Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dom Karlos. Hochwürd'ger Vater, ist der weiteste,bis Sie auf Peters Stuhle niedersitzen. Viel Wissen möchte Sie beschweren. Melden Sie das dem König, der Sie hergesandt. Domingo. Mich hergesandt -- Karlos. So sagt' ich. O zu gut, zu gut weiß ich, daß ich an diesem Hof verrathen bin -- ich weiß, daß hundert Augen gedungen sind mich zu bewachen, weiß, daß König Philipp seinen einz'gen Sohn an seiner Knechte schlechtesten verkaufte, und jede von mir aufgefangne Silbe dem Hinterbringer fürstlicher bezahlt, als er noch keine gute That bezahlte. Ich weiß -- O still! Nichts mehr davon. Mein Herz will überströmen, und ich habe schon zu viel gesagt. Domingo. Der König ist gesonnen vor Abend in Madrid noch einzutreffen. Bereits versammelt sich der Hof. Hab' ich die Gnade, Prinz -- Dom Karlos. Hochwürd’ger Vater, iſt der weiteſte,bis Sie auf Peters Stuhle niederſitzen. Viel Wiſſen möchte Sie beſchweren. Melden Sie das dem König, der Sie hergeſandt. Domingo. Mich hergeſandt — Karlos. So ſagt’ ich. O zu gut, zu gut weiß ich, daß ich an dieſem Hof verrathen bin — ich weiß, daß hundert Augen gedungen ſind mich zu bewachen, weiß, daß König Philipp ſeinen einz’gen Sohn an ſeiner Knechte ſchlechteſten verkaufte, und jede von mir aufgefangne Silbe dem Hinterbringer fürſtlicher bezahlt, als er noch keine gute That bezahlte. Ich weiß — O ſtill! Nichts mehr davon. Mein Herz will überſtrömen, und ich habe ſchon zu viel geſagt. Domingo. Der König iſt geſonnen vor Abend in Madrid noch einzutreffen. Bereits verſammelt ſich der Hof. Hab’ ich die Gnade, Prinz — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#KAR"> <p><pb facs="#f0020" n="10"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dom Karlos</hi>.</fw><lb/> Hochwürd’ger Vater, iſt der weiteſte,<lb/> bis Sie auf Peters Stuhle niederſitzen.<lb/> Viel Wiſſen möchte Sie beſchweren. Melden<lb/> Sie das dem König, der Sie hergeſandt.</p> </sp><lb/> <sp who="#DOMI"> <speaker><hi rendition="#g">Domingo</hi>.</speaker><lb/> <p>Mich hergeſandt —</p> </sp><lb/> <sp who="#KAR"> <speaker><hi rendition="#g">Karlos</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">So ſagt’ ich. O zu gut,</hi><lb/> zu gut weiß ich, daß ich an dieſem Hof<lb/> verrathen bin — ich weiß, daß hundert Augen<lb/> gedungen ſind mich zu bewachen, weiß,<lb/> daß König Philipp ſeinen einz’gen Sohn<lb/> an ſeiner Knechte ſchlechteſten verkaufte,<lb/> und jede von mir aufgefangne Silbe<lb/> dem Hinterbringer fürſtlicher bezahlt,<lb/> als er noch keine gute That bezahlte.<lb/> Ich weiß — O ſtill! Nichts mehr davon. Mein<lb/> Herz<lb/> will überſtrömen, und ich habe ſchon<lb/> zu viel geſagt.</p> </sp><lb/> <sp who="#DOMI"> <speaker><hi rendition="#g">Domingo</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Der König iſt geſonnen</hi><lb/> vor Abend in Madrid noch einzutreffen.<lb/> Bereits verſammelt ſich der Hof. Hab’ ich<lb/> die Gnade, Prinz —</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0020]
Dom Karlos.
Hochwürd’ger Vater, iſt der weiteſte,
bis Sie auf Peters Stuhle niederſitzen.
Viel Wiſſen möchte Sie beſchweren. Melden
Sie das dem König, der Sie hergeſandt.
Domingo.
Mich hergeſandt —
Karlos.
So ſagt’ ich. O zu gut,
zu gut weiß ich, daß ich an dieſem Hof
verrathen bin — ich weiß, daß hundert Augen
gedungen ſind mich zu bewachen, weiß,
daß König Philipp ſeinen einz’gen Sohn
an ſeiner Knechte ſchlechteſten verkaufte,
und jede von mir aufgefangne Silbe
dem Hinterbringer fürſtlicher bezahlt,
als er noch keine gute That bezahlte.
Ich weiß — O ſtill! Nichts mehr davon. Mein
Herz
will überſtrömen, und ich habe ſchon
zu viel geſagt.
Domingo.
Der König iſt geſonnen
vor Abend in Madrid noch einzutreffen.
Bereits verſammelt ſich der Hof. Hab’ ich
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