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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

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Drittes Buch.

Will er von seinem Saz dann nicht den Ausspruch hören?
580Jedoch wer könnt' ihn wohl mit einem Beyfall ehren?

Viel besser ists wann er aus der Versammlung schleicht,
Des Vortrags Ehr erhält und von dem Friese weicht,
Als wann er sonder Rang in der Gesellschafft bliebe,
Und was man spricht, mit nichts als Zweifeln unterschriebe.

585
Jndem der Umstand mir dieß in die Sinnen bracht,
So nahm ich ohngefähr sein Angesicht in acht.
Er schien mir voller Gram uns beyden nach zu gehen;
So war es: dann er blieb bey der Thalia stehen
Und sagte: "Wann ich nicht des Frieses Zier gewinn;
590"So fahr' ich heut gewiß noch allen durch den Sinn.

"Jch weiß nicht was das heißt: sich jener Ehren rühmen
"Die keiner eigen seynd, dem gantzen Rath geziemen:
"Jch gehe fort: vielleicht find ich den guten Rath,
"Unfehlbar gibt er mir und meiner Meinung Statt.
595So schlich er aus dem Saal; und meine Freundinn lachte,

Daß dieser Jüngling sich so viele Sorgen machte.
Jnzwischen hatte sich der ganze Rath gestillt,
Als sey schon durch den Spruch der Majestät erfüllt
Was zu entscheiden war; doch ohne Zeit verliehren
600Trat wieder jemand auf, den Vortrag auszuführen.
Jhr Antliz wies daß es ihr nicht an Macht gebrach,
Noch weniger an Herz, indem sie also sprach:
"Jhr
N 2

Drittes Buch.

Will er von ſeinem Saz dann nicht den Ausſpruch hoͤren?
580Jedoch wer koͤnnt’ ihn wohl mit einem Beyfall ehren?

Viel beſſer iſts wann er aus der Verſammlung ſchleicht,
Des Vortrags Ehr erhaͤlt und von dem Frieſe weicht,
Als wann er ſonder Rang in der Geſellſchafft bliebe,
Und was man ſpricht, mit nichts als Zweifeln unterſchriebe.

585
Jndem der Umſtand mir dieß in die Sinnen bracht,
So nahm ich ohngefaͤhr ſein Angeſicht in acht.
Er ſchien mir voller Gram uns beyden nach zu gehen;
So war es: dann er blieb bey der Thalia ſtehen
Und ſagte: „Wann ich nicht des Frieſes Zier gewinn;
590„So fahr’ ich heut gewiß noch allen durch den Sinn.

„Jch weiß nicht was das heißt: ſich jener Ehren ruͤhmen
„Die keiner eigen ſeynd, dem gantzen Rath geziemen:
„Jch gehe fort: vielleicht find ich den guten Rath,
„Unfehlbar gibt er mir und meiner Meinung Statt.
595So ſchlich er aus dem Saal; und meine Freundinn lachte,

Daß dieſer Juͤngling ſich ſo viele Sorgen machte.
Jnzwiſchen hatte ſich der ganze Rath geſtillt,
Als ſey ſchon durch den Spruch der Majeſtaͤt erfuͤllt
Was zu entſcheiden war; doch ohne Zeit verliehren
600Trat wieder jemand auf, den Vortrag auszufuͤhren.
Jhr Antliz wies daß es ihr nicht an Macht gebrach,
Noch weniger an Herz, indem ſie alſo ſprach:
„Jhr
N 2
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[0106] Drittes Buch. Will er von ſeinem Saz dann nicht den Ausſpruch hoͤren? Jedoch wer koͤnnt’ ihn wohl mit einem Beyfall ehren? Viel beſſer iſts wann er aus der Verſammlung ſchleicht, Des Vortrags Ehr erhaͤlt und von dem Frieſe weicht, Als wann er ſonder Rang in der Geſellſchafft bliebe, Und was man ſpricht, mit nichts als Zweifeln unterſchriebe. Jndem der Umſtand mir dieß in die Sinnen bracht, So nahm ich ohngefaͤhr ſein Angeſicht in acht. Er ſchien mir voller Gram uns beyden nach zu gehen; So war es: dann er blieb bey der Thalia ſtehen Und ſagte: „Wann ich nicht des Frieſes Zier gewinn; „So fahr’ ich heut gewiß noch allen durch den Sinn. „Jch weiß nicht was das heißt: ſich jener Ehren ruͤhmen „Die keiner eigen ſeynd, dem gantzen Rath geziemen: „Jch gehe fort: vielleicht find ich den guten Rath, „Unfehlbar gibt er mir und meiner Meinung Statt. So ſchlich er aus dem Saal; und meine Freundinn lachte, Daß dieſer Juͤngling ſich ſo viele Sorgen machte. Jnzwiſchen hatte ſich der ganze Rath geſtillt, Als ſey ſchon durch den Spruch der Majeſtaͤt erfuͤllt Was zu entſcheiden war; doch ohne Zeit verliehren Trat wieder jemand auf, den Vortrag auszufuͤhren. Jhr Antliz wies daß es ihr nicht an Macht gebrach, Noch weniger an Herz, indem ſie alſo ſprach: „Jhr N 2

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/106>, abgerufen am 21.11.2024.