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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

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Theresiade

"Der Nord-Wind bricht den Baum, je stolzer er sich thürmet;
700"Das Rohr bleibt unverlezt, je mächtiger er stürmet.

"Das war die Gegenwehr, wodurch Theresia
"Mit heiterm Angesicht die strengsten Stürme sah.
"So wußten wir den Feind gelassen auszuweichen,
"So folgten wir dem Rohr und nicht dem Stolz der Eichen.
705"So lenckten wir die Macht des Rechts nach Zeit und Weil,

"So litten wir Gewalt, und stunden doch im Heil.
"So ward der Schlange Grimm, der Winde Wuth getruzet,
"So hatte Recht mit Recht der Königinn genuzet.

"Der Waffen Mord-Geräusch erscholl zwar sehr erboßt,
710"Doch brachte mir das Recht Muth, Hoffnung, Herz und Trost.

"Den Feinden halff das Schwert zu nichts als Blut-vergiessen,
"Weil sie nur ihm allein den Ausspruch überliessen.
"So griff man nach dem Kiel, der sollte Richter seyn;
"Auch dies, den Feder-Kampf gieng meine Tugend ein:
715"Je mehr man wieder mich zu schreiben sich erhizte,

"Je mehr der Glanz des Rechts dem Feind ins Auge blizte.
"Wir brauchten beyderseits die Gegenwehr des Kiels,
"Jedoch mit Unterschied des vorgesezten Ziels:
"Er schriebe nur die Welt mit Vorwand zu verblenden,
720"Jch aber die Gewalt des Angriffs abzuwenden.
"Wer meiner Feder Art, Natur und Recht beschaut,
"Der sagt, ich habe mich mit Klugheit ihr vertraut.
"Es

Thereſiade

„Der Nord-Wind bricht den Baum, je ſtolzer er ſich thuͤrmet;
700„Das Rohr bleibt unverlezt, je maͤchtiger er ſtuͤrmet.

„Das war die Gegenwehr, wodurch Thereſia
„Mit heiterm Angeſicht die ſtrengſten Stuͤrme ſah.
„So wußten wir den Feind gelaſſen auszuweichen,
„So folgten wir dem Rohr und nicht dem Stolz der Eichen.
705„So lenckten wir die Macht des Rechts nach Zeit und Weil,

„So litten wir Gewalt, und ſtunden doch im Heil.
„So ward der Schlange Grimm, der Winde Wuth getruzet,
„So hatte Recht mit Recht der Koͤniginn genuzet.

„Der Waffen Mord-Geraͤuſch erſcholl zwar ſehr erboßt,
710„Doch brachte mir das Recht Muth, Hoffnung, Herz und Troſt.

„Den Feinden halff das Schwert zu nichts als Blut-vergieſſen,
„Weil ſie nur ihm allein den Ausſpruch uͤberlieſſen.
„So griff man nach dem Kiel, der ſollte Richter ſeyn;
„Auch dies, den Feder-Kampf gieng meine Tugend ein:
715„Je mehr man wieder mich zu ſchreiben ſich erhizte,

„Je mehr der Glanz des Rechts dem Feind ins Auge blizte.
„Wir brauchten beyderſeits die Gegenwehr des Kiels,
„Jedoch mit Unterſchied des vorgeſezten Ziels:
„Er ſchriebe nur die Welt mit Vorwand zu verblenden,
720„Jch aber die Gewalt des Angriffs abzuwenden.
„Wer meiner Feder Art, Natur und Recht beſchaut,
„Der ſagt, ich habe mich mit Klugheit ihr vertraut.
„Es
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[0111] Thereſiade „Der Nord-Wind bricht den Baum, je ſtolzer er ſich thuͤrmet; „Das Rohr bleibt unverlezt, je maͤchtiger er ſtuͤrmet. „Das war die Gegenwehr, wodurch Thereſia „Mit heiterm Angeſicht die ſtrengſten Stuͤrme ſah. „So wußten wir den Feind gelaſſen auszuweichen, „So folgten wir dem Rohr und nicht dem Stolz der Eichen. „So lenckten wir die Macht des Rechts nach Zeit und Weil, „So litten wir Gewalt, und ſtunden doch im Heil. „So ward der Schlange Grimm, der Winde Wuth getruzet, „So hatte Recht mit Recht der Koͤniginn genuzet. „Der Waffen Mord-Geraͤuſch erſcholl zwar ſehr erboßt, „Doch brachte mir das Recht Muth, Hoffnung, Herz und Troſt. „Den Feinden halff das Schwert zu nichts als Blut-vergieſſen, „Weil ſie nur ihm allein den Ausſpruch uͤberlieſſen. „So griff man nach dem Kiel, der ſollte Richter ſeyn; „Auch dies, den Feder-Kampf gieng meine Tugend ein: „Je mehr man wieder mich zu ſchreiben ſich erhizte, „Je mehr der Glanz des Rechts dem Feind ins Auge blizte. „Wir brauchten beyderſeits die Gegenwehr des Kiels, „Jedoch mit Unterſchied des vorgeſezten Ziels: „Er ſchriebe nur die Welt mit Vorwand zu verblenden, „Jch aber die Gewalt des Angriffs abzuwenden. „Wer meiner Feder Art, Natur und Recht beſchaut, „Der ſagt, ich habe mich mit Klugheit ihr vertraut. „Es

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/111>, abgerufen am 21.11.2024.