Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.Erstes Buch. Uns da mehr umzusehn: man lief in vollen Schaaren540Um diesen Wagen her: die Frauen die da waren, Verfügten sich mit uns. Welch angenehmer Schwarm! Man hielt und führte sich der Reihe nach am Arm: Wir drangen fleissig nach, mit diesem Zug zu kommen; Kein Raum der Gasse blieb vom Volck uneingenommen: 545So gar der Luft-Kreiß war durch dessen Stimm' erfüllt; Wie wann es diese Frau vor überirrdisch hielt: "Es leb Theresia! der Ehgemahl! die Söhne! "Das Haus von Oesterreich! war jedes Munds Gethöne. Wie manchem stossen nicht die Thränen im Gesicht? 550Da sah man, wie das Hertz sein Freuden-Amt verricht. Ob es gleich unbequem, so zu frolocken, schiene, So wies doch überall sich eine muntre Miene. Wir folgten dem Gedräng, und Wagen Fuß für Fuß; An einer Königs-Burg war dieses Zuges Schluß. "Nun will ich dir den Ort", sprach hier die Wahrheit, zeigen, "Wo manche Zepter sich und Kronen-Häupter neigen. Jnzwischen trat sie vor und die Gesellschaft nach: Da schimmerte vor uns ein grosses Vorgemach. Thalia fieng hier an: "Nun seynd wir angekommen, 560"Wohin wir unsern Flug, den kühnen Flug genommen: "Jetzt gib aufmercksam acht, jetzt faß mit Aug und Sinn, "Es ist des Vaterlands Wunsch, Heil und Schutz hierinn. "Hier F
Erſtes Buch. Uns da mehr umzuſehn: man lief in vollen Schaaren540Um dieſen Wagen her: die Frauen die da waren, Verfuͤgten ſich mit uns. Welch angenehmer Schwarm! Man hielt und fuͤhrte ſich der Reihe nach am Arm: Wir drangen fleiſſig nach, mit dieſem Zug zu kommen; Kein Raum der Gaſſe blieb vom Volck uneingenommen: 545So gar der Luft-Kreiß war durch deſſen Stimm’ erfuͤllt; Wie wann es dieſe Frau vor uͤberirrdiſch hielt: „Es leb Thereſia! der Ehgemahl! die Soͤhne! „Das Haus von Oeſterreich! war jedes Munds Gethoͤne. Wie manchem ſtoſſen nicht die Thraͤnen im Geſicht? 550Da ſah man, wie das Hertz ſein Freuden-Amt verricht. Ob es gleich unbequem, ſo zu frolocken, ſchiene, So wies doch uͤberall ſich eine muntre Miene. Wir folgten dem Gedraͤng, und Wagen Fuß fuͤr Fuß; An einer Koͤnigs-Burg war dieſes Zuges Schluß. „Nun will ich dir den Ort„, ſprach hier die Wahrheit, zeigen, „Wo manche Zepter ſich und Kronen-Haͤupter neigen. Jnzwiſchen trat ſie vor und die Geſellſchaft nach: Da ſchimmerte vor uns ein groſſes Vorgemach. Thalia fieng hier an: „Nun ſeynd wir angekommen, 560„Wohin wir unſern Flug, den kuͤhnen Flug genommen: „Jetzt gib aufmerckſam acht, jetzt faß mit Aug und Sinn, „Es iſt des Vaterlands Wunſch, Heil und Schutz hierinn. „Hier F
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Erſtes Buch.
Uns da mehr umzuſehn: man lief in vollen Schaaren
Um dieſen Wagen her: die Frauen die da waren,
Verfuͤgten ſich mit uns. Welch angenehmer Schwarm!
Man hielt und fuͤhrte ſich der Reihe nach am Arm:
Wir drangen fleiſſig nach, mit dieſem Zug zu kommen;
Kein Raum der Gaſſe blieb vom Volck uneingenommen:
So gar der Luft-Kreiß war durch deſſen Stimm’ erfuͤllt;
Wie wann es dieſe Frau vor uͤberirrdiſch hielt:
„Es leb Thereſia! der Ehgemahl! die Soͤhne!
„Das Haus von Oeſterreich! war jedes Munds Gethoͤne.
Wie manchem ſtoſſen nicht die Thraͤnen im Geſicht?
Da ſah man, wie das Hertz ſein Freuden-Amt verricht.
Ob es gleich unbequem, ſo zu frolocken, ſchiene,
So wies doch uͤberall ſich eine muntre Miene.
Wir folgten dem Gedraͤng, und Wagen Fuß fuͤr Fuß;
An einer Koͤnigs-Burg war dieſes Zuges Schluß.
„Nun will ich dir den Ort„, ſprach hier die Wahrheit, zeigen,
„Wo manche Zepter ſich und Kronen-Haͤupter neigen.
Jnzwiſchen trat ſie vor und die Geſellſchaft nach:
Da ſchimmerte vor uns ein groſſes Vorgemach.
Thalia fieng hier an: „Nun ſeynd wir angekommen,
„Wohin wir unſern Flug, den kuͤhnen Flug genommen:
„Jetzt gib aufmerckſam acht, jetzt faß mit Aug und Sinn,
„Es iſt des Vaterlands Wunſch, Heil und Schutz hierinn.
„Hier
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