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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Theresiade
"Weit über dem Gestirn fand ich oft meinen Geist;
"Da sah ich, daß er mir dort seinen Ursprung weist;
"Mithin befliß' ich mich, die Sayten so zu stimmen,
380"Daß ich vermögend ward demselben nachzuklimmen.
"Da sang ich dessen Lob, von dem mir die Natur,
"Und der Zusammenhang der Erden eine Spuhr
"Schon vormahls eingeprägt: Posaunen, Flöten, Cither,
"Doch mehr der Harfe Klang besungen den Gebiether,
385"Den Schöpfer meines Seyns, den Ursprung dieser Welt;
"Da ward, sag ich, von mir desselben Lob erzählt;
"Und was ich sang erschallt noch heut durch alle Zungen,
"Seit dieser Zeit hat ihn kein Mund so schön besungen.
"Jch gebe dem Gesang den Wohllaut und den Geist,
390"Sagt! ob das Ehr und Lob und Rang verdienen heißt?
"Die Künste waren noch im tiefften Schacht begraben,
"Als mich schon Aug und Ohr und Herz bewundert haben.
"So nuzet mein Gesang. Er dienet auch zur Lust,
"Nachdem er ein Gemüth, ein Hirn und eine Brust,
395"Auch Sinns-Empfindung rührt. Er sezt das Herz in Freuden,
"Daß nichts als Unverstand und Mißgunst mich beneiden.
"Weil aber in der Welt nicht allzeit wird erfüllt,
"Nach was der Künste Fleiß, Müh und Bestreben zielt.


[Spaltenumbruch] 388.
"So
388. Das kräftigste Lob GOttes
enthalten die Davidischen Psalmen/
[Spaltenumbruch] welche nach den Gesezen der Hebräi-
schen Dicht-Kunst verfasset seynd.
Thereſiade
„Weit uͤber dem Geſtirn fand ich oft meinen Geiſt;
„Da ſah ich, daß er mir dort ſeinen Urſprung weiſt;
„Mithin befliß’ ich mich, die Sayten ſo zu ſtimmen,
380„Daß ich vermoͤgend ward demſelben nachzuklimmen.
„Da ſang ich deſſen Lob, von dem mir die Natur,
„Und der Zuſammenhang der Erden eine Spuhr
„Schon vormahls eingepraͤgt: Poſaunen, Floͤten, Cither,
„Doch mehr der Harfe Klang beſungen den Gebiether,
385„Den Schoͤpfer meines Seyns, den Urſprung dieſer Welt;
„Da ward, ſag ich, von mir deſſelben Lob erzaͤhlt;
„Und was ich ſang erſchallt noch heut durch alle Zungen,
„Seit dieſer Zeit hat ihn kein Mund ſo ſchoͤn beſungen.
„Jch gebe dem Geſang den Wohllaut und den Geiſt,
390„Sagt! ob das Ehr und Lob und Rang verdienen heißt?
„Die Kuͤnſte waren noch im tiefften Schacht begraben,
„Als mich ſchon Aug und Ohr und Herz bewundert haben.
„So nuzet mein Geſang. Er dienet auch zur Luſt,
„Nachdem er ein Gemuͤth, ein Hirn und eine Bruſt,
395„Auch Sinns-Empfindung ruͤhrt. Er ſezt das Herz in Freuden,
„Daß nichts als Unverſtand und Mißgunſt mich beneiden.
„Weil aber in der Welt nicht allzeit wird erfuͤllt,
„Nach was der Kuͤnſte Fleiß, Muͤh und Beſtreben zielt.


[Spaltenumbruch] 388.
„So
388. Das kraͤftigſte Lob GOttes
enthalten die Davidiſchen Pſalmen/
[Spaltenumbruch] welche nach den Geſezen der Hebraͤi-
ſchen Dicht-Kunſt verfaſſet ſeynd.
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[0050] Thereſiade „Weit uͤber dem Geſtirn fand ich oft meinen Geiſt; „Da ſah ich, daß er mir dort ſeinen Urſprung weiſt; „Mithin befliß’ ich mich, die Sayten ſo zu ſtimmen, „Daß ich vermoͤgend ward demſelben nachzuklimmen. „Da ſang ich deſſen Lob, von dem mir die Natur, „Und der Zuſammenhang der Erden eine Spuhr „Schon vormahls eingepraͤgt: Poſaunen, Floͤten, Cither, „Doch mehr der Harfe Klang beſungen den Gebiether, „Den Schoͤpfer meines Seyns, den Urſprung dieſer Welt; „Da ward, ſag ich, von mir deſſelben Lob erzaͤhlt; „Und was ich ſang erſchallt noch heut durch alle Zungen, „Seit dieſer Zeit hat ihn kein Mund ſo ſchoͤn beſungen. „Jch gebe dem Geſang den Wohllaut und den Geiſt, „Sagt! ob das Ehr und Lob und Rang verdienen heißt? „Die Kuͤnſte waren noch im tiefften Schacht begraben, „Als mich ſchon Aug und Ohr und Herz bewundert haben. „So nuzet mein Geſang. Er dienet auch zur Luſt, „Nachdem er ein Gemuͤth, ein Hirn und eine Bruſt, „Auch Sinns-Empfindung ruͤhrt. Er ſezt das Herz in Freuden, „Daß nichts als Unverſtand und Mißgunſt mich beneiden. „Weil aber in der Welt nicht allzeit wird erfuͤllt, „Nach was der Kuͤnſte Fleiß, Muͤh und Beſtreben zielt. „So 388. 388. Das kraͤftigſte Lob GOttes enthalten die Davidiſchen Pſalmen/ welche nach den Geſezen der Hebraͤi- ſchen Dicht-Kunſt verfaſſet ſeynd.

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/50>, abgerufen am 09.11.2024.