmten Felſen/ in welchem obbenante Finger-Zeichen/ und nach P. Murers Bericht/ auch Buchſtaben/ die aber niemand finden/ oder leſen kan/ zuſehen/ eine Natur-Geſchicht/ welche denen Gottesgelehrten von beyder Religion zu nicht verwerfflicher Nachricht dienen kan. Es iſt die Materi/ welche die eingetrukten Finger vorſtellen ſol/ anders nichts als ein ſo genanter Stalacti- tes, oder Tropfſtein/ welcher die innwendige Flaͤche der Hoͤle mit einer gelben/ oder Honig farben Rinden überzogen/ und in zimlich grobem Na- turſpiel die Mahlzeichen der Fingeren ganz uͤndeutlich vorſtellet. Wer die Mineralien kennet/ und jemahlen in unterirꝛdiſchen Klüften die ſeltſamen Figuren der Tropfſteinen/ und deren Geſtaltſame/ wol in Augenſchein ge- nommen/ der wird bey erſter Anſicht diſer Fingeren meiner Meynung Bey- fall geben. Man findet in der gleichen Natuͤrlichen Grotten ganze auß Tropf- ſteinen gebildete Orgelen/ mit ihren Reyenweiſe ſtehenden Pfeiffen/ Altaͤre/ Capellen/ ja ſelbs/ damit an actoribus, und Zuſeheren in ſolchen Natur- Comedien kein Mangel ſeye/ Steinerne Prieſter/ Moͤnchen/ und andere Men- ſchen Geſtalten. Solcher Naturwunderen halben iſt vor allen Erden- Kruften auß beruͤhmt die ſo genante Baumans-Hoͤle auf dem Hartz/ in der Grafſchaft Reinſtein/ wie zu ſehen in Joh. Georg Behrens Hercynia curioſæ, oder curioſem Hartzwald/ ſo An. 1703. in Truk herauß kommen Cap. I. Es reimen ſich ſehr wol auf dergleichen Hoͤlinen jene Verſe Hrn. Joh. Ludovici Füreri, welche er der Baumans-Hoͤle zu gefallen aufge- ſetzet. Quodque fidem ſuperat, ſtillantes Marmora guttas Efficere, & veris reddere imaginibus Jurares Sipylo Nioben, Spectator, ademptam, Uxoris ſtatùamq́ue hîc ſupereſſe Lotho! Phinea quis dubitet, Cephaliq́ue in Marmore Cervi, Ulteriùs ſi quis progrediare, canem? Perſea Gorgoneos nempe hîc poſuiſſe Colubros Credibile eſt, imisq́ue occuluiſſe locis. Inde rigor Steropum, Ferri qui pondera mulcent, Infuſcantq́ue Tuas, Buda, frequenter Aquas, Minima mira! DEI quos non ſe extendit in actus Mira manus! i nunc, poſce Sophiſta modum. Was

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. (11)[11]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/18>, abgerufen am 23.11.2024.