Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.Eilftes Buch. "Oft hat der Feinde Wiz der Freunde Sinn entzweyt, "So daß sie lieber sich dem Feind, als uns geweiht; "Ja gar das Krieges-Schwert mit Freundes Blut beflecket, 80"Mit eignen Leichen selbst das Vaterland bedecket. "Die List verblendte sie; sie führten manchen Streich, "Und wurden nicht gewahr, daß sie das eigne Reich "Mehr als des Feindes Land durch solche That getroffen; "Daß ihnen nichts dafür, als eigner Fall zu hoffen. 85"Sie sahen nicht daß es der Feinde Vortheil sey, "Wann die Vereinigung des Vaterlands entzwey; "Viel weniger, wie sie Ruhm, Ehr und Kräfte schwächen, "Und zum Behuf des Feinds der Lanze Spize brechen, "Wann zwischen ihnen nichts als Zwist und Trennung glimmt: 90"Der mit des Feindes Rath, der mit den Freunden stimmt. "Ja daß sie mit Gewalt nur nach den Ketten streben, "Die manchem schon so lang an Händ und Füssen kleben. "Noch würcklich spühren sie die Schmeicheleyen nicht, "Wodurch man ihnen Heil und Kron und Thron verspricht. 95"Sie kennen nicht, wohin des Feindes Räthe dencken, "Da sie das Kriegs-Gerüst nach ihren Freunden lencken. "O deutsches Vaterland! ich rede nur von dir! "Warum eröffnest du dem Untergang die Thür? "Betrachte diesen Krieg und manche Niederlage! 100"Betrachte, was der Feind von deinen Waffen sage! "Dein
Eilftes Buch. „Oft hat der Feinde Wiz der Freunde Sinn entzweyt, „So daß ſie lieber ſich dem Feind, als uns geweiht; „Ja gar das Krieges-Schwert mit Freundes Blut beflecket, 80„Mit eignen Leichen ſelbſt das Vaterland bedecket. „Die Liſt verblendte ſie; ſie fuͤhrten manchen Streich, „Und wurden nicht gewahr, daß ſie das eigne Reich „Mehr als des Feindes Land durch ſolche That getroffen; „Daß ihnen nichts dafuͤr, als eigner Fall zu hoffen. 85„Sie ſahen nicht daß es der Feinde Vortheil ſey, „Wann die Vereinigung des Vaterlands entzwey; „Viel weniger, wie ſie Ruhm, Ehr und Kraͤfte ſchwaͤchen, „Und zum Behuf des Feinds der Lanze Spize brechen, „Wann zwiſchen ihnen nichts als Zwiſt und Trennung glim̃t: 90„Der mit des Feindes Rath, der mit den Freunden ſtimmt. „Ja daß ſie mit Gewalt nur nach den Ketten ſtreben, „Die manchem ſchon ſo lang an Haͤnd und Fuͤſſen kleben. „Noch wuͤrcklich ſpuͤhren ſie die Schmeicheleyen nicht, „Wodurch man ihnen Heil und Kron und Thron verſpricht. 95„Sie kennen nicht, wohin des Feindes Raͤthe dencken, „Da ſie das Kriegs-Geruͤſt nach ihren Freunden lencken. „O deutſches Vaterland! ich rede nur von dir! „Warum eroͤffneſt du dem Untergang die Thuͤr? „Betrachte dieſen Krieg und manche Niederlage! 100„Betrachte, was der Feind von deinen Waffen ſage! „Dein
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Eilftes Buch.
„Oft hat der Feinde Wiz der Freunde Sinn entzweyt,
„So daß ſie lieber ſich dem Feind, als uns geweiht;
„Ja gar das Krieges-Schwert mit Freundes Blut beflecket,
„Mit eignen Leichen ſelbſt das Vaterland bedecket.
„Die Liſt verblendte ſie; ſie fuͤhrten manchen Streich,
„Und wurden nicht gewahr, daß ſie das eigne Reich
„Mehr als des Feindes Land durch ſolche That getroffen;
„Daß ihnen nichts dafuͤr, als eigner Fall zu hoffen.
„Sie ſahen nicht daß es der Feinde Vortheil ſey,
„Wann die Vereinigung des Vaterlands entzwey;
„Viel weniger, wie ſie Ruhm, Ehr und Kraͤfte ſchwaͤchen,
„Und zum Behuf des Feinds der Lanze Spize brechen,
„Wann zwiſchen ihnen nichts als Zwiſt und Trennung glim̃t:
„Der mit des Feindes Rath, der mit den Freunden ſtimmt.
„Ja daß ſie mit Gewalt nur nach den Ketten ſtreben,
„Die manchem ſchon ſo lang an Haͤnd und Fuͤſſen kleben.
„Noch wuͤrcklich ſpuͤhren ſie die Schmeicheleyen nicht,
„Wodurch man ihnen Heil und Kron und Thron verſpricht.
„Sie kennen nicht, wohin des Feindes Raͤthe dencken,
„Da ſie das Kriegs-Geruͤſt nach ihren Freunden lencken.
„O deutſches Vaterland! ich rede nur von dir!
„Warum eroͤffneſt du dem Untergang die Thuͤr?
„Betrachte dieſen Krieg und manche Niederlage!
„Betrachte, was der Feind von deinen Waffen ſage!
„Dein
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