Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.Theresiade An einer Seite war ein hoch erhabner Chor, 10Von diesem klungen stets verschiedne Stimmen vor. Der Sayten süsser Thon, der Klang vermischter Flöten, Der Paucken Murr-Gesumm, der Schall der Feld-Trompeten, Und was die Lust und Kunst zum Reiz des Ohrs erfand, War, was von Anfang gleich auf diesem Chor entstand. 15Das Herz empfande sich in munterem Frolocken, Dann alles fügte sich, zu Freuden anzulocken. So wurden Ohr und Aug in Fröhlichkeit gebracht, 25Jndem das Eine nur auf diese Stimmen dacht, Dieß aber seinen Blick nach jener Gegend wande, 20Wo sich Theresia mit ihrem Staat befande. Was Freude, da man sie den Thron besteigen sah! Weil es mit höchster Pracht und Herrlichkeit geschah. Die Kayserinn trat vor, begab sich in die Mitte, Jndem das Königs-Paar auf beyde Seiten schritte. Die Kinder hielte man theils auf dem Arm erhöht, Theils an dem Achselband, hin oder her gedreht; Sie spielt- und lächelten mit solchen Anmuths-Trieben, Daß Auge, Sinn und Herz sich mußt in sie verlieben. Die Königinn erschien erfreuet und ergözt, 30Als man den zarten Schaz am Thron herum gesezt. Wir selbst vergnügten uns und sahn aus ihren Mienen, Daß sie sich nirgends mehr erquicket, als in ihnen. Jn
Thereſiade An einer Seite war ein hoch erhabner Chor, 10Von dieſem klungen ſtets verſchiedne Stimmen vor. Der Sayten ſuͤſſer Thon, der Klang vermiſchter Floͤten, Der Paucken Murꝛ-Geſumm, der Schall der Feld-Trompeten, Und was die Luſt und Kunſt zum Reiz des Ohrs erfand, War, was von Anfang gleich auf dieſem Chor entſtand. 15Das Herz empfande ſich in munterem Frolocken, Dann alles fuͤgte ſich, zu Freuden anzulocken. So wurden Ohr und Aug in Froͤhlichkeit gebracht, 25Jndem das Eine nur auf dieſe Stimmen dacht, Dieß aber ſeinen Blick nach jener Gegend wande, 20Wo ſich Thereſia mit ihrem Staat befande. Was Freude, da man ſie den Thron beſteigen ſah! Weil es mit hoͤchſter Pracht und Herꝛlichkeit geſchah. Die Kayſerinn trat vor, begab ſich in die Mitte, Jndem das Koͤnigs-Paar auf beyde Seiten ſchritte. Die Kinder hielte man theils auf dem Arm erhoͤht, Theils an dem Achſelband, hin oder her gedreht; Sie ſpielt- und laͤchelten mit ſolchen Anmuths-Trieben, Daß Auge, Sinn und Herz ſich mußt in ſie verlieben. Die Koͤniginn erſchien erfreuet und ergoͤzt, 30Als man den zarten Schaz am Thron herum geſezt. Wir ſelbſt vergnuͤgten uns und ſahn aus ihren Mienen, Daß ſie ſich nirgends mehr erquicket, als in ihnen. Jn
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Thereſiade
An einer Seite war ein hoch erhabner Chor,
Von dieſem klungen ſtets verſchiedne Stimmen vor.
Der Sayten ſuͤſſer Thon, der Klang vermiſchter Floͤten,
Der Paucken Murꝛ-Geſumm, der Schall der Feld-Trompeten,
Und was die Luſt und Kunſt zum Reiz des Ohrs erfand,
War, was von Anfang gleich auf dieſem Chor entſtand.
Das Herz empfande ſich in munterem Frolocken,
Dann alles fuͤgte ſich, zu Freuden anzulocken.
So wurden Ohr und Aug in Froͤhlichkeit gebracht,
Jndem das Eine nur auf dieſe Stimmen dacht,
Dieß aber ſeinen Blick nach jener Gegend wande,
Wo ſich Thereſia mit ihrem Staat befande.
Was Freude, da man ſie den Thron beſteigen ſah!
Weil es mit hoͤchſter Pracht und Herꝛlichkeit geſchah.
Die Kayſerinn trat vor, begab ſich in die Mitte,
Jndem das Koͤnigs-Paar auf beyde Seiten ſchritte.
Die Kinder hielte man theils auf dem Arm erhoͤht,
Theils an dem Achſelband, hin oder her gedreht;
Sie ſpielt- und laͤchelten mit ſolchen Anmuths-Trieben,
Daß Auge, Sinn und Herz ſich mußt in ſie verlieben.
Die Koͤniginn erſchien erfreuet und ergoͤzt,
Als man den zarten Schaz am Thron herum geſezt.
Wir ſelbſt vergnuͤgten uns und ſahn aus ihren Mienen,
Daß ſie ſich nirgends mehr erquicket, als in ihnen.
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