Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Theresiade, neuntes Buch.
Jch weiß nicht, wie mein Aug und Sinn beschäftigt waren;
Jch mußt auf jeden Blick was prächtigers erfahren.
525
Thalia merckte wohl, was mein Gemüth empfand;
Dahero nahm sie mich mit Eifer bey der Hand
Und zeigte selber fast, was ich nun wircklich dachte;
Da sie durch ihr Gespräch mich stets abwendig machte.
Mithin wand' ich den Blick, wie sie befahl, zum Thron,
530Und kame seit der Zeit auch nimmermehr davon.
"Sieh die Großmächtigsten ", sprach sie, den Thron besteigen;
"Den übrigen den Plaz auf beyden Seiten zeigen.
Auf einem Königs-Thron drey Majestäten sehn,
Wo Tugenden, dacht' ich, anstatt der Räthe stehn:
535Wo sieht man einen Thron, den solche Schäze zieren,
Als wo Theresia und ihr Gemahl regieren?
[Abbildung]
Thereſiade, neuntes Buch.
Jch weiß nicht, wie mein Aug und Sinn beſchaͤftigt waren;
Jch mußt auf jeden Blick was praͤchtigers erfahren.
525
Thalia merckte wohl, was mein Gemuͤth empfand;
Dahero nahm ſie mich mit Eifer bey der Hand
Und zeigte ſelber faſt, was ich nun wircklich dachte;
Da ſie durch ihr Geſpraͤch mich ſtets abwendig machte.
Mithin wand’ ich den Blick, wie ſie befahl, zum Thron,
530Und kame ſeit der Zeit auch nimmermehr davon.
„Sieh die Großmaͤchtigſten „, ſprach ſie, den Thron beſteigen;
„Den uͤbrigen den Plaz auf beyden Seiten zeigen.
Auf einem Koͤnigs-Thron drey Majeſtaͤten ſehn,
Wo Tugenden, dacht’ ich, anſtatt der Raͤthe ſtehn:
535Wo ſieht man einen Thron, den ſolche Schaͤze zieren,
Als wo Thereſia und ihr Gemahl regieren?
[Abbildung]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0090"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">There&#x017F;iade, neuntes Buch.</hi> </fw><lb/>
            <l>Jch weiß nicht, wie mein Aug und Sinn be&#x017F;cha&#x0364;ftigt waren;</l><lb/>
            <l>Jch mußt auf jeden Blick was pra&#x0364;chtigers erfahren.</l>
          </lg><lb/>
          <note place="left">525</note>
          <lg type="poem">
            <l>Thalia merckte wohl, was mein Gemu&#x0364;th empfand;</l><lb/>
            <l>Dahero nahm &#x017F;ie mich mit Eifer bey der Hand</l><lb/>
            <l>Und zeigte &#x017F;elber fa&#x017F;t, was ich nun wircklich dachte;</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;ie durch ihr Ge&#x017F;pra&#x0364;ch mich &#x017F;tets abwendig machte.</l><lb/>
            <l>Mithin wand&#x2019; ich den Blick, wie &#x017F;ie befahl, zum Thron,</l><lb/>
            <l><note place="left">530</note>Und kame &#x017F;eit der Zeit auch nimmermehr davon.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Sieh die Großma&#x0364;chtig&#x017F;ten &#x201E;, &#x017F;prach &#x017F;ie, den Thron be&#x017F;teigen;</l><lb/>
            <l>&#x201E;Den u&#x0364;brigen den Plaz auf beyden Seiten zeigen.</l><lb/>
            <l>Auf einem Ko&#x0364;nigs-Thron drey Maje&#x017F;ta&#x0364;ten &#x017F;ehn,</l><lb/>
            <l>Wo Tugenden, dacht&#x2019; ich, an&#x017F;tatt der Ra&#x0364;the &#x017F;tehn:</l><lb/>
            <l><note place="left">535</note>Wo &#x017F;ieht man einen Thron, den &#x017F;olche Scha&#x0364;ze zieren,</l><lb/>
            <l>Als wo <hi rendition="#fr">There&#x017F;ia</hi> und ihr <hi rendition="#fr">Gemahl</hi> regieren?</l>
          </lg><lb/>
          <figure/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0090] Thereſiade, neuntes Buch. Jch weiß nicht, wie mein Aug und Sinn beſchaͤftigt waren; Jch mußt auf jeden Blick was praͤchtigers erfahren. Thalia merckte wohl, was mein Gemuͤth empfand; Dahero nahm ſie mich mit Eifer bey der Hand Und zeigte ſelber faſt, was ich nun wircklich dachte; Da ſie durch ihr Geſpraͤch mich ſtets abwendig machte. Mithin wand’ ich den Blick, wie ſie befahl, zum Thron, Und kame ſeit der Zeit auch nimmermehr davon. „Sieh die Großmaͤchtigſten „, ſprach ſie, den Thron beſteigen; „Den uͤbrigen den Plaz auf beyden Seiten zeigen. Auf einem Koͤnigs-Thron drey Majeſtaͤten ſehn, Wo Tugenden, dacht’ ich, anſtatt der Raͤthe ſtehn: Wo ſieht man einen Thron, den ſolche Schaͤze zieren, Als wo Thereſia und ihr Gemahl regieren? [Abbildung]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/90
Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/90>, abgerufen am 21.11.2024.