Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
DEr Baum hat, wie man sagt, zwar einen Streich empfunden;
Es gehet ihm die Zier des grösten Sprossens ab:
Hingegen haben sich statt dessen zwey verbunden;
Wovon Lothringen den, und jenen Habsburg gab.
So bringt ja der Verlust den Früchten kein Verderben:
Hier starb das Haupt, doch lebt die Folge seiner Erben.
GOtt theilt die Kronen aus: Er wiedmet sie den Häusern,
Die Großmuth, Frömmigkeit und wahre Weißheit schmückt.
Drum prangen diese zwey mit Königen und Kaysern:
Drum blieb Theresia beschützt, und unverrückt.
Wo Tugend, GOtt und Recht um Kron und Zepter fechten,
Kan man den Sieges-Krantz leicht um die Scheitel flechten.
SO wird der späten Welt erstaunter Nachklang sprechen:
So wird die Sach erzehlt, geglaubt, gepriesen seyn.
Was kan mir also mehr den Vorsatz unterbrechen?
Es stimmt mit mir, was ist, was war, was seyn wird, ein.
Auf auf dann Geist und Hertz! entflammet Muth und Sinnen!
Entreisset euch der Furcht! verfolget das Beginnen!
Ja
B 2
DEr Baum hat, wie man ſagt, zwar einen Streich empfunden;
Es gehet ihm die Zier des groͤſten Sproſſens ab:
Hingegen haben ſich ſtatt deſſen zwey verbunden;
Wovon Lothringen den, und jenen Habsburg gab.
So bringt ja der Verluſt den Fruͤchten kein Verderben:
Hier ſtarb das Haupt, doch lebt die Folge ſeiner Erben.
GOtt theilt die Kronen aus: Er wiedmet ſie den Haͤuſern,
Die Großmuth, Froͤmmigkeit und wahre Weißheit ſchmuͤckt.
Drum prangen dieſe zwey mit Koͤnigen und Kayſern:
Drum blieb Thereſia beſchuͤtzt, und unverruͤckt.
Wo Tugend, GOtt und Recht um Kron und Zepter fechten,
Kan man den Sieges-Krantz leicht um die Scheitel flechten.
SO wird der ſpaͤten Welt erſtaunter Nachklang ſprechen:
So wird die Sach erzehlt, geglaubt, geprieſen ſeyn.
Was kan mir alſo mehr den Vorſatz unterbrechen?
Es ſtimmt mit mir, was iſt, was war, was ſeyn wird, ein.
Auf auf dann Geiſt und Hertz! entflammet Muth und Sinnen!
Entreiſſet euch der Furcht! verfolget das Beginnen!
Ja
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0018"/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Er Baum hat, wie man &#x017F;agt, zwar einen Streich empfunden;</l><lb/>
            <l>Es gehet ihm die Zier des gro&#x0364;&#x017F;ten Spro&#x017F;&#x017F;ens ab:</l><lb/>
            <l>Hingegen haben &#x017F;ich &#x017F;tatt de&#x017F;&#x017F;en zwey verbunden;</l><lb/>
            <l>Wovon <hi rendition="#fr">Lothringen</hi> den, und jenen <hi rendition="#fr">Habsburg</hi> gab.</l><lb/>
            <l>So bringt ja der Verlu&#x017F;t den Fru&#x0364;chten kein Verderben:</l><lb/>
            <l>Hier &#x017F;tarb das Haupt, doch lebt die Folge &#x017F;einer Erben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">G</hi>Ott theilt die Kronen aus: Er wiedmet &#x017F;ie den Ha&#x0364;u&#x017F;ern,</l><lb/>
            <l>Die Großmuth, Fro&#x0364;mmigkeit und wahre Weißheit &#x017F;chmu&#x0364;ckt.</l><lb/>
            <l>Drum prangen die&#x017F;e zwey mit Ko&#x0364;nigen und Kay&#x017F;ern:</l><lb/>
            <l>Drum blieb <hi rendition="#fr">There&#x017F;ia</hi> be&#x017F;chu&#x0364;tzt, und unverru&#x0364;ckt.</l><lb/>
            <l>Wo Tugend, GOtt und Recht um Kron und Zepter fechten,</l><lb/>
            <l>Kan man den Sieges-Krantz leicht um die Scheitel flechten.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">S</hi>O wird der &#x017F;pa&#x0364;ten Welt er&#x017F;taunter Nachklang &#x017F;prechen:</l><lb/>
            <l>So wird die Sach erzehlt, geglaubt, geprie&#x017F;en &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Was kan mir al&#x017F;o mehr den Vor&#x017F;atz unterbrechen?</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;timmt mit mir, was i&#x017F;t, was war, was &#x017F;eyn wird, ein.</l><lb/>
            <l>Auf auf dann Gei&#x017F;t und Hertz! entflammet Muth und Sinnen!</l><lb/>
            <l>Entrei&#x017F;&#x017F;et euch der Furcht! verfolget das Beginnen!</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">B 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Ja</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0018] DEr Baum hat, wie man ſagt, zwar einen Streich empfunden; Es gehet ihm die Zier des groͤſten Sproſſens ab: Hingegen haben ſich ſtatt deſſen zwey verbunden; Wovon Lothringen den, und jenen Habsburg gab. So bringt ja der Verluſt den Fruͤchten kein Verderben: Hier ſtarb das Haupt, doch lebt die Folge ſeiner Erben. GOtt theilt die Kronen aus: Er wiedmet ſie den Haͤuſern, Die Großmuth, Froͤmmigkeit und wahre Weißheit ſchmuͤckt. Drum prangen dieſe zwey mit Koͤnigen und Kayſern: Drum blieb Thereſia beſchuͤtzt, und unverruͤckt. Wo Tugend, GOtt und Recht um Kron und Zepter fechten, Kan man den Sieges-Krantz leicht um die Scheitel flechten. SO wird der ſpaͤten Welt erſtaunter Nachklang ſprechen: So wird die Sach erzehlt, geglaubt, geprieſen ſeyn. Was kan mir alſo mehr den Vorſatz unterbrechen? Es ſtimmt mit mir, was iſt, was war, was ſeyn wird, ein. Auf auf dann Geiſt und Hertz! entflammet Muth und Sinnen! Entreiſſet euch der Furcht! verfolget das Beginnen! Ja B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/18
Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/18>, abgerufen am 21.11.2024.