Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.N. 7.) (Den 16. Febr. 1707. Schweizerische Berg-Reisen. ES ist leicht zu erachten/ das zum Exempel alle unsere Schweizerische Heiden-Häüßlein heissen/ und wol sein können die älteste rudera unserer Landen. Wiewol man
N. 7.) (Den 16. Febr. 1707. Schweizeriſche Berg-Reiſen. ES iſt leicht zu erachten/ das zum Exempel alle unſere Schweizeriſche Heiden-Haͤüßlein heiſſen/ und wol ſein koͤnnen die aͤlteſte rudera unſerer Landen. Wiewol man
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N. 7.)
(Den 16. Febr. 1707.
Schweizeriſche
Berg-Reiſen.
ES iſt leicht zu erachten/ das zum Exempel alle unſere Schweizeriſche
Thaͤler in denen erſten Jahr hunderten nach der Suͤndflut geweſen
ein dicker Wald/ welcher nach und nach hat muͤſſen außgeſtoket/
von denen wilden Thieren gereiniget/ und alſo zum Feld- oder Garten- oder
Wieſenbau bequem gemachet werden/ welches alles nicht hat koͤnnen geſche-
hen in kurzer Zeit/ und nicht ohne dem Adam angekuͤndeten Schweiß des
Angeſichts/ welchen annoch jezund erfahren die jenige Berg Kohler/ wel-
chen in dem Underwaldiſchen/ und anderen Eidgnoͤſſiſchen Landen uͤber-
geben und geſchenket wird etwann ein ganzer Wald/ daß ſie denſelben auß-
reuten/ zu Kohlen brennen/ und zu Alpungen/ oder Bergweyden tuͤchtig ma-
chen/ dergleichen ich hin und wider auf meinen Reiſen angetroffen. Diſes
alles/ moͤchte jemand einwenden/ ſein laͤhre Hirngrillen/ wo ſein die Hiſtori-
ſchen Documenta, oder Beweißthuͤmer/ wo die alten Rudera, oder Gemaͤu-
re ſolcher uralten Berg-Staͤtten/ Flecken/ Doͤrfferen/ und Haͤuſeren? Wie
haben ſie ſich koͤnnen aufhalten den Winter uͤber auf hohen Alpen? Diſem
letſien Einwurff anderſt zu begegnen/ iſt zu wiſſen/ daß nicht die Meynung
dahin gehet/ als wann die erſten Schweizer auf denen Hoͤchſten mit Schnee
und Eis immer belegten Berg-Spitzen ihre Wohnungen gemachet/ als die
ihnen auch im Sommer weren theils unertragenlich/ theils unkommlich ge-
weſen in anſehung der Weyden. Sondern ſie werden ſich im Sommer/
wie annoch jezt geſchihet/ aufgehalten in den hoͤheren Alpen/ und gegen
dem Winter hinab gelaſſen haben in die naͤchſte Waͤlder/ da ſie vor der
Winterskaͤlte ſich und ihr Viehe haben koͤnnen beſchirmen/ gleich auch die
Gemsthiere in harber Winterskaͤlte ſich tieffer herablaſſen/ und etwann un-
ter einem Felſen/ oder unter Tannenbaͤumen ihr Winterquartier ſuchen.
Es fehlet uns auch nicht an uͤberbleibſelen eines alten Berggemaͤurs. Jn
der Alp Müllibach/ Glarner-Gebiets/ ſihet man noch jezund ur-
alte/ nach ſonderbarer Bau-Art gemaurte/ an den Felſen klebende Hüttlein/
welche die Einwohner
Heiden-Haͤüßlein
heiſſen/ und wol ſein koͤnnen die aͤlteſte rudera unſerer Landen. Wiewol
man
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