Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.Theresiade "Und recht: So war ich auch mit meinem Schild gesinnet."Wann aber einst der Schmied zum Rocken sitzt, und spinnet, "Wann das verstahlte Thor des Kriegs geschlossen ist, 430"Und die Zufriedenheit der Länder Wohlfart küßt; "Die Wuth hingegen sich auf einem Waffen-Haufen "Jn ihrer Gruft versperrt, die Scheitel wird zerrauffen. "Da werdet ihr gar bald durch eure Schmeicheley, "Annehmlichkeit und Stoltz und Lust und Zauberey 435"Dem Kriegs-Mann vorgesetzt. Wer wird dann immer kriegen? "Wen durstet stets nach Blut? wer kann dann allzeit siegen? "Wo nicht auch eignes Wohl durch Ungemach verstört? "Wo nicht das eigne Land so wie des Feinds verheert? "Wer ist dem dieß gefällt? Es muß bald Zeiten geben, 440"Jn welchen alles wird in Flor und Freuden leben: "Da wird euch, nur getrost! das Miß-Vergnügungs-Joch "Nicht mehr zur Bürde seyn: Jhr werdet Himmel hoch "Weit mehr, als diese Nacht die Pracht Colossen, schweben: "Man sieht schon in Geheim an Friedens-Stoffen weben. 445"Das Haupt ist all zu weis, das für uns alle wacht: "GOtt selber herrscht mit ihm: ihr spührt ja seine Macht; [Spaltenumbruch] 445 "Ein 445 Diese Friedens-Unterhandlungen
geschahen damahls zu Fiessen/ und [Spaltenumbruch] waren endlich den 22. April 1745. be- schlossen. Thereſiade „Und recht: So war ich auch mit meinem Schild geſinnet.„Wann aber einſt der Schmied zum Rocken ſitzt, und ſpinnet, „Wann das verſtahlte Thor des Kriegs geſchloſſen iſt, 430„Und die Zufriedenheit der Laͤnder Wohlfart kuͤßt; „Die Wuth hingegen ſich auf einem Waffen-Haufen „Jn ihrer Gruft verſperꝛt, die Scheitel wird zerrauffen. „Da werdet ihr gar bald durch eure Schmeicheley, „Annehmlichkeit und Stoltz und Luſt und Zauberey 435„Dem Kriegs-Mann vorgeſetzt. Wer wird dann immer kriegen? „Wen durſtet ſtets nach Blut? wer kann dann allzeit ſiegen? „Wo nicht auch eignes Wohl durch Ungemach verſtoͤrt? „Wo nicht das eigne Land ſo wie des Feinds verheert? „Wer iſt dem dieß gefaͤllt? Es muß bald Zeiten geben, 440„Jn welchen alles wird in Flor und Freuden leben: „Da wird euch, nur getroſt! das Miß-Vergnuͤgungs-Joch „Nicht mehr zur Buͤrde ſeyn: Jhr werdet Himmel hoch „Weit mehr, als dieſe Nacht die Pracht Coloſſen, ſchweben: „Man ſieht ſchon in Geheim an Friedens-Stoffen weben. 445„Das Haupt iſt all zu weis, das fuͤr uns alle wacht: „GOtt ſelber herꝛſcht mit ihm: ihr ſpuͤhrt ja ſeine Macht; [Spaltenumbruch] 445 „Ein 445 Dieſe Friedens-Unterhandlungen
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Thereſiade
„Und recht: So war ich auch mit meinem Schild geſinnet.
„Wann aber einſt der Schmied zum Rocken ſitzt, und ſpinnet,
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„Und die Zufriedenheit der Laͤnder Wohlfart kuͤßt;
„Die Wuth hingegen ſich auf einem Waffen-Haufen
„Jn ihrer Gruft verſperꝛt, die Scheitel wird zerrauffen.
„Da werdet ihr gar bald durch eure Schmeicheley,
„Annehmlichkeit und Stoltz und Luſt und Zauberey
„Dem Kriegs-Mann vorgeſetzt. Wer wird dann immer kriegen?
„Wen durſtet ſtets nach Blut? wer kann dann allzeit ſiegen?
„Wo nicht auch eignes Wohl durch Ungemach verſtoͤrt?
„Wo nicht das eigne Land ſo wie des Feinds verheert?
„Wer iſt dem dieß gefaͤllt? Es muß bald Zeiten geben,
„Jn welchen alles wird in Flor und Freuden leben:
„Da wird euch, nur getroſt! das Miß-Vergnuͤgungs-Joch
„Nicht mehr zur Buͤrde ſeyn: Jhr werdet Himmel hoch
„Weit mehr, als dieſe Nacht die Pracht Coloſſen, ſchweben:
„Man ſieht ſchon in Geheim an Friedens-Stoffen weben.
„Das Haupt iſt all zu weis, das fuͤr uns alle wacht:
„GOtt ſelber herꝛſcht mit ihm: ihr ſpuͤhrt ja ſeine Macht;
„Ein
445
445 Dieſe Friedens-Unterhandlungen
geſchahen damahls zu Fieſſen/ und
waren endlich den 22. April 1745. be-
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