Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

Theresiade
"Zu keiner Zeit hat es an meiner Hilff gefehlet;
"Jch habe sie zum Streit begeistert und beseelet.
"Sie kam der Feinde Sieg oft und so glücklich vor,
435"Daß sie schon Lorber trug, eh jener noch verlohr.
"Hat sie nicht hergestellt, was man ihr abgedrungen?
"Jst nicht die Beute schon den Feinden abgezwungen?

"Jhr Helden-starcker Arm, ihr tapfres Krieges-Schwert,
"Hat bey dem Uberfall sich so beherzt gewehrt,
440"Als nicht ein schnelles Rad, mit Stahl und Feur bespitzet
"Jm Feld herum gedräht, nach allen Seiten blitzet.
"Jch führte solchen Schwung, ich lenckte Lantz' und Schild;
"So siegte sie, bevor sie sich es eingebildt.
"Oft hab ich nicht die Zahl des Feindes angesehen;
445"Weil, wo wir angeschanzt, es mußt nach Willen gehen.
"Auf solche Weiß hab ich so manche Schaar zerstreut,
"Und meine Königinn von der Gefahr befreyt.
"Gleich Anfangs wußten wir so ritterlich zu fechten,
"Und unsrer Feinde Macht in Aufenthalt zu flechten;
450"Daß uns die Zeit verblieb', uns eine Sieges-Bahn
"Jn Zukunfft auszusehn, eh sich der Feind besann.
"Seit diesem haben wir den Degen so geschwungen,
"Daß wir den Eigensinn des falschen Glücks bezwungen.
"Wie manchmals wurde nicht Theresia bey Nacht
455"Vom Zweifel überhäufft, um Ruh und Schlaf gebracht?
"Jch

Thereſiade
„Zu keiner Zeit hat es an meiner Hilff gefehlet;
„Jch habe ſie zum Streit begeiſtert und beſeelet.
„Sie kam der Feinde Sieg oft und ſo gluͤcklich vor,
435„Daß ſie ſchon Lorber trug, eh jener noch verlohr.
„Hat ſie nicht hergeſtellt, was man ihr abgedrungen?
„Jſt nicht die Beute ſchon den Feinden abgezwungen?

„Jhr Helden-ſtarcker Arm, ihr tapfres Krieges-Schwert,
„Hat bey dem Uberfall ſich ſo beherzt gewehrt,
440„Als nicht ein ſchnelles Rad, mit Stahl und Feur beſpitzet
„Jm Feld herum gedraͤht, nach allen Seiten blitzet.
„Jch fuͤhrte ſolchen Schwung, ich lenckte Lantz’ und Schild;
„So ſiegte ſie, bevor ſie ſich es eingebildt.
„Oft hab ich nicht die Zahl des Feindes angeſehen;
445„Weil, wo wir angeſchanzt, es mußt nach Willen gehen.
„Auf ſolche Weiß hab ich ſo manche Schaar zerſtreut,
„Und meine Koͤniginn von der Gefahr befreyt.
„Gleich Anfangs wußten wir ſo ritterlich zu fechten,
„Und unſrer Feinde Macht in Aufenthalt zu flechten;
450„Daß uns die Zeit verblieb’, uns eine Sieges-Bahn
„Jn Zukunfft auszuſehn, eh ſich der Feind beſann.
„Seit dieſem haben wir den Degen ſo geſchwungen,
„Daß wir den Eigenſinn des falſchen Gluͤcks bezwungen.
„Wie manchmals wurde nicht Thereſia bey Nacht
455„Vom Zweifel uͤberhaͤufft, um Ruh und Schlaf gebracht?
„Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg>
              <pb facs="#f0071"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">There&#x017F;iade</hi> </fw><lb/>
              <l>&#x201E;Zu keiner Zeit hat es an meiner Hilff gefehlet;</l><lb/>
              <l>&#x201E;Jch habe &#x017F;ie zum Streit begei&#x017F;tert und be&#x017F;eelet.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Sie kam der Feinde Sieg oft und &#x017F;o glu&#x0364;cklich vor,</l><lb/>
              <l><note place="left">435</note>&#x201E;Daß &#x017F;ie &#x017F;chon Lorber trug, eh jener noch verlohr.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Hat &#x017F;ie nicht herge&#x017F;tellt, was man ihr abgedrungen?</l><lb/>
              <l>&#x201E;J&#x017F;t nicht die Beute &#x017F;chon den Feinden abgezwungen?</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>&#x201E;Jhr Helden-&#x017F;tarcker Arm, ihr tapfres Krieges-Schwert,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Hat bey dem Uberfall &#x017F;ich &#x017F;o beherzt gewehrt,</l><lb/>
              <l><note place="left">440</note>&#x201E;Als nicht ein &#x017F;chnelles Rad, mit Stahl und Feur be&#x017F;pitzet</l><lb/>
              <l>&#x201E;Jm Feld herum gedra&#x0364;ht, nach allen Seiten blitzet.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Jch fu&#x0364;hrte &#x017F;olchen Schwung, ich lenckte Lantz&#x2019; und Schild;</l><lb/>
              <l>&#x201E;So &#x017F;iegte &#x017F;ie, bevor &#x017F;ie &#x017F;ich es eingebildt.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Oft hab ich nicht die Zahl des Feindes ange&#x017F;ehen;</l><lb/>
              <l><note place="left">445</note>&#x201E;Weil, wo wir ange&#x017F;chanzt, es mußt nach Willen gehen.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Auf &#x017F;olche Weiß hab ich &#x017F;o manche Schaar zer&#x017F;treut,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Und meine Ko&#x0364;niginn von der Gefahr befreyt.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Gleich Anfangs wußten wir &#x017F;o ritterlich zu fechten,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Und un&#x017F;rer Feinde Macht in Aufenthalt zu flechten;</l><lb/>
              <l><note place="left">450</note>&#x201E;Daß uns die Zeit verblieb&#x2019;, uns eine Sieges-Bahn</l><lb/>
              <l>&#x201E;Jn Zukunfft auszu&#x017F;ehn, eh &#x017F;ich der Feind be&#x017F;ann.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Seit die&#x017F;em haben wir den Degen &#x017F;o ge&#x017F;chwungen,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Daß wir den Eigen&#x017F;inn des fal&#x017F;chen Glu&#x0364;cks bezwungen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>&#x201E;Wie manchmals wurde nicht <hi rendition="#fr">There&#x017F;ia</hi> bey Nacht</l><lb/>
              <l><note place="left">455</note>&#x201E;Vom Zweifel u&#x0364;berha&#x0364;ufft, um Ruh und Schlaf gebracht?</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">&#x201E;Jch</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0071] Thereſiade „Zu keiner Zeit hat es an meiner Hilff gefehlet; „Jch habe ſie zum Streit begeiſtert und beſeelet. „Sie kam der Feinde Sieg oft und ſo gluͤcklich vor, „Daß ſie ſchon Lorber trug, eh jener noch verlohr. „Hat ſie nicht hergeſtellt, was man ihr abgedrungen? „Jſt nicht die Beute ſchon den Feinden abgezwungen? „Jhr Helden-ſtarcker Arm, ihr tapfres Krieges-Schwert, „Hat bey dem Uberfall ſich ſo beherzt gewehrt, „Als nicht ein ſchnelles Rad, mit Stahl und Feur beſpitzet „Jm Feld herum gedraͤht, nach allen Seiten blitzet. „Jch fuͤhrte ſolchen Schwung, ich lenckte Lantz’ und Schild; „So ſiegte ſie, bevor ſie ſich es eingebildt. „Oft hab ich nicht die Zahl des Feindes angeſehen; „Weil, wo wir angeſchanzt, es mußt nach Willen gehen. „Auf ſolche Weiß hab ich ſo manche Schaar zerſtreut, „Und meine Koͤniginn von der Gefahr befreyt. „Gleich Anfangs wußten wir ſo ritterlich zu fechten, „Und unſrer Feinde Macht in Aufenthalt zu flechten; „Daß uns die Zeit verblieb’, uns eine Sieges-Bahn „Jn Zukunfft auszuſehn, eh ſich der Feind beſann. „Seit dieſem haben wir den Degen ſo geſchwungen, „Daß wir den Eigenſinn des falſchen Gluͤcks bezwungen. „Wie manchmals wurde nicht Thereſia bey Nacht „Vom Zweifel uͤberhaͤufft, um Ruh und Schlaf gebracht? „Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/71
Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/71>, abgerufen am 21.11.2024.