Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.Zwölfftes Buch. "So zeigen sich der Frag Entscheidungen genug."Man hieß mich meines Schilds unwürdig und nicht klug, 315"Wann ich mich dem Gespräch entgegen sezen sollte, "Und die Einhälligkeit nicht auch empfehlen wollte. "Es leget der Erfolg oft gründlich an den Tag, "Was der Verrichtungen Zusammenhang vermag, "Durch diesen steht ein Thron; einmüthiges Vernehmen 320"Kann, was mit Sturz und Fall demselben droht, beschämen. "Wo die Mißhälligkeit sich in das Mittel drängt, "Dort ists, wo weder Macht noch Tugend was verfängt; "Was man durch Eintracht stärckt, das wird durch Zwist entzweyet, "Durch jene wächst ein Staat, den dieser oft zerstreuet. "Jhr selber werdet es, Freundinnen! mir gestehn, "Wie schwer das Herrschungs-Amt von Statten würde gehn, "Wann man zu diesem Ziel nur eine Tugend wählte, "Und keine von dem Chor zur Hilff ihr beygesellte. "Was wircken Hoheit, Schmuck, und Pracht der Majestät, 330"Wann ihr die Weisheit nicht stets an der Seite geht? "Was kann die Tapferkeit vor Thaten unternehmen, "Wann die Gerechtigkeit sich muß derselben schämen? "Was ist das, was das Herz der Großmuth nicht vermag? "Doch legt die Mildigkeit ihr Wircken an den Tag. 335"Die Freundlichkeit ist schön: wie Kraft-loß ohne Treue? "Und die Barmherzigkeit, die sich der Gnade scheue, "Was W w 3
Zwoͤlfftes Buch. „So zeigen ſich der Frag Entſcheidungen genug.„Man hieß mich meines Schilds unwuͤrdig und nicht klug, 315„Wann ich mich dem Geſpraͤch entgegen ſezen ſollte, „Und die Einhaͤlligkeit nicht auch empfehlen wollte. „Es leget der Erfolg oft gruͤndlich an den Tag, „Was der Verrichtungen Zuſammenhang vermag, „Durch dieſen ſteht ein Thron; einmuͤthiges Vernehmen 320„Kann, was mit Sturz und Fall demſelben droht, beſchaͤmen. „Wo die Mißhaͤlligkeit ſich in das Mittel draͤngt, „Dort iſts, wo weder Macht noch Tugend was verfaͤngt; „Was man durch Eintracht ſtaͤrckt, das wird durch Zwiſt entzweyet, „Durch jene waͤchſt ein Staat, den dieſer oft zerſtreuet. „Jhr ſelber werdet es, Freundinnen! mir geſtehn, „Wie ſchwer das Herꝛſchungs-Amt von Statten wuͤrde gehn, „Wann man zu dieſem Ziel nur eine Tugend waͤhlte, „Und keine von dem Chor zur Hilff ihr beygeſellte. „Was wircken Hoheit, Schmuck, und Pracht der Majeſtaͤt, 330„Wann ihr die Weisheit nicht ſtets an der Seite geht? „Was kann die Tapferkeit vor Thaten unternehmen, „Wann die Gerechtigkeit ſich muß derſelben ſchaͤmen? „Was iſt das, was das Herz der Großmuth nicht vermag? „Doch legt die Mildigkeit ihr Wircken an den Tag. 335„Die Freundlichkeit iſt ſchoͤn: wie Kraft-loß ohne Treue? „Und die Barmherzigkeit, die ſich der Gnade ſcheue, „Was W w 3
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Zwoͤlfftes Buch.
„So zeigen ſich der Frag Entſcheidungen genug.
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„Wann ich mich dem Geſpraͤch entgegen ſezen ſollte,
„Und die Einhaͤlligkeit nicht auch empfehlen wollte.
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„Was der Verrichtungen Zuſammenhang vermag,
„Durch dieſen ſteht ein Thron; einmuͤthiges Vernehmen
„Kann, was mit Sturz und Fall demſelben droht, beſchaͤmen.
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„Was man durch Eintracht ſtaͤrckt, das wird durch Zwiſt entzweyet,
„Durch jene waͤchſt ein Staat, den dieſer oft zerſtreuet.
„Jhr ſelber werdet es, Freundinnen! mir geſtehn,
„Wie ſchwer das Herꝛſchungs-Amt von Statten wuͤrde gehn,
„Wann man zu dieſem Ziel nur eine Tugend waͤhlte,
„Und keine von dem Chor zur Hilff ihr beygeſellte.
„Was wircken Hoheit, Schmuck, und Pracht der Majeſtaͤt,
„Wann ihr die Weisheit nicht ſtets an der Seite geht?
„Was kann die Tapferkeit vor Thaten unternehmen,
„Wann die Gerechtigkeit ſich muß derſelben ſchaͤmen?
„Was iſt das, was das Herz der Großmuth nicht vermag?
„Doch legt die Mildigkeit ihr Wircken an den Tag.
„Die Freundlichkeit iſt ſchoͤn: wie Kraft-loß ohne Treue?
„Und die Barmherzigkeit, die ſich der Gnade ſcheue,
„Was
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