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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Neuntes Buch.
455Sie führten Wechsels-weiß einander bey den Händen,
Ohn ihrer Augen-Winck, als reizend, zu verwenden.
Wann Fleiß, Natur und Kunst ein Garten-Bethe ziert,
Daß es ein holder Stoff von tausend Bluhmen wird;
So spielt und pranget es nicht mit so reinen Lüsten,
460Als die, mit welchen sie den Reiz des Blicks versüßten.
Jhr Antliz bildete der Eltern Herzen ab,
Dann es den unsrigen zu wiederhohlen gab:
Wie liebreich beyde sich dem Tugend-Kreise zeigen;
Dieß war den Kindern auch so, wie den Eltern, eigen.
465
NAch ihnen sahen wir noch eine Staats-Matron,
Mir schien es, daß dem Blick, dem Ansehn, der Person
Und ihren Mienen nach Sie dem Mit-Herrscher gleiche;
Sonst keiner Freundlichkeit noch muntrer Hoheit weiche.
An ihrer Seite kahm als Führer und Gespan
470Ein Heldenmüthiger, lebhafter Krieges-Mann;
Von dem Thalia sprach: "Sieh! dieses ist der Krieger,
"Und unter Kriegenden der Lorber-werthste Sieger.
"Dieß ist der Prinz, von dem die Weisheit uns erzählt,
"Wie sie desselben Zug sich immer beygesellt;
475"Wie sie sein Helden-Herz zum Fechten angeleitet,
"Und ihm die wahre Bahn zum Siegen angedeutet.
"Er ist derjenige, dem weder die Gefahr,
"Noch die Gewalt des Feinds Angst oder Furcht gebar.
"Er
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Neuntes Buch.
455Sie fuͤhrten Wechſels-weiß einander bey den Haͤnden,
Ohn ihrer Augen-Winck, als reizend, zu verwenden.
Wann Fleiß, Natur und Kunſt ein Garten-Bethe ziert,
Daß es ein holder Stoff von tauſend Bluhmen wird;
So ſpielt und pranget es nicht mit ſo reinen Luͤſten,
460Als die, mit welchen ſie den Reiz des Blicks verſuͤßten.
Jhr Antliz bildete der Eltern Herzen ab,
Dann es den unſrigen zu wiederhohlen gab:
Wie liebreich beyde ſich dem Tugend-Kreiſe zeigen;
Dieß war den Kindern auch ſo, wie den Eltern, eigen.
465
NAch ihnen ſahen wir noch eine Staats-Matron,
Mir ſchien es, daß dem Blick, dem Anſehn, der Perſon
Und ihren Mienen nach Sie dem Mit-Herꝛſcher gleiche;
Sonſt keiner Freundlichkeit noch muntrer Hoheit weiche.
An ihrer Seite kahm als Fuͤhrer und Geſpan
470Ein Heldenmuͤthiger, lebhafter Krieges-Mann;
Von dem Thalia ſprach: „Sieh! dieſes iſt der Krieger,
„Und unter Kriegenden der Lorber-werthſte Sieger.
„Dieß iſt der Prinz, von dem die Weisheit uns erzaͤhlt,
„Wie ſie deſſelben Zug ſich immer beygeſellt;
475„Wie ſie ſein Helden-Herz zum Fechten angeleitet,
„Und ihm die wahre Bahn zum Siegen angedeutet.
„Er iſt derjenige, dem weder die Gefahr,
„Noch die Gewalt des Feinds Angſt oder Furcht gebar.
„Er
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[0087] Neuntes Buch. Sie fuͤhrten Wechſels-weiß einander bey den Haͤnden, Ohn ihrer Augen-Winck, als reizend, zu verwenden. Wann Fleiß, Natur und Kunſt ein Garten-Bethe ziert, Daß es ein holder Stoff von tauſend Bluhmen wird; So ſpielt und pranget es nicht mit ſo reinen Luͤſten, Als die, mit welchen ſie den Reiz des Blicks verſuͤßten. Jhr Antliz bildete der Eltern Herzen ab, Dann es den unſrigen zu wiederhohlen gab: Wie liebreich beyde ſich dem Tugend-Kreiſe zeigen; Dieß war den Kindern auch ſo, wie den Eltern, eigen. NAch ihnen ſahen wir noch eine Staats-Matron, Mir ſchien es, daß dem Blick, dem Anſehn, der Perſon Und ihren Mienen nach Sie dem Mit-Herꝛſcher gleiche; Sonſt keiner Freundlichkeit noch muntrer Hoheit weiche. An ihrer Seite kahm als Fuͤhrer und Geſpan Ein Heldenmuͤthiger, lebhafter Krieges-Mann; Von dem Thalia ſprach: „Sieh! dieſes iſt der Krieger, „Und unter Kriegenden der Lorber-werthſte Sieger. „Dieß iſt der Prinz, von dem die Weisheit uns erzaͤhlt, „Wie ſie deſſelben Zug ſich immer beygeſellt; „Wie ſie ſein Helden-Herz zum Fechten angeleitet, „Und ihm die wahre Bahn zum Siegen angedeutet. „Er iſt derjenige, dem weder die Gefahr, „Noch die Gewalt des Feinds Angſt oder Furcht gebar. „Er M m 3

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/87>, abgerufen am 21.11.2024.