Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.Theresiade "So währt die Raserey bis an die Morgen-Stund, "Den Ausgang machet erst die Morgenröthe kund; "Da zeigt die Wallstadt sich mit Freud und Leid bedecket, "So theils sich offenbart, theils sich in Bluth verstecket. 205"Da nimmt der Sieger erst, was er erfochten, wahr; "Da stellt sich der Erfolg gerechter Nothwehr dar. "(O! wär Theresia bey diesem Heer gewesen, "So wurde man die Schlacht in keinem Tag-Buch lesen:) "Man sieht erstaunend an, zu was der Schluß genüzt, 210"Wie man die Noth besiegt, wann man aus Noth sich schüzt. "Was von der Feinde Schwarm verjagt, und aufgerieben. "Was dessen Stolz zur Ehr und zum Triumpf geblieben. "Das Traur-Spiel zeiget auch, was von der Sieger Schaar "Auf dieses Ehren-Bett tod hingestrecket war, 215"Und nun gepriesen wird; weil es den Weeg gegangen, "Auf dem man zwar in Bluth, doch Ruhm-voll pflegt zu prangen. "Kurz: was schon Fesseln trug, stellt sich in Freyheit dar, "Und in dem Untergang, was voller Hochmuth war. "Der Zweifel ist gelöst, wer sich den Sieg erfochten; 220"Was jene nun vollbracht, die vor so gräulich pochten. 208. "So 208. [Spaltenumbruch]
Eine dergleichen Belagerung/
ein so blutiger Ausfall/ und ein so Er- staunens-werther Sieg erfolgte bey der [Spaltenumbruch] Stadt Gent im Jahr 1379. Fulg. l. 5. Meyer l. 13. Annal. Thereſiade „So waͤhrt die Raſerey bis an die Morgen-Stund, „Den Ausgang machet erſt die Morgenroͤthe kund; „Da zeigt die Wallſtadt ſich mit Freud und Leid bedecket, „So theils ſich offenbart, theils ſich in Bluth verſtecket. 205„Da nimmt der Sieger erſt, was er erfochten, wahr; „Da ſtellt ſich der Erfolg gerechter Nothwehr dar. „(O! waͤr Thereſia bey dieſem Heer geweſen, „So wurde man die Schlacht in keinem Tag-Buch leſen:) „Man ſieht erſtaunend an, zu was der Schluß genuͤzt, 210„Wie man die Noth beſiegt, wann man aus Noth ſich ſchuͤzt. „Was von der Feinde Schwarm verjagt, und aufgerieben. „Was deſſen Stolz zur Ehr und zum Triumpf geblieben. „Das Traur-Spiel zeiget auch, was von der Sieger Schaar „Auf dieſes Ehren-Bett tod hingeſtrecket war, 215„Und nun geprieſen wird; weil es den Weeg gegangen, „Auf dem man zwar in Bluth, doch Ruhm-voll pflegt zu prangen. „Kurz: was ſchon Feſſeln trug, ſtellt ſich in Freyheit dar, „Und in dem Untergang, was voller Hochmuth war. „Der Zweifel iſt geloͤſt, wer ſich den Sieg erfochten; 220„Was jene nun vollbracht, die vor ſo graͤulich pochten. 208. „So 208. [Spaltenumbruch]
Eine dergleichen Belagerung/
ein ſo blutiger Ausfall/ und ein ſo Er- ſtaunens-werther Sieg erfolgte bey der [Spaltenumbruch] Stadt Gent im Jahr 1379. Fulg. l. 5. Meyer l. 13. Annal. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0185"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Thereſiade</hi> </fw><lb/> <lg> <l>„So waͤhrt die Raſerey bis an die Morgen-Stund,</l><lb/> <l>„Den Ausgang machet erſt die Morgenroͤthe kund;</l><lb/> <l>„Da zeigt die Wallſtadt ſich mit Freud und Leid bedecket,</l><lb/> <l>„So theils ſich offenbart, theils ſich in Bluth verſtecket.<lb/><note place="left">205</note>„Da nimmt der Sieger erſt, was er erfochten, wahr;</l><lb/> <l>„Da ſtellt ſich der Erfolg gerechter Nothwehr dar.</l> </lg><lb/> <lg> <l>„(O! waͤr <hi rendition="#fr">Thereſia</hi> bey dieſem Heer geweſen,</l><lb/> <l>„So wurde man die Schlacht in keinem Tag-Buch leſen:)</l><lb/> <l>„Man ſieht erſtaunend an, zu was der Schluß genuͤzt,<lb/><note place="left">210</note>„Wie man die Noth beſiegt, wann man aus Noth ſich ſchuͤzt.</l><lb/> <l>„Was von der Feinde Schwarm verjagt, und aufgerieben.</l><lb/> <l>„Was deſſen Stolz zur Ehr und zum Triumpf geblieben.</l><lb/> <l>„Das Traur-Spiel zeiget auch, was von der Sieger Schaar</l><lb/> <l>„Auf dieſes Ehren-Bett tod hingeſtrecket war,<lb/><note place="left">215</note>„Und nun geprieſen wird; weil es den Weeg gegangen,</l><lb/> <l>„Auf dem man zwar in Bluth, doch Ruhm-voll pflegt zu prangen.</l> </lg><lb/> <lg> <l>„Kurz: was ſchon Feſſeln trug, ſtellt ſich in Freyheit dar,</l><lb/> <l>„Und in dem Untergang, was voller Hochmuth war.</l><lb/> <l>„Der Zweifel iſt geloͤſt, wer ſich den Sieg erfochten;<lb/><note place="left">220</note>„Was jene nun vollbracht, die vor ſo graͤulich pochten.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">„So</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note place="foot" n="208."><cb/> Eine dergleichen Belagerung/<lb/> ein ſo blutiger Ausfall/ und ein ſo Er-<lb/> ſtaunens-werther Sieg erfolgte bey der<lb/><cb/> Stadt Gent im Jahr 1379. <hi rendition="#aq">Fulg. l.</hi> 5.<lb/> Meyer <hi rendition="#aq">l. 13. Annal.</hi></note><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0185]
Thereſiade
„So waͤhrt die Raſerey bis an die Morgen-Stund,
„Den Ausgang machet erſt die Morgenroͤthe kund;
„Da zeigt die Wallſtadt ſich mit Freud und Leid bedecket,
„So theils ſich offenbart, theils ſich in Bluth verſtecket.
„Da nimmt der Sieger erſt, was er erfochten, wahr;
„Da ſtellt ſich der Erfolg gerechter Nothwehr dar.
„(O! waͤr Thereſia bey dieſem Heer geweſen,
„So wurde man die Schlacht in keinem Tag-Buch leſen:)
„Man ſieht erſtaunend an, zu was der Schluß genuͤzt,
„Wie man die Noth beſiegt, wann man aus Noth ſich ſchuͤzt.
„Was von der Feinde Schwarm verjagt, und aufgerieben.
„Was deſſen Stolz zur Ehr und zum Triumpf geblieben.
„Das Traur-Spiel zeiget auch, was von der Sieger Schaar
„Auf dieſes Ehren-Bett tod hingeſtrecket war,
„Und nun geprieſen wird; weil es den Weeg gegangen,
„Auf dem man zwar in Bluth, doch Ruhm-voll pflegt zu prangen.
„Kurz: was ſchon Feſſeln trug, ſtellt ſich in Freyheit dar,
„Und in dem Untergang, was voller Hochmuth war.
„Der Zweifel iſt geloͤſt, wer ſich den Sieg erfochten;
„Was jene nun vollbracht, die vor ſo graͤulich pochten.
„So
208.
208.
Eine dergleichen Belagerung/
ein ſo blutiger Ausfall/ und ein ſo Er-
ſtaunens-werther Sieg erfolgte bey der
Stadt Gent im Jahr 1379. Fulg. l. 5.
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