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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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die Zurukhaltung der monatlichen Reinigung/ und vielerhand Mu-
terkrankheiten/ in denen Testibus verhinderte Scheidung des geistreichen Sa-
mens/
und in beyden Geschlechten die Unfruchtbarkeit/ und Untüch-
tigkeit/
oder Unlust zu ehelichen Werken; Jn der Lungen/ Engbrü-
stigkeit/ Husten.
Jn dem Herzen allerhand Polypos, oder Schleim-
Gewächß.
Jn dem Hirn Außdähnungen der zarten Aederlein/ und dana-
hen herrührende Haubtschmerzen/ Schlaffsuchten/ Schwindel/
Disposition zu Schlagflüssen; in dem so genandten Schleimhautlein/
membrana pituitaria, den Schuppen/ und vilerhand sogenandte Haubt-
Flüsse/
in dem ganzen Leib eine Matt- und Bangigkeit/ allerhand kal-
te Fieber.
Jn disen/ und vielen anderen dergleichen Zustanden/ welche die
Zeit nicht zulaßt/ der Länge nach zu erzehlen/ kan ein verständiger Arzet/ durch
Mittel dises unsers Fläscherbads vil außrichten/ wann er vorderst die Krank-
heit wol erkent/ und je nach Beschaffenheit des Alters/ des Geschlechts/ und an-
derer Umständen/ die Trink- und Bad-Chur einrichtet. Kommen wir zu
äusserlichen Anligen des Leibs/ so könte gleichfahls ein ganzer Rodel derselben
aufgesezt werden zum Lob unsers Heilbads/ und zum Trost der Kranknen.
Jch wil nur mit wenig Worten andeuten/ wie die zusamenzeuhende Stärk-
Kraft dises Wassers dienlich denen von allerhand [Ur]sachen geschwächten
Gliederen/
der von schweren Geburten verderbten Bärmutter/ und
deren Außfäll/ in dem Außfahl des Afters/ in Leistenbrüchen/ im
Weissen Fluß/ Guldenen Aderen/ allerhand Geschwulsten/
Gliederschwamm/ Geschwären/ Fistlen/ Fliessenden Schäden/
Rauden/
&c. Bey welchen äusserlichen Krankheiten wahrzunemmen/ daß
denen insonderheit wird geholffen werden durch starke Einsiedung des Was-
sers/ auch bis zur braunen Farb.

Es dienet dise letste Regel/ welche bey wenigen Bäderen pflegt in Acht
genommen zu werden/ zur Anweisung des rechten Gebrauchs/ und der Bad-
art/ welche bey jedem Patienten eigentlich sol eingerichtet werden nach des
Leibs Beschaffenheit und Zustand. Jns gemein zwar ist zuwissen/ daß man
nicht leicht sich sol hieher verfügen Jllotis intestinis, mit ungewäschenen Där-
men/ sonder vorher zu Hauß/ oder in dem ersten Ruhtag an dem Badorth selbs
den Leib reinigen durch ein kräftiges/ seinem Leib angemessenes Purgier mit-
tel/ und auch in währender Chur allzeit Achtung geben auf die Oeffnung des
Leibs/ und solche/ wo sie dahinden bleibt/ durch leichte Haußmittel/ oder kluge
erweichende/ und anfeuchtende Lebensordnung beförderen.

die Zurukhaltung der monatlichẽ Reinigung/ und vielerhand Mu-
terkrankheitẽ/ in denẽ Teſtibus verhinderte Scheidung des geiſtreichẽ Sa-
mens/
und in beyden Geſchlechten die Unfruchtbarkeit/ und Untuͤch-
tigkeit/
oder Unluſt zu ehelichen Werken; Jn der Lungen/ Engbruͤ-
ſtigkeit/ Huſten.
Jn dem Herzen allerhand Polypos, oder Schleim-
Gewaͤchß.
Jn dem Hirn Außdaͤhnungen der zarten Aederlein/ und dana-
hen herꝛührende Haubtſchmerzen/ Schlaffſuchten/ Schwindel/
Diſpoſition zu Schlagfluͤſſen; in dem ſo genandten Schleimhautlein/
membrana pituitaria, den Schuppen/ und vilerhand ſogenandte Haubt-
Flüſſe/
in dem ganzen Leib eine Matt- und Bangigkeit/ allerhand kal-
te Fieber.
Jn diſen/ und vielen anderen dergleichen Zuſtanden/ welche die
Zeit nicht zulaßt/ der Laͤnge nach zu erzehlen/ kan ein verſtaͤndiger Arzet/ durch
Mittel diſes unſers Flaͤſcherbads vil außrichten/ wann er vorderſt die Krank-
heit wol erkent/ und je nach Beſchaffenheit des Alters/ des Geſchlechts/ und an-
derer Umſtaͤnden/ die Trink- und Bad-Chur einrichtet. Kommen wir zu
aͤuſſerlichen Anligen des Leibs/ ſo koͤnte gleichfahls ein ganzer Rodel derſelben
aufgeſezt werden zum Lob unſers Heilbads/ und zum Troſt der Kranknen.
Jch wil nur mit wenig Worten andeuten/ wie die zuſamenzeuhende Staͤrk-
Kraft diſes Waſſers dienlich denen von allerhand [Ur]ſachen geſchwaͤchten
Gliederen/
der von ſchweren Geburten verderbten Baͤrmutter/ und
deren Außfaͤll/ in dem Außfahl des Afters/ in Leiſtenbrüchen/ im
Weiſſen Fluß/ Guldenen Aderen/ allerhand Geſchwulſten/
Gliederſchwamm/ Geſchwaͤren/ Fiſtlen/ Flieſſenden Schaͤden/
Rauden/
&c. Bey welchen aͤuſſerlichen Krankheiten wahrzunemmen/ daß
denen inſonderheit wird geholffen werden durch ſtarke Einſiedung des Waſ-
ſers/ auch bis zur braunen Farb.

Es dienet diſe letſte Regel/ welche bey wenigen Baͤderen pflegt in Acht
genommen zu werden/ zur Anweiſung des rechten Gebrauchs/ und der Bad-
art/ welche bey jedem Patienten eigentlich ſol eingerichtet werden nach des
Leibs Beſchaffenheit und Zuſtand. Jns gemein zwar iſt zuwiſſen/ daß man
nicht leicht ſich ſol hieher verfuͤgen Jllotis inteſtinis, mit ungewaͤſchenen Daͤr-
men/ ſonder vorher zu Hauß/ oder in dem erſten Ruhtag an dem Badorth ſelbs
den Leib reinigen durch ein kraͤftiges/ ſeinem Leib angemeſſenes Purgier mit-
tel/ und auch in waͤhrender Chur allzeit Achtung geben auf die Oeffnung des
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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/238>, abgerufen am 21.11.2024.