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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Siebendes Buch.
Sieh da! welch' angenehm' und reizende Person
Kam ungefähr daher, und gieng fast biß zum Thron?
Sie wies holdsälige, liebreich' und sanfte Mienen,
Aus denen Sittsamkeit und Tugend-Reiz erschienen.
565Ein Zepter-gleicher Stab in ihrer zarten Hand
War, was die Gegenwart vor wunderbar befand:
Auf dessen Spize stund ein Aug in scharffen Blizen,
Als wann es diesen Rath im Kreise sähe sizen.
Sonst aber hatte sie nur auf sich selber acht,
570Biß endlich sie, warum sie kame, vorgebracht.
Das Wort, so man vernahm, aus ihren Lippen fliessen,
Schien ihrer Stimme Klang und Anmuth zu versüssen.
"Mich schickt ", so sprache sie zum Rath, Theresia;
"Sie weiß schon von dem Streit der unter euch geschah.
575"Sie will, ich soll behend dem Tugend-Kreise melden:
"Man rede gar zu viel, wer weiß von was vor Helden.
"Sie wolle das Gepräng, wann es noch nicht erricht,
"Für sich auf keine Weis, auf keine Weise nicht.
Jndem sie den Befehl bescheiden ausgesprochen;
580Jst ihr aus dem Gesicht die Röthe vorgebrochen.
Der Kreiß stund aber auf. Man lispelte zugleich,
Verschiedne wurden still, die roth und andre bleich.
"Wohlan! " fuhr jemand auf, wer hat den Preiß gewonnen?
"Warum hat man so lang auf einen Schluß gesonnen?
585 Die
E e
Siebendes Buch.
Sieh da! welch’ angenehm’ und reizende Perſon
Kam ungefaͤhr daher, und gieng faſt biß zum Thron?
Sie wies holdſaͤlige, liebreich’ und ſanfte Mienen,
Aus denen Sittſamkeit und Tugend-Reiz erſchienen.
565Ein Zepter-gleicher Stab in ihrer zarten Hand
War, was die Gegenwart vor wunderbar befand:
Auf deſſen Spize ſtund ein Aug in ſcharffen Blizen,
Als wann es dieſen Rath im Kreiſe ſaͤhe ſizen.
Sonſt aber hatte ſie nur auf ſich ſelber acht,
570Biß endlich ſie, warum ſie kame, vorgebracht.
Das Wort, ſo man vernahm, aus ihren Lippen flieſſen,
Schien ihrer Stimme Klang und Anmuth zu verſuͤſſen.
„Mich ſchickt „, ſo ſprache ſie zum Rath, Thereſia;
„Sie weiß ſchon von dem Streit der unter euch geſchah.
575„Sie will, ich ſoll behend dem Tugend-Kreiſe melden:
„Man rede gar zu viel, wer weiß von was vor Helden.
„Sie wolle das Gepraͤng, wann es noch nicht erricht,
„Fuͤr ſich auf keine Weis, auf keine Weiſe nicht.
Jndem ſie den Befehl beſcheiden ausgeſprochen;
580Jſt ihr aus dem Geſicht die Roͤthe vorgebrochen.
Der Kreiß ſtund aber auf. Man liſpelte zugleich,
Verſchiedne wurden ſtill, die roth und andre bleich.
„Wohlan! „ fuhr jemand auf, wer hat den Preiß gewonnen?
„Warum hat man ſo lang auf einen Schluß geſonnen?
585 Die
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[0027] Siebendes Buch. Sieh da! welch’ angenehm’ und reizende Perſon Kam ungefaͤhr daher, und gieng faſt biß zum Thron? Sie wies holdſaͤlige, liebreich’ und ſanfte Mienen, Aus denen Sittſamkeit und Tugend-Reiz erſchienen. Ein Zepter-gleicher Stab in ihrer zarten Hand War, was die Gegenwart vor wunderbar befand: Auf deſſen Spize ſtund ein Aug in ſcharffen Blizen, Als wann es dieſen Rath im Kreiſe ſaͤhe ſizen. Sonſt aber hatte ſie nur auf ſich ſelber acht, Biß endlich ſie, warum ſie kame, vorgebracht. Das Wort, ſo man vernahm, aus ihren Lippen flieſſen, Schien ihrer Stimme Klang und Anmuth zu verſuͤſſen. „Mich ſchickt „, ſo ſprache ſie zum Rath, Thereſia; „Sie weiß ſchon von dem Streit der unter euch geſchah. „Sie will, ich ſoll behend dem Tugend-Kreiſe melden: „Man rede gar zu viel, wer weiß von was vor Helden. „Sie wolle das Gepraͤng, wann es noch nicht erricht, „Fuͤr ſich auf keine Weis, auf keine Weiſe nicht. Jndem ſie den Befehl beſcheiden ausgeſprochen; Jſt ihr aus dem Geſicht die Roͤthe vorgebrochen. Der Kreiß ſtund aber auf. Man liſpelte zugleich, Verſchiedne wurden ſtill, die roth und andre bleich. „Wohlan! „ fuhr jemand auf, wer hat den Preiß gewonnen? „Warum hat man ſo lang auf einen Schluß geſonnen? 585 Die E e

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/27>, abgerufen am 09.11.2024.