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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Achtes Buch.
Und nahme wahr, wie sie von unserm guten Rath,
Jch wußte nicht um was, mit Reiz und Anmuth bat.
545"Mein ", sagte sie zu ihm, man muß die Kinder ehren,
"Und so den Eltern es, daß man sie liebt, erklären;
"Wer diesen zugethan, der herzet auch das Kind,
"Weil er in seiner Lust die Lust der Eltern findt.
Jndem sie mit dem Rath von Kinder-Liebe redte,
550Hört' ich, daß sie das Amt der Kinder-Zucht vertrete.
Jhr Aufzug schimmerte von eingewircktem Gold,
Und ihrem Vortrag nach war sie nur Kindern hold.
Sie bog, indem sie sprach, ein grünes Reiß zusammen,
Vielleicht vergliche sie die Kinder jungen Stammen.
555Jhr aufgeraumter Blick wies Ernst und Freundlichkeit;
Jhr Sprechen Wiz, Verstand; ihr Regen Sittsamkeit.
Jch weiß nicht, was das Reiß ihr vor Vergnügen brachte,
Weil sie dasselbe stets bald krumm bald grade machte,
Sie spielte stets damit. Nun wand sie sich zum Kreiß
560Und sprach mit Freundlichkeit und Ernst auf diese Weis:
"So lang, Freundinnen ihr in diesem Kreiß gesessen,
"Habt ihr das Wichtigste, das Edelste vergessen.
"Es seynd zwey Prinzen da. Wem ist es unbekannt?
"Der Joseph und der Carl; wer hat sie noch genannt?
565"Das Königliche Paar, um welches man gestritten,
"O ewig grüner Baum! erzeuget solche Blühten.
"Er-
Achtes Buch.
Und nahme wahr, wie ſie von unſerm guten Rath,
Jch wußte nicht um was, mit Reiz und Anmuth bat.
545„Mein „, ſagte ſie zu ihm, man muß die Kinder ehren,
„Und ſo den Eltern es, daß man ſie liebt, erklaͤren;
„Wer dieſen zugethan, der herzet auch das Kind,
„Weil er in ſeiner Luſt die Luſt der Eltern findt.
Jndem ſie mit dem Rath von Kinder-Liebe redte,
550Hoͤrt’ ich, daß ſie das Amt der Kinder-Zucht vertrete.
Jhr Aufzug ſchimmerte von eingewircktem Gold,
Und ihrem Vortrag nach war ſie nur Kindern hold.
Sie bog, indem ſie ſprach, ein gruͤnes Reiß zuſammen,
Vielleicht vergliche ſie die Kinder jungen Stammen.
555Jhr aufgeraumter Blick wies Ernſt und Freundlichkeit;
Jhr Sprechen Wiz, Verſtand; ihr Regen Sittſamkeit.
Jch weiß nicht, was das Reiß ihr vor Vergnuͤgen brachte,
Weil ſie daſſelbe ſtets bald krumm bald grade machte,
Sie ſpielte ſtets damit. Nun wand ſie ſich zum Kreiß
560Und ſprach mit Freundlichkeit und Ernſt auf dieſe Weis:
„So lang, Freundinnen ihr in dieſem Kreiß geſeſſen,
„Habt ihr das Wichtigſte, das Edelſte vergeſſen.
„Es ſeynd zwey Prinzen da. Wem iſt es unbekannt?
„Der Joſeph und der Carl; wer hat ſie noch genannt?
565„Das Koͤnigliche Paar, um welches man geſtritten,
„O ewig gruͤner Baum! erzeuget ſolche Bluͤhten.
„Er-
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[0057] Achtes Buch. Und nahme wahr, wie ſie von unſerm guten Rath, Jch wußte nicht um was, mit Reiz und Anmuth bat. „Mein „, ſagte ſie zu ihm, man muß die Kinder ehren, „Und ſo den Eltern es, daß man ſie liebt, erklaͤren; „Wer dieſen zugethan, der herzet auch das Kind, „Weil er in ſeiner Luſt die Luſt der Eltern findt. Jndem ſie mit dem Rath von Kinder-Liebe redte, Hoͤrt’ ich, daß ſie das Amt der Kinder-Zucht vertrete. Jhr Aufzug ſchimmerte von eingewircktem Gold, Und ihrem Vortrag nach war ſie nur Kindern hold. Sie bog, indem ſie ſprach, ein gruͤnes Reiß zuſammen, Vielleicht vergliche ſie die Kinder jungen Stammen. Jhr aufgeraumter Blick wies Ernſt und Freundlichkeit; Jhr Sprechen Wiz, Verſtand; ihr Regen Sittſamkeit. Jch weiß nicht, was das Reiß ihr vor Vergnuͤgen brachte, Weil ſie daſſelbe ſtets bald krumm bald grade machte, Sie ſpielte ſtets damit. Nun wand ſie ſich zum Kreiß Und ſprach mit Freundlichkeit und Ernſt auf dieſe Weis: „So lang, Freundinnen ihr in dieſem Kreiß geſeſſen, „Habt ihr das Wichtigſte, das Edelſte vergeſſen. „Es ſeynd zwey Prinzen da. Wem iſt es unbekannt? „Der Joſeph und der Carl; wer hat ſie noch genannt? „Das Koͤnigliche Paar, um welches man geſtritten, „O ewig gruͤner Baum! erzeuget ſolche Bluͤhten. „Er-

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/57>, abgerufen am 21.11.2024.