Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Erster Akt. Domingo stutzt. Prinz? Karlos. O Himmel, gib, daß ich es dem vergesse, der sie zu meiner Mutter machte! Domingo. Prinz? Karlos besinnt sich und fährt mit der Hand über die Stirne. Hochwürd'ger Herr -- ich habe sehr viel Unglück mit meinen Müttern. Meine erste Handlung, als ich das Licht der Welt erblickte, war ein Muttermord. Domingo. Ist's möglich, gnäd'ger Prinz? Kann dieser Vorwurf Ihr Gewissen drücken? Karlos. Und meine Neue Mutter -- hat sie mir nicht meines Vaters Liebe schon gekostet? Mein Vater hat mich kaum geliebt. Mein ganzes Verdienst war noch, sein Einziger zu seyn. Erſter Akt. Domingo ſtutzt. Prinz? Karlos. O Himmel, gib, daß ich es dem vergeſſe, der ſie zu meiner Mutter machte! Domingo. Prinz? Karlos beſinnt ſich und fährt mit der Hand über die Stirne. Hochwürd’ger Herr — ich habe ſehr viel Unglück mit meinen Müttern. Meine erſte Handlung, als ich das Licht der Welt erblickte, war ein Muttermord. Domingo. Iſt’s möglich, gnäd’ger Prinz? Kann dieſer Vorwurf Ihr Gewiſſen drücken? Karlos. Und meine Neue Mutter — hat ſie mir nicht meines Vaters Liebe ſchon gekoſtet? Mein Vater hat mich kaum geliebt. Mein ganzes Verdienſt war noch, ſein Einziger zu ſeyn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0015" n="5"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Erſter Akt</hi>.</fw><lb/> <sp who="#DOMI"> <speaker> <hi rendition="#g">Domingo</hi> </speaker> <stage>ſtutzt.</stage><lb/> <p> <hi rendition="#et">Prinz?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#KAR"> <speaker><hi rendition="#g">Karlos</hi>.</speaker><lb/> <p>O Himmel, gib, daß ich es dem vergeſſe,<lb/> der ſie zu meiner Mutter machte!</p> </sp><lb/> <sp who="#DOMI"> <speaker><hi rendition="#g">Domingo</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Prinz?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#KAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Karlos</hi> </speaker><lb/> <stage>beſinnt ſich und fährt mit der Hand über die Stirne.</stage><lb/> <p>Hochwürd’ger Herr — ich habe ſehr viel Unglück<lb/> mit meinen Müttern. Meine erſte Handlung,<lb/> als ich das Licht der Welt erblickte, war<lb/> ein Muttermord.</p> </sp><lb/> <sp who="#DOMI"> <speaker><hi rendition="#g">Domingo</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Iſt’s möglich, gnäd’ger Prinz?</hi><lb/> Kann dieſer Vorwurf Ihr Gewiſſen drücken?</p> </sp><lb/> <sp who="#KAR"> <speaker><hi rendition="#g">Karlos</hi>.</speaker><lb/> <p>Und meine Neue Mutter — hat ſie mir<lb/> nicht meines Vaters Liebe ſchon gekoſtet?<lb/> Mein Vater hat mich kaum geliebt. Mein<lb/> ganzes<lb/> Verdienſt war noch, ſein Einziger zu ſeyn.<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0015]
Erſter Akt.
Domingo ſtutzt.
Prinz?
Karlos.
O Himmel, gib, daß ich es dem vergeſſe,
der ſie zu meiner Mutter machte!
Domingo.
Prinz?
Karlos
beſinnt ſich und fährt mit der Hand über die Stirne.
Hochwürd’ger Herr — ich habe ſehr viel Unglück
mit meinen Müttern. Meine erſte Handlung,
als ich das Licht der Welt erblickte, war
ein Muttermord.
Domingo.
Iſt’s möglich, gnäd’ger Prinz?
Kann dieſer Vorwurf Ihr Gewiſſen drücken?
Karlos.
Und meine Neue Mutter — hat ſie mir
nicht meines Vaters Liebe ſchon gekoſtet?
Mein Vater hat mich kaum geliebt. Mein
ganzes
Verdienſt war noch, ſein Einziger zu ſeyn.
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